Wir schreiben das Jahr 1977. Gerlinde studiert in Heidelberg Theologie, als sie diesen interessanten jungen Mann aus der Familie Breithaupt, der ebenfalls Theologie studiert, bei einem Besuch in Erfurt kennenlernt. Joachims Studienort ist Rostock. Ein spannender Austausch entsteht. Es kommt zu weiteren Besuchen und eine zarte Liebe beginnt. Doch ist eine ernste Beziehung nicht sinnlos? In der DDR leben? Nein. Unmöglich. Niemals. Aber das innere Ringen mündet dann tatsächlich in der Entscheidung: Ich gehe in die DDR. Mit einigen Hindernissen beginnt dann das gemeinsame Leben in einem winzigen Ort namens Dittichenrode.
Gerlinde nimmt uns in ihrem Buch mit hinein in ihr Leben unter den Bedingungen des real existierenden Sozialismus. Nicht nur die Kontrollmechanismen mussten ausgehalten werden, sondern auch lieb gewordene Gewohnheiten aufgegeben und Kontakte zur Familie im Westen erst einmal nur in eine Richtung gelebt werden. Die tiefe Gewissheit, von Gott an diesen Platz gestellt zu sein, hilft in Krisen und in Momenten von Ausweglosigkeit und auch dann, wenn es gilt, die eine oder andere Regelung zu umgehen.
Entstanden ist ein ungemein spannendes Buch, das den Leser dabei sein lässt, wenn im Pfarrhaus über Fluchtpläne gesprochen wird oder bei einem Spaziergang durch Dittichenrode oder auf Freizeiten mit Jugendlichen oder, oder … Insgesamt verbringt die Familie Breithaupt 9 Jahre in Dittichenrode, bis es zur deutsch-deutschen Wiedervereinigung kommt. Im Herbst 1992 nimmt Gerlinde Breithaupt Einblick in ihre Stasiakten und realisiert beim Durchlesen, wie von staatlicher Seite über sie gedacht und geurteilt wurde. Diese Aufzeichnungen werden sehr geschickt in die Lebensgeschichte mit eingearbeitet und vervollständigen das Bild des Alltags einer Pastorenfamilie.
Gerlinde Breithaupt ist es gelungen, ihren Lebensbericht ausgesprochen spannend zu schreiben, sodass ich dieses Buch innerhalb kürzester Zeit durchgelesen habe. Über ihre Herausforderungen, Enttäuschungen, ihr Gottvertrauen und gleichzeitig auch über ihre Zufriedenheit, menschliche Beziehungen oder auch darüber, den Behörden das ein oder andere Schnippchen zu schlagen zu lesen, haben mich sehr berührt. Viele Erlebnisse werden mit Bildern, die in dieser Zeit entstanden sind, ergänzt und vervollständigen die Lebensgeschichte.
Ich möchte das Buch all jene empfehlen, die Interesse an Zeitgeschichte haben. Dieser ungewöhnliche Schritt, vom Westen in den Osten Deutschlands „auszuwandern“ und somit Familie und Freunde hinter sich zu lassen, ist sehr erstaunlich.
Leseprobe (PDF)