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Ukraine-Hilfe: „Werden wir sie wiedersehen?“

Kein Brot, kein Wasser und keine Medikamente – die Lage in der Ukraine spitzt sich zu. Global Aid Network (GAiN) Germany versucht zu helfen, so gut es geht. Sechs Fragen an Pressesprecher Harald Weiß.

Hat euch bei GAiN Germany der Krieg in der Ukraine überrascht oder wart ihr vorbereitet? 

Harald Weiß: Beides. Der Konflikt in der Ostukraine währt schon seit 2014. Wir haben die Situation seitdem beobachtet und waren darauf vorbereitet, dass etwas passieren könnte und haben auch schon Hilfsgüter gesammelt. Trotzdem sind wir am Dienstagnachmittag (22. Februar) zusammengestanden und haben gesagt: „So weit wird es nicht kommen.“

Am 24. war es dann soweit. Dank unserer Vorbereitung konnten wir aber gleich Hilfstransporte nach Polen, Moldau, Ungarn und Rumänien schicken und die Hilfsgüter unter anderem über ein Netz von Kirchengemeinden verteilen.

Steht ihr in Kontakt mit Menschen aus der Ukraine? 

Wir stehen mit Kirchengemeinden und sozialen Institutionen vor Ort in Kontakt. In der Ukraine arbeiten wir schon seit über 20 Jahren. Wir haben zum Beispiel eine Flüchtlingsbetreuerin, die uns gesagt hat: „Ich kann gar nicht flüchten, weil die Leute mit meiner Hilfe rechnen. Die waren vorher arm und jetzt haben sie gar nichts mehr.“

Schwierig ist es auch für uns, wenn wir Nachrichten an unsere Kontakte in die Ukraine schicken und darauf warten, dass das zweite WhatsApp-Häkchen erscheint. Manchmal dauert es Stunden und dann macht man sich schon Gedanken und Sorgen: Was wird sein? Werden wir sie wiedersehen? 

Wie ist aktuell die Lage in der Ukraine? 

Die ohnehin prekäre Sicherheitslage verändert sich ständig. Unsere Kontakte sagen, dass es gar nicht möglich ist, die Situation zu beschreiben. Immer, wenn man was sagen will, ist es schon anders.

„Die Situation ist unübersichtlich. Sicherheit ist nicht mehr vorhanden.“

Die Leute in den Städten, die unter Beschuss stehen, trauen sich gar nicht mehr raus aus ihren Bunkern oder Schächten. Selbst wenn man denkt, dass es tagsüber ruhig ist, ist es eben nicht wirklich ruhig. Die Situation ist unübersichtlich. Sicherheit ist nicht mehr vorhanden.

Ist es möglich, Hilfstransporte in die Ukraine zu schicken? 

Mittlerweile ja. Es ist nicht ganz unkompliziert und auch nicht ungefährlich, aber wir haben einen Weg gefunden, wie wir Hilfe vor Ort liefern können. Die Transporte kommen erst in ein großes Logistikzentrum nach Polen und werden in ukrainische Lastwagen umgeladen. In der Ukraine werden die Hilfsgüter über ein Netzwerk von Kirchengemeinden verteilt.

Welche Hilfsgüter brauchen die Ukrainer am dringendsten? 

Nahrung und Wasser sind zurzeit vorrangig. Babynahrung ist ein wichtiges Hilfsgut. Es steht zwar Babynahrung drauf, aber das kann auch ein Erwachsener essen. Notfalls mit den Fingern. Das versorgt einen mit viel Energie.

Da haben wir immer einen ziemlich großen Vorrat davon, wobei der jetzt sehr geschrumpft ist. Wir haben aber Firmen, die uns unterstützen und damit beliefern.

Medizinische Güter wie zum Beispiel Verbandsmaterial, einfache Medikamente und Hygieneartikel sind ebenfalls sehr wichtig. In den Grenzregionen braucht es zusätzlich noch Matratzen und Decken.

Wie können die Menschen in Deutschland helfen? 

Ganz wichtig sind jetzt Geldspenden. Ein Transport von Gießen in die Ukraine oder ein angrenzendes Land kostet durchschnittlich 5.000 Euro. Seit dem 25. Februar haben wir 15 Transporte herausgeschickt. Es ist auch wichtig, für den Frieden und die Sicherheit der Familien zu beten, die jetzt auseinandergerissen wurden.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Pascal Alius.

GAiN ist der humanitäre Partner von Campus für Christus e.V. mit Sitz in Gießen und leistet seit 1990 humanitäre Hilfe, zuerst in Osteuropa (damals als Aktion Hungerwinter) und später auch in anderen Teilen der Welt. Bei GAiN arbeiten hauptamtliche Mitarbeiter und ehrenamtliche Helfer. Hier geht es zum Spendenkonto von GAiN.

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