Vom 9. bis zum 12. September 2010 steht die Schweiz wieder Kopf – und die Jugend im Rampenlicht: Mehr als 20‘000 Jugendliche aus allen Landesteilen setzen gleichzeitig und innerhalb von 72 Stunden gemeinnützige Projektideen um. Begleitet wird die Aktion von den nationalen Radiosendern der SRG.

Janine Anliker hat vier Jungscharleiter bei der Planung ihres Projektes besucht

 Im CVJM-Haus in Oftringen ist es dunkel. Einzig hinter einem Fenster brennt Licht. In diesem Zimmer steht ein Holztisch, gedeckt mit Keksen, einem Krug Sirup und zwei großen Blättern Papier. Rings um den Tisch sitzen vier Jungscharleiterinnen der reformierten Kirche Oftringen, diskutieren angeregt und lachen laut. Noemi Kaderli, Claudia Meder, Fränzi Kremer und Michal Gafner heißen sie. Und was sie diskutieren dürfen ihre Jungschärler nicht erfahren.

 Mit dem Farbstift in der einen und einem Keks in der anderen kritzelt jede der vier Stichworte aufs Papier: Flohmarkt, Open-Air-Kino, Abfall einsammeln, Feuerstelle bauen, Spielplatz, … "Muss es denn eine ganz neue Idee sein?", fragt Fränzi. "Nein, das Projekt soll einfach etwas nachhaltiges und gemeinnütziges für die Ortsgemeinde werden," erklärt Claudia den Auftrag der Aktion 72 Stunden. Wie der Name schon sagt, bleiben der Jungschar Oftringen nur 72 Stunden, um ihr Projekt zu realisieren. Der Clou der Aktion: Die Jungschärler erfahren erst wenn der Startschuss ertönt, was für ein Projekt ihre Leiter für sie ausgeheckt haben.

 Alle vier Blicke ruhen auf den 13 Stichworten, die mittlerweile auf den Blättern geschrieben stehen. Tolle Dinge, jedoch zu schwer zum Organisieren, meint Fränzi. Würden sie mit ihren Jungschärlern einen Spielplatz bauen, müssten sie mit der Ortsgemeinde zusammenarbeiten, denn die seien letztlich für den Spielplatz verantwortlich. Und woher sollten sie das Material nehmen, wenn sie doch keinen Franken zur Verfügung haben? "OBI könnte uns das Holz dafür geben!", scherzt Claudia und zeigt mit dem Blick zum Fenster, wo in der Ferne eine OBI-Leuchtschrift zu erkennen ist.

 Ein weiterer Vorschlag: Das CVJM-Haus renovieren. Die vier drehen ihre Köpfe und schauen sich im Zimmer um. Die Heizung sei zwar renovierungsbedürftig, das restliche Haus aber ganz in Takt, sind sie sich einig. "Wir könnten die reformierte Kirche streichen, damit sie etwas schöner aussieht?", schlägt Fränzi vor. "Nein, das ständige Glockenläuten wäre zu nervig", widerspricht ihr Michal mit breitem Grinsen.

 Eine Feuerstelle am Waldrand säubern? Damit seien sie mit den 50 Jungschärlern in Kürze fertig. "Und wenn wir zuerst einen Platz roden, dann eine neue Feuerstelle errichten und gleich noch ein Waldhaus in der Nähe renovieren würden?", schlägt Claudia vor. Doch ohne Erlaubnis der Ortsgemeinde dürfen auch Jungscharen keine Waldstücke roden und Feuerstellen erbauen. "Wir können ja, die Ortsgemeinde fragen, ob sie eine Projektidee hätten", sagt Fränzi.

 Rund 30.000 Kinder und Jugendliche in der ganzen Schweiz machen laut Organisatoren am 9. September 2010 bei der Aktion 72 Stunden mit. Ziel dieser Aktion sei es, die Jugend wieder ins richtige Licht zu rücken. Zu zeigen, dass sie anpacken und Positives bewirken können. Zudem soll dadurch die Integration von benachteiligen Kindern gefördert werden.

 Nach einer Stunde sind die Gesichter, der vier Leiterinnen müde, ihre Ideen karg und die Kekse fast alle weg. "Wenn wir für jeden Punkt so lange brauchen, kommen wir gar nicht mehr nach Hause", jammert Fränzi. Recht hat sie: Wenn die vier jetzt nicht Thema wechseln, kommen sie heute nicht mehr nach Hause. Sie verschieben die konkrete Projektwahl auf später, wenn sie die Projektideen der Ortsgemeinde wissen. "Aber unsere Vorschläge nicht weitererzählen!", ermahnt Noemi die anderen, "das ist streng geheim!"

 Noemi räumt gerade die beiden Blätter weg, als Michal plötzlich schreit: "Schaut, da ist ein Boot!" Alle Köpfe drehen sich Richtung Fenster, wo gerade ein riesiges Boot mit einem Auto auf die Autobahn transportiert wird. "Kommt", jauchzt Michal, "wir bauen ein Boot!"

 Aktion 72 Stunden ist ein Projekt der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände (SAJV) und ihrer Mitgliederorganisationen (unter anderem der Christliche Verein Junger Menschen CVJM). Begleitet wird die Aktion vom nationalen Radiosender der Schweiz. Der Startschuss fällt am 9. September 2010 um 18:11 Uhr. Der Schlusspfiff am 12. September um 18:11 Uhr.