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Betest du auch manchmal für einen Parkplatz?

Out of the Box – Weil wir wunderbar gemacht sind

Die zweiwöchentliche Kolumne von Tom Laengner

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„Vater, dein Wille geschehe“ – so hat Jesus selbst gebetet. Ist es bei uns nicht oft eher ein: „Bitte lass meinen Willen geschehen“? Tom Laengner fragt sich, ob uns das ans Ziel führt.

Ehrlich gesagt habe ich das immer wieder mal gemacht. Und ich habe mich auch bei Gott bedankt, wenn das geklappt hat. Einmal habe ich darüber nachgedacht, was Gott tun muss, damit mein Gebet erhört wird. Wie viele Ampelschaltungen muss er auf meinem Weg in die Innenstadt manipulieren? Und wie vielen Menschen muss er klar machen, dass sie sich beeilen sollen, damit ich ihren Parkplatz bekomme? Je nach Verkehrsaufkommen, Parkplatzkapazität und Anfahrtsweg ist das also verschieden. Aber er bekommt schon zu tun. Um ihn zu entlasten habe ich überlegt, ob ich nicht vielleicht mal mit dem Fahrrad an mein Ziel fahren könnte. Oder ich nehme ohne Gebet einen unbequemeren Parkplatz in Kauf. Dann müsste ich allerdings ein paar hundert Meter mehr laufen. Aber für mich ist laufen gesund und kein Problem. Nun ist Gott ja jenseitig all meiner Vorstellungskraft, wenn es um Ingenieurswissen oder kreative Gestaltung geht. Aber so wie ich das sehe, ist er nicht mein Butler oder sowas wie ein Facility Manager meines zerbrechlichen und chaotischen Alltags.

Ich habe meine Zweifel, ob ich nicht gelegentlich meine Gebetsliste mit der Wunschliste an den Weihnachtsmann verwechsele.

Mich erleichtert es, dass ich beim Beten keine Gedichte zitieren muss, wie sie in Gebetbüchern zu finden sind. Der Gedanke ist auch beruhigend, dass Gott nicht vergesslich ist und ich ihn mehrmals täglich erinnern muss, womit ich ihn beauftragt habe. Äh, ich meine natürlich, worum ich gebetet habe.

Doch ich habe meine Zweifel, ob ich nicht gelegentlich meine Gebetsliste mit der Wunschliste an den Weihnachtsmann verwechsele. Allein die Tatsache, dass Gott mir meine Gebete nicht krumm nimmt, bedeutet möglicherweise nicht, dass ich ihn mit meiner Art zu beten stolz mache.

Was mich umhaut ist, dass er mir anbietet, ihn Vater zu nennen. Das hat Jesus ja in seiner kurzen Einführung ins Gebet klar gemacht. Als die Jünger ihn gefragt haben, wie beten denn geht, hat Jesus gesagt, wie sie anfangen sollen: „Vater Unser im Himmel“ waren seine Worte. An den Erfinder, Schöpfer und Meister des Weltgeschehens gerichtet, finde ich das sehr unorthodox. Allerdings ist das für manche aufgrund ihrer persönlichen Geschichte mit ihrem eigenen Vater eine Herausforderung. Für andere wegen der Gendergerechtigkeit. Doch immerhin bietet Gott eine Beziehungsebene an.

Gott, der ohne Zeit und Grenze ist, möchte als Vater angesprochen werden? Da wäre doch zumindest Eminenz, Exzellenz oder Eure Heiligkeit angemessen.

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Das ist krass! Wenn ich mir vorstelle, wie schwer es ist, von einem Influencer und Sportprofi die Handynummer zu bekommen! Dabei kennt diese Menschen in ein paar Jahren niemand mehr. Aber hier geht es um den ewigen Gott. Und der sagt: ‚Ach, sag doch einfach Vater‘.

Das haut mich aus den Schuhen. Wir Menschen lassen uns ja gern mit akademischen Titeln und Ämtern anreden. Und weil es davon so viele gibt, kann das leicht schiefgehen. Um dem Abhilfe zu schaffen, hatte das Bundesministerium des Innern eine Idee. Die Leute haben einen Ratgeber für Anschriften und Anreden herausgebracht. Und Gott, der ohne Zeit und Grenze ist, möchte als Vater angesprochen werden? Da wäre doch zumindest Eminenz, Exzellenz oder Eure Heiligkeit angemessen. Nein, sagt Gott, Vater reiche ihm als Ansprache. Nicht einmal ein ‚Sie‘ fordert er ein.

Vielleicht empfinde ich meine Parkplatzgebete deshalb inzwischen als so verstörend. Werden sie Gott gerecht und meiner Beziehung zu ihm? So wie ich ihn kenne, ist er doch in erster Linie Gott. Ja, er wurde ganz und gar Mensch. Das raubt mir den Atem. Aber leider bin ich im Gegenzug noch nicht so ganz wie er.

In seinen Basics zum Gebet war Jesus ja nach vier Wörtern nicht fertig: „Dein Wille geschehe. Und zwar auf Erden wie im Himmel“. Das klingt recht steil. Und das ist es wohl auch. Aber hätte ich bei mehr Alltagsentscheidungen danach gefragt, wäre ich in weniger Situationen gekommen, wo ich habe rufen müssen: ‚Oh Herr, hilf mir heraus!‘ Ich denke, du weißt genau, was ich meine. Ich glaube, dass ich mit meinen Wunschlisten und Parkplatzgebeten im falschen Bus sitze. Auf dieser Linie komme ich nicht ans Ziel. Also besser schnell umsteigen.

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Und dann spricht nichts dagegen, alle Jubeljahre mal um einen richtig schicken Parkplatz zu bitten.

Out of the Box – Teil 1: Was gibt mir Energie?
Out of the Box – Teil 2: Was müsste dein Bruder tun, damit du glaubst, dass er der Sohn Gottes ist?
Out of the Box – Teil 3: Was macht mein Herz frei und warm?
Out of the Box – Teil 4: Wie erkläre ich meinen Glauben im Zoom-Meeting?
Out of the Box – Teil 5: Von Pornoweltmeistern und Polenschlüsseln
Out of the Box – Teil 6: Darf ein Christ eigentlich Mikado spielen?
Out of the Box – Teil 7: Was macht die Barmherzigkeit barmherzig?
Out of the Box – Teil 8: Wann wird das Nein zum Geld ein Ja zum Glück?
Out of the Box – Teil 9: Wie viel Gewicht gebe ich meinem Gewicht?
Out of the Box – Teil 10: Ist mir das Paradies zu wenig?


Tom Laengner ist ein Kind des Ruhrgebiets. Nach 20 Jahren im Schuldienst arbeitet er journalistisch freiberuflich und bereist gerne unterschiedliche afrikanische Länder. Darüber hinaus arbeitet er als Sprecher für Lebensfragen und Globales Lernen. In seiner Kolumne „Out of the Box – Weil wir wunderbar gemacht sind“ schreibt er regelmäßig über Lebensfragen, die ihn bewegen.

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4 Kommentare

  1. Lieber Ralph Kunze:

    Ich gebe ehrlich zu, ich hatte gebetet wieder in mein kirchliches Amt nachzurücken. Eines welches ist seit langen Jahren gerne wahrnahm. Ich wurde nicht gewählt, weil die Ergebnisse meist immer knapp sind. Ich fuhr zu dieser Sitzung einer auslaufenden Wahlperiode und schickte dieses Stoßgebet in den Himmel – es war sicher egoistisch, aber ehrlich. Gott gab mir noch nie einen Stein, wenn ich um ein Brot gebeten habe. Als die Sitzung begann fragte mich ein (gewählter) Mitbruder, ob ich nicht für ihn nachrücken könne. Ich würde ihm damit einen großen Gefallen tun. Da sagte ich nur: Danke, lieber Gott, dass du meine zugegeben kindliche Gebetsbitte erfüllt hast. Selbstverständlich: Gut funktioniert nicht. Aber er ist immer da.

  2. Ich habe schon oft um einen Parkplatz oder andere Lapalien gebetet – und meistens wurden sie positiv beantwortet.
    In meinen Augen ist das legitim, meine Kinder bitten mich auch um merkwürdige Dinge – und oft kann ich ihnen weiterhelfen.
    ER muß es ja nicht tun, es ist eine Bitte und kein Befehl. Und „Dein Wille geschehe“ steht bei mir über allen Gebeten.

  3. Das Parkplatzproblem-Gebet ist auch ilegitim

    Ich denke, dass es keine legalistischen Regeln gibt, wie ich und wir unser Gebet praktizieren dürfen. Denn wenn wir glauben, dass Gott unser Vater (und unsere Mutter) ist, der uns keinen Stein gibt, wenn wir um Brot bitten, dürfte sich eine theoretische persönliche Regel des Gebetes nach meinen Fragen und Problemen richten. Was einem anderen Menschen als Lappalie erscheint, könnte einem Bernd Hehner als riesiger unbesteigbarer Berg erscheinen. Selbstverständlich ist das Vater-Unser eine Art von beispielhafter Vorgabe, an der sich jede und jeder orientieren kann. Da geht es um Gott, sein Reich, des Schöpfers heiliger Name, die Vergebung aller unserer Schuld und um die Hoffnung um das Leben in Gottes neuer Welt. Zugleich dürfen wir aber auch „Abba – lieber Vater“ zu ihm sagen, so wie ein Kind mit großem Vertrauen zu ihm kommen, wobei die biblische Aussage „wie ein Kind zu werden“ bedeutet nicht kindisch zu werden, sondern wie ein Kind mit einem großen Vertrauen zu beten. Niemand kann den Schöpfer aller Dinge mit guten Taten (nichts gegen gute Taten) bezahlen und sich gewissermaßen den Gegenwert als Gebetserhörung abholen. Gott funktioniert nicht. Aber er hat bei mir schon das eine oder andere Stoßgebet sofort erfüllt, vielleicht weil es ehrlich gemeint war. Aber auch wesentliche Gebete wie ich mir mein Leben wünsche, wurden mir positiv beantwortet – allerdings ist es mir erst nach Jahren plötzlich deutlich geworden. Niemand kann Gott, der unendlich ist in Raum und Zeit, der gleichzeitig in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist, in dessen Himmel womöglich keine Zeit existiert, irgendwie in ein Denkschema pressen. Das einzige was Jesus Christus, zugleich Gott als mein Vater sowie als die Heilige Geistkraft, von mir erwartet: Ich muss mein Vertrauen in jedes meiner Gebete investieren. Es geht in der Bibel oft um Vertrauen, etwa auch in Form der Jesusworte, dass das Gebet Berge versetzen kann.

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