„Sei doch nicht so empfindlich!“, diesen Satz haben viele Hochsensible gewiss schon gehört und sich dabei absolut missverstanden gefühlt – als ob es kein persönlicher Wesenszug, sondern eine bewusste Entscheidung ihrerseits sei.
Brigitte Küster hat in diesem Buch sowohl die wissenschaftlichen Fakten als auch Tipps und Ideen, wie hochsensible Menschen ihr Leben positiv gestalten können, aufgeschrieben.
Positiv finde ich die Herangehensweise der Autorin, indem sie zunächst die Fakten zum Thema zusammenträgt und anschließend das Positive und Besondere von Menschen mit hochsensiblen Anteilen herausstellt: So sind Hochsensible etwa meist sehr kreativ, empathisch und engagiert. Untersuchungen zufolge ist etwa jeder 5. Mensch hochsensibel.
Zugleich hat die Autorin aber auch die herausfordernden Seiten dieses Charakterzuges im Blick, wenn das Gefühl der Überforderung, der Überstimulation mit Sinnesreizen einsetzt oder die Stimmung in den Keller rutscht. Hier gibt die Autorin hilfreiche Tipps, das eigene Verhalten einzuordnen und zeigt dabei auch Lösungswege zu alternativem Verhalten auf.
Am Ende des Buches bin ich jedoch zwiegespalten: Inhaltlich fühle ich mich rundum informiert – aber eins fehlt mir sehr: Das Buch wird im SCM Hänssler Verlag veröffentlicht und an keiner Stelle wird ein Bezug zum christlichen Glauben hergestellt. Das verwundert und irritiert mich, auch weil der Glauben ja gerade eine Ressource für einen positiven Umgang mit Hochsensibilität darstellen könnte – wie es etwa Debora Sommer in ihrem 2021 erschienenen Buch „Mit allen Sinnen auf Empfang“ getan hat. Ein Verweis darauf wäre zumindest schön gewesen.
Von Andreas Schmierer