Das Buch „Den ersten Schritt macht Gott“ ist spannend geschrieben und gut zu lesen. Es entstand aus Gesprächen im katholischen Fernsehsender EWTN. Journalist Rudolf Gehrig befragte Bischof Stefan Oster. Oster antwortet offen und ehrlich. Er gibt sich seelsorgerlich: nahe bei den Menschen.
Weitgehend werden im Buch heutige Glaubensfragen beantwortet. Nicht irgendwie, sondern aus dem Evangelium hergeleitet. Zum Beispiel gibt es folgende Frage: „Von einem Bischof erwartet man, dass er die junge Generation wieder zum Gottesdienst, zur Messe bringt. Wie machen Sie das?“ Antwort: „Das kann ich überhaupt nicht machen. Wir können nur einladen, dass die Menschen eine persönliche Beziehung zu Jesus bekommen. Dann werden sie von selbst in den Gottesdienst, die Messe kommen.“
Bischof Oster beschäftigt sich auch mit dem, was er als römisch-katholisch genuin bezeichnet: Maria, dem Zölibat, dass Frauen von der Priesterweihe ausgeschlossen sind, dem Lehramt und der Tradition. Es mag sich für evangelische Ohren etwas befremdlich anhören, aber es wird verständlich, warum die römisch-katholische Kirche diese Lehren glaubt.
Es lohnt sich, dieses Buch zu lesen. Mich hat die direkte Art des Bischofs beeindruckt. Stefan Oster war acht Jahre lang mit einer Frau liiert und lebte mit ihr wie in einer Ehe. Dadurch fiel es ihm schwer, Priester und anschließend Bischof zu werden. Er sieht sein Amt als Berufung. Jede Christin, jeder Christ habe eine besondere Berufung, betont Bischof Oster.
Von Wilfried Dölker
