Die EKD könne den Missbrauchskandal nicht intern aufarbeiten, kritisierte Jura-Professor Jacob Joussen – und kündigte seinen Rückzug aus dem Rat der EKD an. Kirchenpräsident Jung hat jetzt für den Rat auf die Kritik geantwortet.
«Die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt muss selbstverständlich extern und unabhängig durchgeführt werden, und das wird sie auch», erklärte der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Volker Jung, in Vertretung der amtierenden EKD-Ratsvorsitzenden Kirsten Fehrs am Dienstag in Hannover. Jung gehört dem Rat der EKD an, der als öffentliche Stimme der evangelischen Kirche wahrgenommen wird.
Kritik von Ratsmitglied Jacob Joussen
Kirchenpräsident Jung äußerte sich zur Kritik des EKD-Ratsmitglieds und Jura-Professors Jacob Joussen. «Die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs muss externalisiert werden», sagte Joussen dem Bremer «Weser-Kurier» (Samstag): «Eine Institution wie die EKD kann sich nicht selbst aufarbeiten.» Joussen will während der im November tagenden EKD-Synode sein Amt in dem Leitungsgremium vorzeitig niederlegen (Jesus.de berichtete). Jung wird ebenfalls ausscheiden, weil er kurze Zeit später auch als Kirchenpräsident in Ruhestand geht.
Zur Kritik von Joussen erklärte Jung: «Genau deshalb arbeiten externe Forschende – wie in der Aufarbeitungsstudie ForuM – und nicht kirchliche Beschäftigte sexualisierte Gewalt auf. Die Ergebnisse der Aufarbeitung gilt es dann sorgfältig und zusammen mit betroffenen Personen auszuwerten und in konkrete Maßnahmen umzusetzen, um einheitliche Lösungen zu gestalten.»
Studie über sexualisierte Gewalt
Ende Januar hatte ein unabhängiges Forschungsteam die ForuM-Studie über sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche und der Diakonie vorgestellt. Es geht darin von mindestens 2.225 Betroffenen und 1.259 mutmaßlichen Tätern aus, vermutet aber eine deutlich höhere Dunkelziffer.
Joussen hatte erklärt, «eine Reihe persönlicher Gründe» hätten zu dem Entschluss geführt, den Rat zu verlassen: «Dazu kommt aber auch der Umgang der EKD mit der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs.» Zum Rückzug des Experten für kirchliches Arbeitsrecht sagte Kirchenpräsident Jung, Joussens «kluge Stimme wird diesem Gremium künftig fehlen».
Die ganze Angelegenheit wird mit dem Unterton der Ungerechtigkeit betrieben
Ich wurde „sehr krass“ kritisiert, ich verharmlose den sexuellen Mißbrauch, in dem ich behaupte die andern tun es auch. Nein: Dies meine ich nicht. Aber – ohne jegliche Verharmlosung – im Gegenteil – Sexueller Mißbrauch (ist immer pure Gewalt und) ein gesamtgesellschaftliches, also damit auch gesamtmenschliches Problem, EIN SEHR SCHLIMMES: Allerdings habe ich wirklich den Verdacht, jenseits des ständigen Suggerierens, es bestände insbesondere in der EKD ein allgemeiner Hang zum Aussitzen: Ich habe im Laufe langjährigem Beobachtens der gesamten Diskussion immer mehr den Eindruck gewonnen, dass man, wenn man die Ev. Kirche geradezu hasst und sie für durchgehend ungläubig hält, nun endlich glaubt einen idealen Sündenbock gefunden zu haben: Einen dankbaren Prügelknaben, der sich noch nicht einmal wehren kann, weil dann sofort ein fataler Eindruck entstehen müsste. . Vielleicht auch wegen Mitschuld der Kirche/n, weil die Kommunikation nicht immer eindeutig ist. Wo wird dann das stille Schweigen im Walde kritisiert, weil so gar nichts berichtet wird, und offensichtlich nichts geschieht und auch nichts entdeckt wird, bei den Millionen Vereinsmitgliedern in allen möglichen Sparten. Dass es dort keinen Missbrauch gibt, kann ja gar nicht sein. Dies alles macht mich zornig. Weil es auch ungerecht ist. Es ist ungerecht, weil jene mit zweierlei Maß messen, die immer bei anderen Gelegenheiten so darauf fixiert sind, dass alle Menschen gleich sind und man dann auch an alle gleiche Maßstäbe anlegen muss. Und selbstverständlich muss es einem stinken, dass ausgerechnet (auch bewusste) Christen manchmal und gar nicht selten in ihre absuluten eigenen Abgründe fallen. Aber die nicht darüber nachdenken, merken nicht, dass sie nicht christlich urteilen: Denn alle Menschen sind potentielle Sünder, was nicht heißt sie sind es, aber könnten es durchaus sein. Daher sollte man sich immer auch selbst den Balken aus dem eigenen Augen ziehen und nicht völlig Unschuldige, wovon es viele Hunderttausend gibt, in den Landeskirchen und unter den Katholiken fast schon verdächtigt, nur dem Bösen zu dienen. Dies dürfen Christen nicht wollen und unterstellen. Aber ich denke schon, man muss über dieses Thema auch kein Denkverbot legen, besonders dann nicht, wenn überall sonst erlaubt ist alles kritisch zu unterfragen.
Ein letztes: Ich glaube nicht, daß die Kirche über sich selbst urteilen und zu Gericht sitzen kann. Dies wird auch niemals funktionieren. Jegliche Aufarbeitung von Sexuellem Mißbrauch muss daher in neutrale fachliche Hände. Das würde genauso für den Turnverein gelten, der könnte das gar nicht selbst tun und käme auch gar nicht auf die Idee. Und leider (und ich meine dies auch so), muss jeder Verdacht des Mißbrauchs beim Justizia angezeigt werden, wobei diese nur bei einem begründeten und insofern beweisbaren Anfangsverdacht ermitteln darf. Die Möglichkeiten sind sachlich und zeitlich klein und dies schreibe ich nicht, um die verharmlosen.
Also haben die, die selbst von der EKD zur Untersuchung eingesetzt wurden Unrecht? Und die Opfer sowieso?
Klar, die Bösen sind die anderen. Nicht die, die den Missbrauch Jahrzehnte gefördert und vertuscht haben. Denn das ist schließlich deine Kirche.
Du bist ein sehr typisches Beispiel für alles, was derzeit zu Recht an der EKD kritisiert wird.
Und zu sagen, dass du nicht (durch whataboutism) verharmlost, um es dann sofort wiederholen zu tun, ist auch bezeichnend
Eine Ergänzung: ja, es müssten endlich externe massiv aufklären, nämlich endlich, wie bei Verbrechen üblich, Polizei und Staatsanwaltschaft.
Dann wäre auch endlich Schluss mit Aktenzurückhalten u.ä .
leider scheint in dieser Welt-Kirche niemand zu verstehen,dass es der HERR JESUS selbst ist,DER solche Dinge aufklärt……wer mit SEINEM WIRKEN nicht rechnet,muss die Konsequenzen tragen.
Kirche sind wir alle,die zum HERRN JESUS gehören, Kirche im Sinn der BIBEL missbraucht nicht,es sind Menschen die missbrauchen.Leider schafft es auch niemand,das zu vermitteln, das betrifft katholische wie evangelische Kirche . Das einzige was helfen würde, wäre die Umkehr in Demut zum HERRN….ohne diesen Schritt geht der Absturz weiter.JESUS ganz oder gar nicht, dazwischen gibt es nichts ,das gilt letztendlich für jeden Menschen
Zustimmung!
Due Evangelische Kirche hat Versagt was die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle betrifft. Über 10 Jahre nach der katholischen Kirche stellt die fest dass etwas nicht OK ist, initiiert eine eigene Untersuchung, um dann aber zu Versagen weil das Interesse und die Bereitschaft zu gering ist. Geht ja nur um Opfer von sehr sehr schlimmen Verbrechen und wer will sich schon damit beschäftigen!
Das ganze Theater ist keine christlichen Kirche würdig. Schon die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der Katholischen Kirche war nicht optimal, aber zumindest hat man es konsequent durchgezogen. Hier hinkt die evangelische Kirche nun meilenweit hinter der katholischen Kirche hinterher, erstaunlich für eine Kirche die sich immer als moralisches Leuchtfeuer gesehen hat. Aber ist es wohl dieses Selbstbild was man nicht beschmutzen wollte.
Die Missbräuche in der katholischen Kirche sind aufgearbeitet? Seit wann?
Und wie war denn z.b. das Ergebnis bezüglich der beiden Ratzinger?
Seit mindestens 14 Jahren ist der Skandal des institutionellen Missbrauchs in der EKD bekannt.
Bei der dieses Jahr vorgestellten Studie gab es ein katastrophales Ergebnis für die EKD und es wurde festgestellt, dass nur ein einziger Landesverband die angeforderten Unterlagen heraus gegeben hat.
Aufklärungswille also fast gleich Null.
Wohlgemerkt, wir reden hier auch über schwerste Verbrechen.
Und jetzt so ein Statement.
Nach der EKD soll offensichtlich noch viel mehr Zeit ins Land gehen, man hat es nicht eilig. Die Opfer interessieren nicht, man hofft, dass Gras drüber wächst.
Es kann sich ja mal jeder Christ selbst fragen, ob Jesus Mitglied dieser Kirche wäre
Wäre er ganz sicher nicht …
Ja, sehe ich genauso. Das schlimme ist, dass man nicht bereit ist dazuzulernen. Man macht einfach weiter und gut ist es. Die Opfer sind egal!
Ja, es ist dringend erforderlich dass externe Prüfer den Laden untersuchen. Man kann gespannt sein, was dabei heraus kommt.