Die FeG Offenburg baut aktuell an einer Mini-Kirche. Wenn alles fertig ist, sollen damit kirchenferne Menschen erreicht werden.
Die Kirche soll mobil sein, auf einem Anhänger stehen und an einen PKW angekuppelt werden können, wie Matthias Graf, Pastor der Gemeinde, Jesus.de gegenüber sagte. Sie wird elf Quadratmeter groß sein und Platz für acht bis zehn Personen bieten. Mit der Tiny Church will die FeG als Kirche zu den Menschen kommen und vor allem Kirchenferne erreichen.
In der Tiny Church sollen zukünftig Hauskreise, Bibelstunden, Seelsorge- sowie Gebetsangebote in verschiedenen Stadtteilen Offenburgs stattfinden. Die Gemeinde plane auch Gottesdienste in der Tiny Church zu feiern, so Graf. Während der Corona-Pandemie habe seine Gemeinde mit verschiedenen öffentlichen Gottesdienstformen wie zum Beispiel Autogottesdiensten experimentiert und Gefallen daran gefunden.
Wo ist die Kirche im Alltag?
Den Impuls für den Bau der Tiny Church bekam Matthias Graf durch ein Gespräch mit einer Buchhändlerin. Diese fragte ihn, wo die Kirche in ihrem Alltag sei. Als er anschließend bei einem Kollegen eine Tiny Church sah, wusste er: „Das ist genau das Richtige.“ Kirchen würden oft in ihren Subkulturen bleiben und nicht raus zu den Menschen gehen, meinte Graf. Mit der Tiny Church könne Kirche da sein, wo die Menschen seien und zum Beispiel auf dem Marktplatz Präsenz zeigen.
Konkret wurden die Pläne erst, nachdem Sylvia Kärcher als Praktikantin vom ISTL Freiburg, einer dualen Bibelschule, zur Gemeinde dazugestoßen war. Sie hatte schon Erfahrung mit dem Bau eines Tiny Houses gesammelt. Die Kirche werde komplett in Eigenleistung gebaut, betonte Graf. In der Gemeinde gäbe es mehrere begabte Handwerker, die mithelfen würden. Dadurch koste der Bau der Tiny Church nur 7.000 bis 8.000 Euro – normalerweise würden die Kosten bei rund 20.000 Euro liegen. Eine Tischlerei berät und unterstützt die Gemeinde beim Bauen.
Das Projekt finanziere sich komplett über Spenden. „Schon nach drei Monaten hatten wir alles zusammen.“ Sogar kirchenferne Menschen hätten gespendet, weil sie das Projekt so „cool“ gefunden hätten, erzählte der Pastor der FeG. Die Gemeinde hofft, dass der Bau bis zu den Sommerferien abgeschlossen ist.
Wo ist Kirche im Alltag ?
Wo Kirche im Alltag ist, scheint mir fast eine Gretchenfrage zu sein. Die Idee, mit einer Minikirche auch in der Wochenmitte in die Stadtteile zu fahren, zum Gespräch einzuladen oder auch in anderer Weise präsent zu sein, ist ein sehr guter Einfall. Die Frage wo Kirche im Alltag ist – oder anders gefragt wie wir unser Christsein als ganzheitliches Lebenskonzept begreifen, stellt sich als anverwandtes Thema ebenso. Wir können von Taize, Kirchen- oder schönen Katholikentagen bzw. großen christlichen Kongressen oder ähnlichen Hochzeiten träumen, wo wir (als menschliche Herdentiere) uns mit so vielen Gleichgesinnten wohlfühlen – aber all dies ist nicht die ganz normale Ödnis des Alltages. Ich denke auch an die Worte aus den 1970er Jahre des Sprechers der damaligen ökumenischen action 365, einem Jesuit, der vielleicht prophetisch vorhersagte: „Die Kirche der Zukunft wird die Kirche der kleinen Gruppen sein, nicht zurückgezogen ins fromme Ghetto, sondern mitten in der Gesellschaft, mit offenen Türen, aber Menschen die ihr Leben gemeinsam jeden Tag miteinander und mit anderen teilen“. Solche Modelle von Kirche/n, dann auch der Not geschuldet kleiner und viel ärmer zu sein, sind so ein Stück (auch) Hoffnung auf moderne Urgemeinde. Die Kirche wäre dann, proportional entgegengesetzt ihrer personellen Schrumpfung, vielleicht wirklich mehr Salz der Erde und Licht der Welt. Meiner Auffassung nach muss die Absicht präsent zu sein und an die Hecken und Zäune zu gehen, auch gleichzeitig damit korrespondieren, nicht nur ein wenig die Zeit mit anderen Menschen zu teilen, sondern ebenso dem Gemeinschaftsleben ebenso vermehrt Raum zu geben. Dies schreibe ich, weil ich erlebe, dass es in größeren Städten teilweise keine Kerngemeinden und damit keine/kaum noch Gemeindegruppen gibt. Denn wenn da an normalen Sonntagen nur noch ein kleines Häuflein Gläubiger vor dem Altar sitzt, könnte ein Wechsel der Perspektive gut sein. Da geht dann der Prophet nicht mehr zum Berg, sondern der Berg zum Propheten, sprich wir feiern auch mal den Gottesdienst im Park, in einer Kneipe, dem Schwimmbad oder bei der Grillhütte, die Taufe wäre dann am See. Aber der Grat ist schmal, wo das nur nach Aktionismus aussieht und nicht nach einer wirklich gewollten Strategieänderung, mit dem Evangelium unter die Leute zu gehen. Aber wenn es kaum Aktivisten gibt um an den Hecken und Zäune zu gehen, geht das alles nicht. Dann müssen radikalere Ideen fruchten. Wenn niemand mehr am Sonntag auch in Nachcoronazeiten in die Kirche gehen will, sollte nicht nur die Kirche sondern auch die Küche kalt bleiben. Dann ist es besser sich zu freundlichen Menschen einzuladen und dort das Gemeinschaftsmahl zu halten. Aber ich befürchte, das wird manchen Leuten zu abgefahren sein. Es muss aber noch etwas anderes geben als in rückenschmerzendem Kirchengestühl zu sitzen, wo immer das gleiche Programm abgespult wird. Eigentlich ist die Sonntagsfeier der Auferstehung Jesu kein Programm, aber sie kann so empfunden werden nach dem Motto „es gibt nichts Neues unter der Sonne“. Es existiert deshalb noch schlimmeres als nicht zum Gottesdienst zu gehen, nämlich die lustlose Predigt und der Kirchenschlaf. Und solches liegt nicht an der Tiefenentspannung von wunderschönen Predigtideen, sondern dass der Sender nicht mehr den Empfänger trifft. Wenn wir weiterhin unsere Pfunde nicht mehren, werden auch die letzten Senioren zuhause bleiben. Der Heilige Geist wirkt nur, wenn man sich von ihm zu den eigenen guten Ideen tragen lässt, der Himmel verteilt ihn nicht per Gieskannenprinzip. Dass die „Sonne der Gerechtigkeit“ nicht mehr so richtig scheint, liegt meist nicht am Traditionsabbruch, sondern auch an unserer F…….heit. Ich schließe mich gerne in diese Kritik mit ein.