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Afghanistan-Debatte: Guttenberg will mit Bischöfin Käßmann reden

Nach ihrer Kritik am Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan sucht Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) das Gespräch mit der hannoverschen Landesbischöfin Margot Käßmann.

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In einem Interview mit der «Leipziger Volkszeitung» (Mittwochsausgabe) sagte Guttenberg: «Ich habe Frau Käßmann eingeladen, ein Gespräch mit mir zu führen. Ich will zunächst einmal selbst von der Bischöfin im Zusammenhang hören, wie sie zu dieser Einschätzung gekommen ist.»

 Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hatte in ihrer Neujahrspredigt in der Dresdner Frauenkirche gesagt, in Afghanistan schafften Waffen «offensichtlich auch keinen Frieden». Dies war als schnelle Abzugsforderung der Bundeswehr verstanden worden und hatte bereits am Wochenende bei Regierung und Opposition zum Teil scharfen Widerspruch ausgelöst. Käßmann sagte am Montag der «Bild»-Zeitung, sie habe jedoch nie den sofortigen Abzug der deutschen Soldaten aus Afghanistan verlangt. Käßmann vertritt als EKD-Ratsvorsitzende rund 25 Millionen Protestanten.

 Unterdessen erhält Käßmann zunehmend Unterstützung in ihrer friedensethischen Position. Der Berliner Bischof Markus Dröge erklärte am Dienstag in Berlin, eine bedingte Fortsetzung des Afghanistan-Einsatzes sei ethisch nur akzeptabel, wenn «die längst überfällige Zieldefinition und dazu eine Exit-Strategie festgelegt» würden. Damit sei aber keine Neuauflage der «Lehre vom gerechten Krieg» verbunden.

 Ohne Schuld komme keiner aus diesem Dilemma heraus, weder Politiker noch Soldaten, weder Regierte noch Regierende, sagte der evangelische Bischof. Zugleich kritisierte Dröge, dass erst jetzt, wo zunehmend Tote zu beklagen sind, das Thema mit dem notwendigen Ernst behandelt werde.

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 Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Ruprecht Polenz, begrüßte die Klarstellung Käßmanns nach ihrer Kritik am Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr. «Ich bin froh, dass sie jetzt diese Position bezieht, die wesentlich mehr dem entspricht, was, sagen wir mal, auch die Mehrheit des Deutschen Bundestags für richtig hält», sagte der CDU-Politiker am Dienstag im WDR. Käßmann hatte erläutert, dass es ihr um einen erkennbaren Plan für den Abzug deutscher Soldaten gehe.

 Polenz sagte, die Kirche äußere sich zu politischen Fragen stets mit einer besonderen moralischen Autorität. Dies mache sie jedoch nicht zum «Fachmann in allen möglichen Alltagsfragen». Wer einen sofortigen Abzug aus Afghanistan fordere – und so sei Käßmann von allen verstanden worden – der mache sich schuldig an den Afghanen, die sich auf Aufbauhilfen aus dem Ausland verließen. Dadurch dass Käßmann reagiert und die Dinge klargestellt habe, sei die Diskussion nun zu einem guten Punkt gebracht.

 «Emma»-Herausgeberin Alice Schwarzer stärkte der hannoverschen Landesbischöfin den Rücken. Die EKD-Ratsvorsitzende werde zurzeit von rechten bis linken Politikern für eine Selbstverständlichkeit gescholten, schreibt die Feministin in einem offenen Brief auf ihrer Homepage www.aliceschwarzer.de. Dass das Oberhaupt einer deutschen Kirche vor einem Krieg warne und zu einem klaren Friedenszeugnis aufrufe, sei das mindeste, was zu erwarten sei.

 Es sei keineswegs «naiv», wenn Käßmann darauf aufmerksam mache, dass Deutschland nach den USA und Großbritannien drittgrößte Streitmacht in Afghanistan und drittgrößter Rüstungsexporteur weltweit sei. «Und wie gut, dass Sie neben den afghanischen Opfern auch an die anscheinend vergessenen traumatisierten deutschen Soldatinnen und Soldaten erinnern», schreibt Schwarzer.

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 Inge Höger von der Linksfraktion im Bundestag bezeichnete die Angriffe und Vorwürfe gegen Käßmann als «Ungeheuerlichkeit». Die Bischöfin vertrete mit ihrer Ablehnung des Kriegseinsatzes die Mehrheitsmeinung der deutschen Bevölkerung. Es sei gut, dass «die Kirchen nach Jahren des Schweigens und der Zustimmung nun endlich Stellung beziehen und auch von der Kanzel aus Wort ergriffen wird gegen diesen unmenschlichen und völkerrechtswidrigen Krieg». 

(Quelle: epd)

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