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850 Jahre Kloster Loccum: Lebendige Tradition hinter dicken Mauern

Das Kloster Loccum zwischen Weser und Steinhuder Meer hat viele Umbrüche und Krisen erlebt. Doch die Tradition der Zisterzienser blieb ungebrochen. Jetzt feiert das Kloster sein 850-Jähriges Bestehen.

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Sogar Reliquien sind noch da. Gut gesichert lagert etwa der kleine Finger des Heiligen Bonifatius (um 672-754) in einem Beutel hinter den dicken Mauern des Klosters Loccum bei Nienburg – ein Geschenk des Doms zu Fulda aus einer Zeit, in der Knochenreste von Märtyrern noch verehrt wurden. "Der ist schon zu Staub zerfallen", sagt Abt Horst Hirschler. "Aber der Staub wird anständig behandelt." Geschichten wie diese wird Hirschler (79) in den nächsten Monaten noch oft erzählen. Denn noch bis Ende Oktober blickt das Kloster auf sein 850-jähriges Bestehen zurück.

 Das 1163 gegründete Zisterzienserkloster gilt als geistliches Zentrum der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, der größten evangelischen Landeskirche in Deutschland. Zwar leben dort heute keine Mönche mehr, doch an ihre Stelle sind junge Theologinnen und Theologen getreten, die das Klosterleben auf andere Weise fortführen: Sie werden in einem Predigerseminar zu Pastorinnen und Pastoren für ganz Niedersachsen und Bremen ausgebildet. "In Loccum hat sich in bundesweit einzigartiger Weise spätmittelalterliche Klostertradition erhalten", sagt der Kirchenhistoriker Hans Otte aus Hannover.

 Seiner versteckten Lage, der protestantischen Ausrichtung und Zufällen der Geschichte ist es vermutlich zu verdanken, dass das Kloster die Jahrhunderte überdauert hat. Die Bilderstürme der Reformationszeit gingen an Loccum ebenso vorüber wie die Herrschaft Napoleons, die viele Klöster zum Erliegen brachte. In der wertvollen Klosterbibliothek mit ihren rund 80.000 Bänden und Urkunden ist die wechselvolle Geschichte bis in die Anfänge dokumentiert.

 Sie beginnt am 21. März 1163 rund 35 Kilometer weiter südwestlich im Dom zu Minden. Dort stiftete Graf Wulbrand von Hallermund dem Zisterzienserorden das Land rund um die Burg Lucca, deren Reste heute noch im Klosterwald zu besichtigen sind. Im Frühsommer 1163 trafen daraufhin nach langem Fußmarsch zwölf Mönche und ein Abt aus dem thüringischen Kloster Volkenroda in Loccum ein, um den Grund und Boden urbar zu machen.

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 Bis zu 180 Mönche, Priester und Laien, beteten und arbeiteten in guten Zeiten in Loccum. In der stürmischen Reformationszeit blieben sie zunächst dem alten Glauben treu. Doch um 1600 ließen sie sich von Luthers Schriften überzeugen und wurden protestantisch. "Luther wies aus der Bibel nach, dass ein Mönch nicht leichter in den Himmel kommt als ein Handwerker", erläutert Horst Hirschler, der bis 1999 Bischof der hannoverschen Landeskirche war.

 Mit dem neuen Glauben wurden auch die Reliquien plötzlich wertlos. Der lutherische Abt Gerhard Molanus (1633-1722) ließ deshalb Dutzende von ihnen auf dem Klosterfriedhof bestatten. An unbekannter Stelle, damit sie von "Altgläubigen" nicht wieder ausgegraben werden konnten. Doch einige liegen weiterhin im Kloster-Safe: "Es sind Erinnerungen an Christen, die für ihren Glauben den Kopf hingehalten haben."

 Obwohl die Reformation einen tiefen Bruch bedeutete, hat das Kloster an vielen Traditionen festgehalten. Bis heute wird es von einem Abt, einem Prior und einem Konvent geleitet. Es gehört weiterhin offiziell zum katholischen Zisterzienser-Orden mit Sitz in Rom und zur Gemeinschaft der evangelischen "Zisterzienser-Erben".

 Und Tag für Tag feiern Mitarbeiter und Gäste in der inzwischen umfassend restaurierten Klosterkirche so wie früher die "Hora": Lieder, Gebete, Bibeltexte, Schweigen. Jeden Abend um 18 Uhr. Seit 850 Jahren. Auch in Krisenzeiten wie im Zweiten Weltkrieg, als das Kloster als Lazarett diente, ist sie nicht ausgefallen. "Es war immer jemand da", erzählt Hirschler. "Das ist ein ganz hoher Wert und der geistliche Inhalt des Klosters." Für ihn ist sein Amt als Abt die schönste Aufgabe, die er sich vorstellen kann: "Dieses wunderbare Kloster mit Leben zu füllen, das ist das Beste."

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(Quelle: epd)

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