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Geo-Caching: Auf Melanchtons Spuren in Nürnberg

Ich habe den Eindruck, ich befinde mich irgendwo in der Unterwelt. In einem Geheimzirkel für den man erst einmal einen Haufen technischer Geräte braucht und deren Namen so exotisch klingen wie ein versteckter Busch in Arizona. Die Funktionsweise offenbart sich gemächlich. Ich könnte es auch kurz machen und sagen, ich benutze ein GPS-Gerät, gebe die Koordinaten N 49° 27.316 E 011° 04.543 ein und stehe an der First Station. Oder: Der Standort ist die Sebalduskirche in Nürnberg und Heidi, Malte und Claus gehen auf die Suche nach den Finals des Multi-Cache “Melanchthon in Nürnberg”.

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 Philipp Melanchthon ist in diesen Tagen in Nürnberg ein gefeierter Mann. Kaum ein Club, Verein oder Kirchenkreis kann sich dem Jubiläum entziehen. Der Grund für all die Aufregung um den Reformator ist sein Todestag: Er jährt sich heuer zum 450. Mal. In seiner Zeit war Melanchthon wohl ein Hochbegabter. Er lernte bereits als Kind Latein und Griechisch und bekam zum 12. Geburtstag von einem Gelehrten der griechischen Sprache eine der wenigen damals vorhandenen Grammatiken geschenkt.

 Nach seinem Studium wurde Melanchthon selbst Griechisch-Professor in Wittenberg und arbeitete dort mit Martin Luther zusammen. Nach dem Tod Luthers übernahm er die Führungsrolle im deutschen Protestantismus. Die Einheit der Kirche an sich wollte er erhalten und die Reformen unter Verzicht auf Gewalt verwirklichen. Außer den neuen Strukturen in der Kirche bestritt Melanchthon die Reformen am Gymnasium. Der Unterricht am Gymnasium bereitete nun erstmals auf das Studium an der Universität vor.

 Es ist der stille, kraftvolle Macher, der auf der modernen Schnipseljagd und dem Rätselweg durch Nürnberg dem technisierten Spaziergänger näher gebracht wird. Dabei ist es dem Geo-Cacher ernst damit, nicht als solcher erkannt zu werden. Das gehört wohl irgendwie zum Spaß dazu, wie Claus Laabs erzählt. Laabs ist Medienpädagoge der Evangelischen Medienzentrale in Bayern und neben vielen anderen Projekten auch für diese Tour zuständig.

 Die Geo-Cacher sind also tatsächlich eine verschworene, wenn auch sehr aktive Gemeinschaft. An der ersten Station haben wir Glück und brauchen nicht lange zu warten, bis wir völlig ungeniert nach der Lösung der Aufgabe suchen können. Ganz hinten in der Kirche, am Petersaltar, sitzt in der Mitte des Bildes der Apostel Petrus mit einer Bibel in der Hand. Auf meinem Beipack-Zettel steht, dass ihm, Petrus, der Bau ursprünglich geweiht war und die zwei Engel, die sich über dem Haupt befinden, eine Papstkrone hielten. Zur Erinnerung: Petrus gilt als der erste Papst. Wurden in anderen Kirchen die sogenannten Papstaltäre von den Protestanten entfernt, blieb dieser in der Sebalduskirche erhalten und lediglich die Krone verschwand. Auch die Schlüssel, Petrus gilt im Volksglauben mitunter als der Himmelspförtner, sind noch im Altar enthalten. Die Anzahl der geschnitzten Schlüssel in dem Altar = A. Aha. Bis zur Endstation haben wir sieben konkret richtige Antworten gefunden. Von A bis G.

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 Vielmehr möchte ich an dieser Stelle gar nicht verraten, denn die Muggels sind unter uns. Die wer? Die Muggels, also Normalsterbliche ohne besondere Fähigkeiten. Harry-Potter-Leser wissen das. Kanaanäisch perfekt könnte man auch Neider sagen, oder Missgünstlinge. Sie stehen in dem schlechten Ruf, ehrbare Geo-Cacher zu beobachten und den Cache zu entfernen oder zu zerstören. Dann ist er natürlich aus der Traum von einem weiteren gefundenen Endziel. Klar, das Wissen, in dem Fall über Melanchthon, wurde vermittelt und schöne Orte wurden bewusst angeschaut. Aber für den virtuellen Log reicht das alles nicht. Das Logbuch ist dann wieder online.

 Zuhause, nach erfolgreich absolvierter Schatzsuche, trifft sich der Cacher im Online-Forum und hinterlässt einen Eintrag. Der Melanchthon-Weg in Nürnberg hat mittlerweile 77 Anmerkungen. Die Zahl ist biblisch. Und die Geo-Cache-Gemeinde hat eine neue Userin. Meinen Nick verrate ich nicht. Wegen den Muggels.

(Quelle: jesus.de)

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