Verlag: SCM R.Brockhaus
Seitenzahl: 368
ISBN: 9783417241792

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Volker Halfmann: Der liebende Gott und sein heiliger Zorn

Der Titel des Buchs hat mich eigentlich sofort angesprochen. Hier geht es um essenzielle theologische Fragen, die viele Christen ein Leben lang beschäftigen können. Nicht wenige, die in christlichen Elternhäusern aufgewachsen sind, haben eine Erziehung „genossen“, in der Gottes Zorn und die mögliche ewige Bestrafung in der Hölle eine zentrale Rolle gespielt haben, wodurch das Evangelium schnell als Droh- anstatt als Frohbotschaft herüberkommt. Sowohl beim Autor des Buches als auch beim Rezensenten war dies jedoch durchaus anders.

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Dem freikirchlichen Pastor Volker Halfmann wurde weder in seiner Gemeinde noch im Elternhaus ständig mit der Hölle gedroht. Bei mir selbst war das auch nicht unbedingt der Fall. Trotzdem war uns beiden wohl schon früh bewusst, dass das Wort vom „lieben Gott“ schnell als einseitig entlarvt wird, wenn man anfängt, gründlich die (Erwachsenen-) Bibel zu lesen, weil man eben schnell merkt, dass Gott „auch anders kann“, was ja in Kinderbibeln an vielen Stellen noch deutlich abgeschwächt wird. Auch Martin Luther hatte hier bekanntlich existenzielle Probleme, die letztlich zur Reformation geführt haben. Volker Halfmann entwickelte darüber in seiner Jugend eine Zwangsstörung und betäubte seine Angst vor der Hölle lange Zeit mit Alkohol, was seine Biografie bis heute prägt, auch wenn er inzwischen abstinent lebt.

Das vorliegende Buch ist sozusagen eines der „Lebensthemen“ des Autors. Sowohl anhand der Bibel selbst, als auch anhand theologischer Auslegungen aus verschiedenen Jahrhunderten der Kirchengeschichte behandelt Halfmann das Thema. Er beleuchtet zunächst gründlich biblische Aussagen aus dem Alten und dem Neuen Testament. Anschließend werden verschiedene theologische Auslegungen über Gottes Zorn unter die Lupe genommen, angefangen bei dem als Häretiker verurteilten Markion über Laktanz, Thomas von Aquin, Martin Luther, Friedrich Schleiermacher und schließlich Albrecht Ritschl bis hin zu Karl Barth. Auch der religiöse Sozialist Aurel von Jüchen oder der Allversöhnung nahestehende Rob Bell („Love wins“) werden häufiger zitiert.

In der zweiten Hälfte des Buches folgen je ein Abschnitt der systematischen Einordnung der zuvor herausgearbeiteten theologischen Entwicklungslinien als auch ein Versuch, daraus praktische Konsequenzen abzuleiten.

Volker Halfmann berichtet gegen Ende seines Buches auch viel Autobiografisches, was zumindest für diejenigen, die seine anderen Bücher nicht gelesen haben, sehr bereichernd ist. Im Nachwort bringt er seine innerliche Zerrissenheit zum Ausdruck, bei der ich mich gut wiederfinde. Die Lehre vom doppelten Ausgang, die in der Bibel eben doch sowohl im AT als auch im NT klar zum Ausdruck kommt, ist und bleibt eben keine Angelegenheit, die man auf die leichte Schulter nehmen kann, insbesondere dann nicht, wenn man sich mit einer „Allversöhnung“ als Mensch eigentlich allzu gerne anfreunden würde – vielleicht auch, weil man das abgrundtief Böse im eigenen Lieben bisher nicht so sehr erfahren hat? – es aber vor dem Hintergrund der eigenen biblischen Erkenntnis eben nicht kann. Trotz dieses Schlusses legt man das Buch am Ende dann doch dankbar wieder zur Seite, weil es sich als sehr gewinnbringend erwiesen hat.

Von Johannes Renz

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ZUSAMMENFASSUNG

Ein sowohl theologisch durchdachtes als auch authentisches Buch, das sich trotz eines gewissen theologischen Anspruchs bis zum Schluss flüssig durchlesen lässt und letztlich auch im Glauben ermutigt.
Ein sowohl theologisch durchdachtes als auch authentisches Buch, das sich trotz eines gewissen theologischen Anspruchs bis zum Schluss flüssig durchlesen lässt und letztlich auch im Glauben ermutigt.Volker Halfmann: Der liebende Gott und sein heiliger Zorn