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Japan: „Ich bewundere die Menschen hier für vieles“

Erdbeben, Tsunami und drohende Atomkatastrophe: In der Hightech-Nation Japan stehen viele Menschen plötzlich vor dem Nichts. Jesus.de-Mitarbeiterin Wiebke Harle sprach mit der Missionarin Barbara Wolke, die seit 31 Jahren in Japan lebt und arbeitet, über die Situation vor Ort.

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 Frau Wolke, Sie wohnen nicht direkt im Katastrophengebiet, sondern in der Stadt Kuwana, weiter im Süden des Landes. Haben Sie Kontakt zu Menschen in der unmittelbar betroffenen Region?

 Zu einigen Gebieten Japans, die am schlimmsten betroffen sind, haben wir keinerlei telefonischen Kontakt. Wie es den Gemeinden, Pastoren und Missionaren dort geht wissen wir nicht. Wir haben aber über JEMA, die Vereinigung aller in Japan arbeitenden Missionare, von Aktionen dort gehört. Es sind täglich Missionare unterwegs, um in den betroffenen Gebieten zu helfen.

 Nahezu jedes unserer japanischen Gemeindemitglieder hat Freunde und Verwandte in den betroffenen Gebieten, von denen inzwischen einige in südlichere Gebiete gereist sind. Von anderen fehlt noch jegliche Nachricht. Ich muss ehrlich sagen, dass ich die Japaner in vielem bewundere. Die Menschen, die geduldig in langen Schlangen anstehen um für zwei Minuten telefonieren zu können oder eine Flasche Wasser zu bekommen. Eltern, die ihren Kindern ihre Essensrationen überlassen. Oder, oder, oder….

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 Was können Sie tun, um den Betroffenen zu helfen?

 Wir haben bereits begonnen Hilfslieferungen zusammenzustellen. Ich war heute den ganzen Tag unterwegs, um einzukaufen: Windeln, Binden, Toilettenpapier, Taschentücher, Babynahrung, Atemmasken, Zahnbürsten, Zahnpasta, Puder und tausend andere Dinge. Auch Feuchttücher werden gebraucht, da es in den Notunterkünften kein Wasser zum Händewaschen gibt. Es ist ja einfach alles kaputt.
 Das Problem ist nur, dass es viele der Sachen, die ich gerne gekauft hätte, nicht mehr gab. Die Regale sind fast leer, da die Japaner Hamsterkäufe machen. Am Dienstag (22. März – Anm. der Redaktion) soll der erste Hilfstransport in Richtung Norden gehen und eine Woche später ist der nächste geplant. Natürlich ist das nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein, aber viele solcher Tropfen bewirken ein Rinnsal und viele Rinnsale werden zu einem Fluss.

 Sie und Ihr Mann arbeiten als Missionare. Welches Verhältnis haben die Japaner, denen Sie begegnen, zu Religionen? Insbesondere zum Christentum?

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 Generell kann man sagen, dass die jüngeren Japaner kein Interesse an Religion haben. Wenn sie sich doch für eine Religion interessieren, ist es wohl das Christentum. Einen Religionswechsel vollziehen sie aber nur, wenn sie wirklich von Jesus ergriffen sind. Sich aus der uralten japanischen Tradition, Kultur, aus Buddhismus und Shintoismus zu lösen, ist eine größere Angelegenheit als die Wahl zwischen einem Burger oder einer Currywurst. Viele Japaner brauchen für diesen Schritt zehn, zwanzig oder noch mehr Jahre. Als Missionar braucht man in Japan einen langen Atem.

 Wir selbst sind in der Gemeindeaufbauarbeit tätig. Unsere Gemeinde hier in Oyamada, einem Ortsteil von Kuwana, haben wir mit Gottes Hilfe aufgebaut. Wir haben bei Null angefangen, denn wir waren am Anfang die einzigen Christen hier. Dieses Jahr feiert die Gemeinde ihr 25-jähriges Bestehen. Wir haben jetzt  41 Mitglieder und viele Gäste.

 Viele ausländische Organisationen haben ihre Mitarbeiter bereits aus Japan ausfliegen lassen. Überlegen auch Sie, das Land zu verlassen?

 Die Allianz-Mission hat es sowohl den Shorties (Kurzzeitmissionaren) als auch den Langzeitmissionaren freigestellt, nach Deutschland zurückzukehren. Bis jetzt planen wir nicht, auszureisen, obwohl uns das in E-Mails und Telefonaten immer wieder nahe gelegt wird. Noch sehen wir unseren Auftrag hier und sind mit dem Herzen ganz bei der Aufgabe, die unser HERR uns gegeben hat. Natürlich haben wir manchmal Angst, wir sind ja auch nur Menschen, aber die Nähe unseres Gottes ist für uns zu Greifen nahe. Die Leute in der Gemeinde sind jedenfalls sehr dankbar, dass wir noch da sind.
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Barbara Wolke und ihr Mann Günther arbeiten seit 31 Jahren für die Allianz Mission als Missionare in Japan. Sie betreuen eine Gemeinde in der Stadt Kuwana im Süden des Landes.

 Die Allianzmission und andere christliche Werke rufen zum Gebet und Spenden für Japan auf.

(Quelle: jesus.de)

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