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Weiß ich den Weg auch nicht

Hedwig von Redern hat das Trostlied „Weiß ich den Weg auch nicht“ geschrieben. Eine Frau – eine Seltenheit unter den vielen Kirchenliederdichtern! Nach dem Ersten Weltkrieg wurde es als „Lied der baltischen Märtyrer“ bekannt.

  1. Weiß ich den Weg auch nicht, du weißt ihn wohl;
    das macht die Seele still und friedevoll.
    Ist’s doch umsonst, dass ich mich sorgend müh,
    dass ängstlich schlägt mein Herz, sei’s spät, sei’s früh.
  2. Du weißt den Weg für mich, du weißt die Zeit,
    dein Plan ist fertig schon und liegt bereit.
    Ich preise dich für deiner Liebe Macht,
    ich rühm die Gnade, die mir Heil gebracht.
  3. Du weißt, woher der Wind so stürmisch weht,
    und du gebietest ihm, kommst nie zu spät,
    drum wart ich still, dein Wort ist ohne Trug,
    du weißt den Weg für mich, das ist genug.

Hedwig von Redern


Das Lied „Weiß ich den Weg auch nicht“ aus dem Liederschatz-Projekt von Albert Frey und Lothar Kosse.

Leicht zum Auswendiglernen

Unsere Liederbücher sind reich an tröstlichen, Mut machenden Liedern. Das bekannteste unter ihnen ist wohl Paul Gerhardts „Befiehl du deine Wege“. Das Trostlied „Weiß ich den Weg auch nicht“ ist rund 250 Jahre jünger.

Es ist auch erheblich kürzer als Paul Gerhardts Zwölf-Strophen-Lied. Es umfasst nur drei vierzeilige Strophen. Dadurch lässt es sich aber leicht auswendig lernen. Wer sich diese Mühe macht, wird reichen Gewinn davon haben.

Von der Klage zum Lob

Inhaltlich hat „Weiß ich den Weg auch nicht“ mit Paul Gerhardts Lied eine bemerkenswerte Gemeinsamkeit: In beiden Liedern ist das Wort „Weg“ eines der Kernworte. Es kommt in jeder der drei Strophen von „Weiß ich den Weg auch nicht“ einmal vor. Ein anderes Kernwort ist das betonte „du“ (fünfmal) bzw. „dein“ (dreimal) und „dich“ (einmal).

Dieses „du“ meint Gott und steht in einem gewissen Gegensatz zu dem Ich, das seinen Weg nicht weiß, sich aber auf seinem Weg dem Wissen, der Weisheit Gottes anvertraut. Dabei spricht das „Ich“ anfangs noch von „sorgenvollem Mühen“, das Herz „schlägt ängstlich“.

Aber schon aus der zweiten Strophe spricht die Erfahrung, dass Gott unser Klagen in ein Loblied, in einen Freudentanz verwandeln kann (vergleiche Psalm 30,12), und aus dem sorgenvollen Mühen wird am Ende des Liedes ein stilles Warten.

„Lied der baltischen Märtyrer“

Das Lied „Weiß ich den Weg auch nicht“ hat eine große Wirkungsgeschichte. Als viele Baltendeutsche bald nach dem Ersten Weltkrieg wegen ihres Glaubens und ihrer deutschen Herkunft von den Bolschewiken in Lager und Kerker gesperrt wurden, erwies es sich als ein starker Trost. In einem der Gefängnisse, in Riga, sang eine Frau es allabendlich ihren Mitgefangenen vor. So erhielt es den Beinamen „Das Lied der baltischen Märtyrer“.

Und wem verdanken wir den kostbaren Text? Hedwig von Redern – einer Frau! Sie entstammte einer Adelsfamilie. Ihr Vater Hermann war preußischer General. Im Jahr des preußisch-österreichischen Krieges 1866 wurde sie geboren. Den größten Teil ihres Lebens verbrachte von Redern in Berlin.

Nicht nur als Dichterin wertvoller geistlicher Lieder ist sie bekannt geworden. Sie engagierte sich auch in vielen missionarischen und diakonischen Werken: Frauenmissionsbund, Sonntagsschularbeit und anderen. Als Hedwig von Redern im Alter von 69 Jahren starb, waren die Nationalsozialisten in Deutschland seit zwei Jahren an der Macht.

Text: Reinhard Deichgräber


Hier findest du gute Gedanken zu weiteren altbekannten Chorälen und christlichen Liedern.

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