Chrismon

Hochzeit von Christian Lindner: „Der Segen war mir wichtig“

Der FDP-Politiker muss jede Menge Kritik für seine Hochzeit auf Sylt einstecken. Jetzt äußert er sich selbst zu den Vorwürfen.

Bundesfinanzminister Christian Lindner hat sich im Interview mit dem evangelischen Magazin „chrismon“ zur Kritik an seiner Hochzeit geäußert. Er und die Journalistin Franca Lehfeldt hatten am Samstag in der Kirche St. Severin auf Sylt geheiratet. Da Lindner und Lehfeldt beide kein Kirchenmitglied sind, hätten sie eigentlich nicht kirchlich getraut werden dürfen.

Es wurden Vorwürfe laut, es hätte einen „Promibonus“ gegeben. Der Politikberater Erik Flügge forderte gar, die evangelische Kirche hätte Lindner eine Rechnung für den Gottesdienst ausstellen sollen. Dadurch wäre laut Flügge der Eindruck der Ungerechtigkeit vermieden worden. Die evangelische Theologin Margot Käßmann kritisierte, Lindner und Lehfeldt hätten die Kirche nur als Kulisse benutzt.

„Ein Gottesdienst ist keine Dienstleistung“

Im Interview erinnerte Lindner daran, dass er zwar aus der Kirche ausgetreten sei, aber nicht aus jeder Form der Spiritualität. Im vergangenen Jahr habe er zum Beispiel den Amtseid auf Gott geschworen.“Es gibt ein Mehr, das über uns beide und unser gemeinsames Leben hinausweist“, antwortete Lindner auf die Frage, was ihm der kirchliche Segen für die Ehe bedeute. „Das in einem Gottesdienst zu bedenken und den Segen zu empfangen, war mir wichtig.“

Lindner kritisierte die Forderung Flügges, die Kirche möge eine Rechnung stellen. Bei einer Bitte um Segen sollte die finanzielle Gegenleistung seiner Meinung nach nicht thematisiert werden. „Ein Gottesdienst ist eben keine Dienstleistung.“

Pfarrerin Susanne Zingel, die ihn und Lehfeldt traute, habe ihn im Nachdenken bestärkt, wieder in die Kirche einzutreten. Allerdings hätte ihn manche Reaktion verunsichert, „die frei von Kenntnis der Umstände und Motive parteipolitische Sympathien und gar Falschmeldungen mit seelsorgerischen Fragen vermischt hat.“ (pa)

Link: „Der Segen war mir wichtig“ (chrismon)

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10 Kommentare

  1. Schönes Schmierentheater, demnächst Hochzeiten ala Las Vegas und Beerdigungen mit Saufgelage!

  2. Wenn Herr Lindner Gottes Segen begehrte, dann wird er ihn bekommen, egal was darüber geschrieben und gedacht wird. Wenn es nur eine Shoe war wird er sich vor Gott verantworten müssen. Ich, für mich, wünsche den beiden Gottes reichen Segen und mögen sie SEine Nähe jeden Tag spüren.

  3. Was soll diese künstliche Aufregung ?

    Grundsätzlich muss man in den beiden großen Kirchen für Kasualien (Taufen, Hochzeiten, Konfirmation, Beerdigung) nicht bezahlen. Soweit ich da im Detail informiert bin, können nur dann Kosten entstehen, wenn man in einer anderen Gemeinde beispielsweise heiratet, dann z. B. für den Organisten oder die Organisten, nicht für den oder die Pfarrer/in oder den Priester. Oder wenn jemand mit seiner schönen Stimme einen Beitrag leistet. Evangelische Trauungen sind Gottesdienste. Wenn die Nordkirche beschlossen hat, für Ausgetretene oder Nichtkirchenmitglieder auf deren ausdrücklichen Wunsch einen solchen Gottesdienst zu gestalten, dann halte ich das für eine durchaus gute Richtung. Es sei auch noch erwähnt, dass nach evangelischer Auffassung die Ehe kein Sakrament ist, sondern nach dem alten Martin Luther eine weltliche Angelegenheit. Es wird also da kein Sakrament gespendet, sondern ein Gottesdienst. Wenn sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche wie vor 50 Jahren nur 3 bis 5% ihrer Mitglieder erreicht bzw. diese ihren Glauben praktizieren, dann kann es auch eine eher missionarische Absicht sein, doch ausdrückliche Wünsche nach Kasualien von Nichtmitgliedern zu erfüllen. Einem Ev. Pfarrer ist es auch nicht verboten, ein Nichtkirchenmitglied zu beerdigen, wenn seine Angehörigen dies wünschen. Ich bin kein Anhänger von Herrn Lindner. Selbstverständlich kann man solche Hochzeiten auch missbrauchen für sich Aufmerksamkeit zu generieren, aber wo geschieht das nicht oder kann dies andererseits auch nicht vermieden werden. Frau Kaesmann, die ich sehr schätze, kann ich da in ihrer schroffen Reaktion nicht verstehen. Auch nicht Theologen die genau wissen, dass man für Gottesdienste keine Rechnung aufmacht, zumindest nicht für die Handlungen der Geistlichen. Im übrigen lege ich da gleiche Maßstäbe an, für Lieschen Müller genauso für Gerd Mustermann oder die Herrn Merz, Scholz oder jemand von den Linken. Dass Menschen einer Gemeinde nach ihrem Vermögen auch etwas spenden, wenn sie abseits ihrer Heimat dort geistlich versorgt werden, ist nicht kritikwürdig. Das wird auch niemand an eine große Glocke hängen. Was soll also diese künstliche Aufregung ? Oder wird man Herrn Lindner – oder sonst jemanden – einen eventuellen Wiedereintritt in die Kirche verübeln, als Werbung für die eigene Partei bzw. Person ? Ich hielte das viel zu weit hergeholt. Es ist dann bösartig.

    • „Evangelische Trauungen sind Gottesdienste.“

      Ja, das sagte auch Lindner zur Rechtfertigung.

      Meines Wissens sind Gottesdienste öffentlich zugänglich für die Kirchenmitglieder. Das war hier sicher nicht der Fall.

      • Trauungen sind immer öffentlich

        Hallo Joerg, ich denke doch. Grundsätzlich (fast ausnahmslos) sind alle Trauungen konfessionsübergreifend Gottesdienste und für alle Menschen (nicht nur Kirchenmitglieder) öffentlich und zugänglich. Es gibt faktisch eher selten eine (technische) Ausnahme. Etwa, wenn so viele Menschen persönlich eingeladen sind, dass es tatsächlich keine freien Plätze mehr geben kann. Aber das gibt es (auch selten) etwa bei Konfirmationen, insbesondere wenn die betreffende Kirche klein ist und der Andrang der Eltern und die Verwandtschaft erkennbar größer ist als die Anzahl der Kirchenbänke bzw. Stühle. Die Lindner-Trauung war, auch wegen der Sicherheitsmaßnahmen, wahrscheinlich auch nicht für alle zugänglich. Ich gehe mal davon aus, dass die dortige Kirche auf Sylt größenmäßig kein Dom und keine Kathedrale ist. Man hätte die Trauung auch im Live-Stream übertragen können, wie das heutzutage bei vielen Gemeinden problemlos funktioniert. Aber ich will mir nicht ausdenken, was dies dann an Kritik erzeugt hätte – unabhängig von welcher Partei die Betreffenden sind. Manche Kritik ist für mich scheinheilig: Die Einen kritisieren, dass manche Politiker beispielsweise ihren Amtseid ohne die religiöse Formel ablegen, andere dass sie es mit diesem Gottesbezug tun und wieder andere halten das für unangemessen, wenn man aus der Kirche ausgetreten ist. Christlich ist das nicht, es soll ja Leute geben die Christen sind und leider die Kirche verlassen haben – was dann vielleicht an der Kirche liegen kann (aber nicht zwangsläufig). Dass die Trauungen und auch die Taufen abnehmen, ist ja nun auch kein Zeichen dafür, dass die Leute nicht ehrlich sind bzw. nur aus toter Tradition etwas kirchliches tun. Das könnte man Lindner und seinen Gästen ja auch anhängen. Warum soll es keine Ausnahmen von diesem hier genannten Trend geben. Im übrigen wähle ich oder wähle ich nicht einen Politiker, weil der Christ ist, sondern wegen seiner Politik. Und wenn die sozial und menschlich bzw. auch christlich daher kommt, freut es mich.

        • Mir ging es nicht um Trauungen allgemein sondern um diese spezielle.
          Da wird, u.a. von Herrn Lindner, der Eindruck erweckt, diese sei ein (öffentlicher) Gottesdienst gewesen. Das war es nicht. Da kam wohl nicht mal ein normales dortigen Gemeindemitglied rein.

          Soll man doch ehrlich sein: Hier wurde auf Grund der Prominenz Ausnahmen gemacht, die es für Normalsterbliche nicht gibt.

  4. Es bleibt ein Hochamt der Heuchelei, egal wie bemüht man das rechtfertigen will. Und Heuchelei ist die Sünde, die Jesus am schärfsten verurteilt. Aber die Kirche ist ja nicht unbeteiligt daran. Ich empfinde Abscheu.

  5. Meine Frau und ich haben damals einen Kostenbeitrag für unsere kirchliche Hochzeit bezahlt. Allerdings waren wir beide auch damals Kirchenmitglieder. Vielleicht ist das ja nur für Nichtmitglieder kostenfrei.

    Ich finde es aber gut und richtig, dass hier einem armen Bundesminister und seiner Frau so etwas von den (wahrscheinlich deutlich vermögenderen) Kirchenmitgliedern gesponsert wird.

    Und frau möchte schließlich auch gern in weiß heiraten. das kann ich verstehen.

    • Seien Sie sich versichert, dass sich Herr Lindner hier nicht hat lumpen lassen und großzügig gespendet hat, die Kirchengemeinde kann dies gut gebrauchen.
      So etwas hängt er auch nicht an die große Glocke, genauso wie seine anderen sozialen Engagements zB seit 2009 als Botschafter des Kinder und Jugendhospitz‘ Regenbogen.

      • Meines Wissens kann die EKD vor allem Mitglieder gebrauchen.

        Wenn nun aber die Serviceleistungen wie Taufe, Hochzeit und Beerdigung nicht mehr an die Mitgliedschaft gebunden sind, wird das sicher nicht zur Mitgliederbindung und -gewinnung beitragen.

        Aber dafür gibt es halt von der Prominenz mal eine Einmalzahlung.

        Andererseits: Geht mich eigentlich auch nichts an. Wird die EKD eben eine Kleinstgemeinschaft.

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