Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) beendet am Samstag in Kassel ihre Zukunftswerkstatt, bei der eine Zwischenbilanz des kirchlichen Reformprozesses gezogen wurde.

Zum Abschluss der dreitägigen Veranstaltung begaben sich am Morgen rund 1.000 Menschen auf einen Stationenweg, der von Kassels Stadthalle bis zum Hauptbahnhof führt. Zum Abschluss am Mittag wird Bundespräsident Horst Köhler sprechen.

  Zum Auftakt des Stationenweges lobte der Hamburger Theologe Fulbert Steffensky die Schönheit des Protestantismus. Dazu gehörten die Musik und die Lieder, die Rechtfertigungslehre wie die Verschiedenheit im kirchlichen Leben. «Es gibt keinen genormten Protestantismus», ergänzte Steffensky. Gottesdienste im lutherischen Hamburg unterschieden sich von denen der Reformierten in Emden. Es gebe den heißen schwäbischen Pietismus und die norddeutsche Kühle. Viele wünschten sich eine Theologie, eine Kirchenverfassung und einheitliche Gottesdienste zwischen Flensburg und München. Aber Einförmigkeit sei nie ein Ideal, hielt der Theologe entgegen.

  Gerade das im Protestantismus beheimatete Prinzip der Gnade hat Steffensky zufolge eine «zersetzende Kraft». So gebe es keine Amtsgewalt nur für Männer, und kein Amt könne Unfehlbarkeit beanspruchen: «Mit dieser Freiheit hat die Buntheit des Protestantismus zu tun.» Die Vielfalt führe allerdings auch zu
anstrengenden Konflikten, räumte der Theologe ein.

  Als weiteren Vorzug des Protestantismus nannte Steffensky die Kargheit und unterentwickelte Selbstinszenierung. Diese Schwäche der Bilder, die viele Protestanten bedauerten, sei seine Stärke. Denn mit Bildern könnten «gigantische Scheinwirklichkeiten» errichtet werden, gab der Theologe zu Bedenken.

(Quelle: epd)