Der christlichen Influencerin Angelika Friesen folgen allein bei Instagram über 80.000 Menschen. Im Interview erzählt sie, was ihre Mission ist und wo sie Ruhe findet.
In deinem Podcast »Ästhetik & Tiefgang« sprichst du über Glaubensthemen wie Stille Zeit, Vertrauen zu Gott und geistliches Wachstum. Was motiviert dich dazu?
Gella Friesen: Mein Hauptfokus ist, durch meinen Content Menschen näher ans Herz Gottes zu führen. Dabei geht es mir auch um die Menschen, die Gott schon kennengelernt und sich im Laufe der Zeit von ihm distanziert haben. Ich selbst hatte Phasen in meinem Leben, in denen ich mich weit weg von Gott gefühlt habe. Damals hätte ich jemanden gebraucht, der offen mit seinen Fehlern umgeht und sagt: Hey, ich bin kein Stückchen besser als du. Komm, wir gehen gemeinsam zurück ans Herz Gottes!
Mit der Gründung deines Onlineshops hast du dich im vergangenen Jahr selbstständig gemacht. Das war sicher eine große Umstellung für dich. Wie fühlt es sich an?
Ich liebs komplett! Ich merke, dass ich in dem lebe, wohin Gott mich berufen hat, und realisiere jetzt, worauf mich Gott die letzten Jahre vorbereitet hat. Es hat viel Mut erfordert, Sicherheit und Kontrolle aufzugeben. Aber weil ich Gott in den letzten Jahren so gut kennenlernen durfte, weiß ich: Er hat immer das Beste für mich im Sinn.
Woher wusstest du, dass Gott will, dass du dich selbstständig machst?
Ich hatte ähnlich wie beim Podcast sehr viele Bestätigungen von Menschen, die mir gesagt haben, dass das jetzt der richtige Step ist. Ich habe mir eine ganze Liste von Zeichen gemacht, die Gott mir im Alltag gegeben hat. Da kam so viel zusammen, das konnte kein Zufall sein. Gott spricht klar und deutlich. Und wenn er ruft, dann gehe ich.
Fällt es dir leicht, Gottes Willen zu folgen?
Ich muss sagen, dass ich aus meinen Fehlern gelernt habe. Es gab auch Entscheidungen in meinem Leben, bei denen ich einen krassen Unfrieden hatte. Diese bewussten Entscheidungen gegen den Willen Gottes hatten Isolation, Distanz von Gott, Sünde in meinem Leben und das Priorisieren von anderen Dingen zur Folge. Mittlerweile bin ich schnell im Gehorsam, weil ich sehe, was es mir bringt: Segen, Fülle und Frieden. Geistliche Reife bedeutet, aus der Trotzphase auszusteigen und zu erkennen, dass Gott einen Grund hat, warum er Nein zu etwas sagt.
Du sprichst offen über deine Stille Zeit und motivierst deine Follower, Gottes Gegenwart zu suchen. Wie schaffst du es, regelmäßig Stille Zeit zu machen?
Auch ich struggle damit, Gott aktiv in meinen Alltag einzubinden. Ich merke aber, wie viel schöner mein Alltag ist, wenn ich den Tag mit Gott gestartet habe. Wenn ich das nicht tue, lastet der Stress so schwer auf meinen Schultern und mir fehlt die Freude und der Frieden. Wir sparen mehr Zeit mit Gott als an allem anderen. Das müsste genau andersherum sein.
„Das ist wie an einer Kreuzung. Wenn du nicht dem zuhörst, der dir sagt, wo es langgeht, dann gehst du in 50 Prozent der Fälle falsch.“
Was meinst du damit?
Es sind gerade die Umbruchphasen, wenn sich so viel verändert, oder die Wüstenzeiten, wenn du dich lost fühlst, wo du nicht ohne Gott leben solltest. Genau dann, wenn sich Seasons ändern, braucht Gott deine ganze Aufmerksamkeit, weil er dir dann so viel sagen will. Das ist wie an einer Kreuzung. Wenn du nicht dem zuhörst, der dir sagt, wo es langgeht, dann gehst du in 50 Prozent der Fälle falsch.
Was ist deine liebste Art, mit Gott Gemeinschaft zu haben?
Mit ihm in die Natur gehen, zum Beispiel. Das empfehle ich jedem. Es hat mich durch meine Depression getragen und ich habe dort unheimlich wertvolle Momente mit Gott erlebt.
Glaubst du, dass Social Media einen Impact darauf hat, wie wir Zeit mit Gott verbringen?
Auf jeden Fall! Ich glaube, dass es schwieriger ist, in Gottes Gegenwart auszuharren, weil wir es gar nicht mehr gewohnt sind zu warten. Im Gebet und in der Stillen Zeit fehlt uns der Dopaminkick des Handys. Wir können auch nicht einfach weiterswipen, wenn wir etwas uninteressant finden. Ich erlebe, dass wir in unserer Beziehung zu Gott ungeduldig geworden sind. Wir wollen oft schneller in die nächste Season kommen, nicht länger warten und alles jetzt und sofort haben. Wir müssen lernen, Gottes Timing zu vertrauen. Er weiß es besser als wir.
Wie kommst du zur Ruhe?
Gerade gar nicht. (lacht) Ich muss daran arbeiten, wieder in die Ruhe hineinzukommen, die ich mit Gott habe. Dafür brauche ich keinen Brunch und keine Wellness, sondern einfach Zeit mit Gott. Dazu gehört für mich ein intensiver Spaziergang mit ihm, Zeit in meinen vier Wänden, wenn ich mich ans Klavier setze und Lobpreis mache. Ich kann mit Gott sprechen oder still sein. Das ist so egal. Ich will einfach nur Zeit mit ihm verbringen. Dieses ganz intime, banale Mit-Gott-Sein.
Danke für das Gespräch!
Die Fragen stellte Martha Deter.
Gott liebt jeden Menschen voraussetzungslos
In seinem Podcast »Ästhetik & Tiefgang« spricht Angelika Friesen über ihre Glaubensthemen wie Stille Zeit, Vertrauen zu Gott und auch geistliches Wachstum und was sie dazu motiviert. Alles ist prima. Nun gibt es aber keine absolut richtige Norm, wie alle ihr Christsein regelgerecht gestalten.
Dies will nicht heißen, daß dies eine indirekte Kritik wäre. Denn genauso wie jeder Mensch anders ist, so ist auch jeder der sein Christsein versucht stets exemplarisch zu leben, immer nur ein unverwechselbares Einzelkunstwerk aus Gottes guter Werkstatt. Wir werden auch nicht die besseren Christinnen und Christen, wenn wir uns näher zu Gott hinwenden, sondern (eigentlich) nur wenn wir ihn in gerne in unser Leben einladen und auch nachsehen, ob die Tür zu unserer Seele nicht abgeschlossen ist. Prima ist die Aussage, die sich mit meiner Erfahrung deckt, daß ich und kein anderer Mensch auf der Welt, der sich Christ:in nennt, vollkommen und ohne Fehler ist. Wir sind also immer allzumal Sünder und mangeln stets auch des Ruhmes, den wir vor Gott haben sollten. Aber andererseits sind wir auch Menschen, denen Jesus am Kreuz ihre Sünde dort am Stamm des Kreuzes annagelte. Damit ist bildlich gesehen Golgatha das Sinnbild einer himmlisch-notariellen Urkunde, daß alle Schuld durchgestrichen ist, sich Gott mit uns versöhnte und keine Macht im Himmel und auf Erden uns nochmals von der Liebe Gottes trennen könnte. So unkompliziert und gleichzeitig schwierig ist das Glaubensleben. Denn was wir für die Sache Jesu hier in dieser Welt tun können, bringt uns Gott nicht näher und wir werden auch nicht christlicher durch unser Tun. Sondern wir zeigen damit nur unsere Dankbarkeit Gott gegenüber, für seine bedingungslose Zuwendung und Erlösung aller Menschen. Natürlich weiß dies Angelika Friesen auch und es soll nicht wie eine Belehrung klingen, sondern nur die Vertiefung dieses Themas. Wir brauchen uns also nicht mehr selbst am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen und sind aus reiner Gnade und ohne Vorleistung erlöst.
Martin Luther hatte auch versucht alles zu tun, um mit Gott ins Reine zu kommen. Dies ist aber nur alleine Gottes Werk. Daher darf ich ganz viel für Gott arbeiten, hier also für ihn schreiben und auch immer wieder mit anderen Menschen reden. Aber deshalb liebt mich Gott nicht mehr, weil Liebe immer bedingungslos ist und im normalen Leben sollte Liebe nie mit einer Gegenleistung geknüpft sein. Dies ist Theorie der Reformation und die Realität ist so, daß der Heilige Geist uns alle Gewissheit und auch Kraft schenkt. Aber ganz selbstverständlich sollte jeder als Reaktion auf Gottes unverdienten Freispruch ebenso seine Versöhnung mit Gott praktizieren. Jesus machte uns dazu den Vorschlag einfach nur dankbar zu sein und seine Gebot zu halten. Aber alle Gebote sind zusammengefasst, Gott, den Nächsten und sich selbst zu lieben. Unter Glauben, Hoffnung und Liebe ist die Liebe die Allergrößte unter ihnen. Selbst wenn wir Superchristen wären, uns auch aufopferten, hätten wir keine Liebe, wäre alles nichts