In der Dominikanischen Republik werden laut Amnesty International immer mehr Menschen in Polizeigewahrsam misshandelt oder willkürlich getötet.
Der Polizeiapparat müsse dringend reformiert werden, forderte die Menschenrechtsorganisation in einem am Dienstag (Ortszeit) in der Hauptstadt Santo Domingo veröffentlichten Bericht. Nur ein Bruchteil der Fälle werde untersucht oder vor Gericht verhandelt.
Nach Angaben des dominikanischen Generalstaatsanwalts wurden in diesem Jahr zwischen Januar und Juli 154 Menschen von Polizisten umgebracht, fast 30 mehr als im gleichen Zeitraum im Vorjahr. Zehn Prozent aller 2010 erfassten Morde wurden von Sicherheitskräften begangen. Offiziell handelte es sich meistens um Schusswechsel mit Kriminellen. Forensische Untersuchungen deuten laut Amnesty aber in vielen Fällen darauf hin, dass die Beamten gezielt geschossen haben, um zu töten.
Erschießungen dürften nicht als Abschreckungsmethode eingesetzt werden, warnte die Menschenrechtsorganisation. Daneben würden Menschen in Polizeigewahrsam häufig misshandelt, gefoltert und mit dem Tod bedroht, heißt es in dem Bericht, der den Titel «Halt den Mund, wenn du nicht umgebracht werden willst» trägt. Den Inhaftierten würden auch Essen, Wasser und Medikamente vorenthalten.
«Die offizielle Sichtweise ist noch immer, dass Menschenrechtsverletzungen von einigen wenigen korrupten oder unprofessionellen Polizisten begangen werden, die schnell zur Verantwortung gezogen werden, aber die Realität sieht anders aus», sagte Javier Zúñiga, der bei Amnesty für den Karibikstaat zuständig ist.
«Das System für die Untersuchung von Polizeigewalt in der Dominikanischen Republik funktioniert nicht», beklagte Zúñiga. Es fehle eine klare Regelung, wie mit Beschwerden über Menschenrechtsverletzungen umgegangen werden soll. Die Sicherheitskräfte seien bei ihrer Arbeit zwar großen Gefahren ausgesetzt, räumte Zúñiga ein. Aber Misshandlungen verstärkten die Gewalt nur.
(Quelle: epd)