Für einen Aufruf gegen die Unternehmer-Denkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) haben die Initiatoren rund 1.100 Unterschriften gesammelt.
Der evangelische Sozialethiker Franz Segbers sprach am Freitag von einer breiten Resonanz für den Aufruf «Frieden mit dem Kapital?», in dem der EKD zu große Nähe zur Wirtschaft vorgeworfen wird. Aus allen «Lagern und Etagen» der evangelischen Kirche habe es Widerspruch gegen die «einseitige Position» in dem EKD-Text gegeben, sagte Segbers.
Am Rande des Bremer Kirchentags wurde eine erste Sammlung mit Unterschriften an Oberkirchenrätin Cornelia Coenen-Marx vom EKD-Kirchenamt übergeben. Unterstützung für den Appell gab es Segbers zufolge von Gemeinden, Netzwerken, kirchlichen Arbeitnehmerverbänden, sowie Einzelpersonen. Auch zwei Bezirkssynoden in Baden und dem Rheinland hätten die Forderungen unterstützt. Viel Zuspruch habe die Aktion gerade bei Menschen in den neuen Bundesländern erfahren.
Mit der bis Pfingsten befristeten Unterschriftensammlung, die am Reformationstag 2008 gestartet wurde, wollen die Initiatoren die EKD-Verantwortlichen dazu bewegen, die Denkschrift zu widerrufen und ihre Anpassung an die «herrschenden Mächte» in Wirtschaft und Politik aufzugeben. Das Dokument beschönige die sozial-ökonomische Realität «in grotesker Weise», wird in dem Aufruf kritisiert. Die EKD passe sich an neoliberale Vorstellungen an, lautet ein weiterer Vorwurf. Erstunterzeichner waren die evangelischen Theologen Frank Crüsemann, Ulrich Duchrow, Heino Falcke, Franz Segbers, die Wirtschaftsprofessoren Siegfried Katterle und Karl Georg Zinn, und der Ex-Gewerkschaftsführer Detlef Hensche.
Die EKD hatte die Denkschrift «Unternehmerisches Handeln in evangelischer Perspektive» vor einem Jahr vorgelegt. Darin äußert sie sich kritisch zu Auswüchsen beim Renditestreben und ermahnt Unternehmer zu sozialer Verantwortung. Durch rücksichtslose Verfolgung von Rendite- und Anlegerinteressen schwinde das Vertrauen in wirtschaftliches Handeln. Die EKD befürwortet eine Fortentwicklung der sozialen Marktwirtschaft, da dieses Wirtschaftsmodell gesellschaftliche Teilhabe und Wohlstand für breite Schichten
ermöglicht habe.
(Quelle: epd)