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Jesus-Biografie: Einblick in Papst Benedikts Glaubenswelt

Im zweiten Band seiner Jesusbiografie behandelt Papst Benedikt XVI. die Zeitspanne vom Einzug in Jerusalem bis zur Auferstehung. Die Erzählung verknüpft er mit brisanten Fragen wie der Judenmission und nähert sich in der Rechtfertigungslehre evangelischen Positionen an.

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 Im Unterschied zu seinem Vorgänger Johannes Paul II. geht Papst Benedikt XVI. im Urlaub nicht in den Alpen wandern oder Skifahren, sondern zieht sich lieber in seine Sommerresidenz vor den Toren von Rom zum Schreiben theologischer Bücher zurück. Zum Bestsellerautor wurde der ehemalige Theologie-Professor allerdings erst, nachdem er zum Oberhaupt von einer Milliarde Christen aufgestiegen war.

 So wird auch der am Donnerstag erschienene zweite Band seiner Jesus-Trilogie mit dem Untertitel «Vom Einzug in Jerusalem bis zur Auferstehung» (Herder Verlag) vermutlich wieder zum Publikumsrenner, obwohl der Pontifex darin ausgiebig Fachausdrücke verwendet und theologische Kenntnisse voraussetzt. Der 2007 erschienene erste Band über das Leben von Jesus Christus «Von der Taufe im Jordan bis zur Verklärung» verkaufte sich weltweit millionenfach.

 Noch immer schreibt Benedikt an Buchmanuskripten in seiner äußerst knapp bemessenen freien Zeit mit spitzem Bleistift in einer altmodisch anmutenden, schwer leserlichen Handschrift. Dabei hat er nicht nur katholische sondern auch lutherische Forschungsliteratur zur Hand, aus der er sehr zur Überraschung seiner Kritiker, die ihn als allzu konservativ einstufen, ebenso gern zitiert wie er sich auf Platon, Friedrich Hegel und Karl Marx beruft.

 Dabei heißt es, Joseph Ratzinger habe 1999 als Präfekt der Glaubenskongregation die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre von Katholiken und Lutheranern erbittert zu verhindern versucht. In seinem neuen Buch macht er sich hingegen die Kernlehre der Protestanten, nach der der Christ nicht durch gute Werke sondern allein durch die Gnade Gottes gerechtfertigt ist, wie selbstverständlich zu eigen.

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 Das «Ringen um eine sichtbare Einheit» ist für ihn darüber hinaus ein «dringender Auftrag für die Christen aller Zeiten und aller Orte» merkt er über die Ökumene an. Die unsichtbare Einheit «genügt nicht».

 Aufsehen erregten vorab veröffentlichte Auszüge aus dem neuen Buch, in denen Benedikt die Juden vom Vorwurf freispricht, sie seien Schuld am Tode Jesu. Ausdrücklich schließt er einen «rassistischen Charakter» etwa von Äußerungen im Johannes-Evangelium über die Juden kategorisch aus.

 Im zweiten Band seiner Jesus-Biographie geht der Papst über diese bereits vor vierzig Jahren von der katholischen Kirche angenommene Position hinaus, indem er feststellt, die Christenpflicht zur Mission gelte nicht für Juden. Er widerlegt darin auch den Verdacht, weil er die Exkommunikation für Bischöfe der schismatischen Pius-Bruderschaft 2009 aufgehoben hatte, teile er deren äußerst negative Einstellung zum Judentum.

 Revolutionären, die sich durch die gewaltsame Reinigung des Tempels durch Jesus legitimiert sehen, erteilt Benedikt als Buchautor ebenso eine Absage, wie Schuldzuweisungen gegen das Judentum. «Die grausamen Folgen religiös motivierter Gewalt stehen allzu drastisch vor unser aller Augen», schreibt Ratzinger ohne islamischen Fundamentalismus explizit zu benennen. Gewalt sei ein «Lieblingsinstrument des Antichrist – wie religiös idealistisch sie auch motiviert sein mag».

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 Christen sind zwar allein durch die Gnade Gottes gerechtfertigt, betont Benedikt in seinem neuen Buch. Vorstellungen von «bedingungsloser Vergebung» weist der mit einem Doppelnamen auch als Joseph Ratzinger angegebene Autor unter Hinweis etwa auf Nazi-Verbrechen zurück.

 Das Unrecht und «das Böse als Realität kann nicht einfach ignoriert» sondern müsse «besiegt» werden. Bei aller Ehre für lutherische Theologen und auch in der katholischen Kirche mittlerweile verehrte evangelische Märtyrer wie den im KZ hingerichteten Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer legt Benedikt in dem Buch jedoch auch ein besonderes Gewicht auf die Rolle des Apostels Petrus. An der Frage des Amtes des Papstes als Kirchenoberhaupt in der Nachfolge von Petrus scheiden sich im ökumenischen Dialog aber bis heute die Geister.

(Quelle: epd/jde)

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