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Der Drei-Punkte-Rettungsplan für christliche Feiertage

Einer Umfrage zufolge wünschen sich die meisten Berliner als neuen Feiertag den Reformationstag. Warum das für Christen noch lange kein Grund ist, die Füße hochzulegen, schreibt Nathanael Ullmann in seinem Kommentar.

„Warum gibt es in einem weitgehend säkularisierten Deutschland eigentlich noch christliche Feiertage?“ Mit dieser Frage konfrontiert mich eine Bekannte letztens auf einer gemütlichen Geburtstagsfeier. Ihrer Meinung nach sollten Feiertage lieber nach allgemeinen Attributen wie „Familie“ oder „Liebe“ benannt werden statt nach Begriffen wie „Pfingsten“, mit denen die meisten heute sowieso nichts mehr anfangen könnten. Als überzeugter Christ argumentiere ich natürlich dagegen. Die christlichen Feiertage braucht es sehr wohl, ein Verlust wäre schmerzhaft!

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An dem Abend begründe ich mein Argument damit, dass selbst vielen atheistischen oder agnostischen Deutschen etwas fehlen würde, wenn Weihnachten plötzlich zum „Fest der Familie“ würde. Man betrachte nur den Aufschrei, der jedes Mal durch die Sozialen Netzwerke geht, wenn sich wieder mal ein Kindergarten entschließen will, „Sankt Martin“ zum „Lichterfest“ umzufunktionieren. Ein Meinungsbild aus unserem Nachbarland Schweiz stützt meine These. Erst vor kurzem sprachen sich einer Umfrage zufolge 80 Prozent der Schweizer dafür aus, den christlichen Bezug bei den vier wichtigsten Feiertagen beizubehalten.

Feiertage bleiben

Und jetzt spielt mir auch noch die Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Berliner Zeitung in die Karten: 25 Prozent der Berliner sprach sich dafür aus, den Reformationstag als zusätzlichen Feiertag einzuführen. Damit ist der Reformationstag bei den möglichen Kandidaten auf Platz eins. Der geforderte Frauentag landete mit 15 Prozent lediglich auf Platz 4. Und das in Berlin! Dem Bundesland, in dem die Zahl der Protestanten und Katholiken zusammen gerade einmal bei 28 Prozent liegt.

Das alles zeigt: Christen müssen nicht um Ostern und Co. bangen. Die christlichen Feiertage sind auch in Deutschland noch wichtig. Durchatmen ist angesagt. Und trotz allem: Tradition mag ein Argument sein, aber ein befriedigender Grund, Feiertage zu behalten, ist sie nicht.

Begriffe sind oft inhaltsleer

Warum christliche Feiertage? Diese Frage schwebt mir seit dem Gespräch mit der agnostischen Bekannten immer wieder im Kopf herum. Ich will ehrlich mit mir sein: Ich gehe an Weihnachten begeistert in die Kirche (mitunter sogar mehrmals), an Ostern ist mir die Auferstehung mit die wichtigste Botschaft. Aber spätestens bei den geringeren Feiertagen wie Pfingsten oder Christi Himmelfahrt bin ich vor allem froh um mehr freie Zeit. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass ich damit alleine stehe. Einer Umfrage aus dem Jahr 2006 zufolge weiß nicht einmal die Hälfte der Deutschen, was Pfingsten eigentlich ist. Christliche Begriffe verlieren an Gehalt, weil ihre Bedeutung von einer wachsenden Gruppe von Bürgern nicht mehr verstanden wird.

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Auch die Berliner Umfrage ist auf den zweiten Blick gar nicht so beruhigend, wie sie auf den ersten Blick scheint. Denn der Reformationstag ist hier nur wenig beliebter als beispielsweise der Mauerfall am 9. November (20 Prozent) oder das Ende des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai (19 Prozent). Noch hat der christliche Feiertag also die Vormachtstellung. Aber wie lange noch?

Ein gutes Beispiel für gelebte Feiertage: Das Reformationsjahr rund um den 31. Oktober – samt Playmobilluther. Foto: Pixabay

Drei-Punkte-Plan

Die saloppe Bemerkung auf der Geburtstagsfeier deckt also wahrscheinlich mehr auf, als uns Christen lieb ist. Die Traditionsliebe der Deutschen bewahrt uns davor, um christliche Feiertage kämpfen zu müssen. Aber die Füße hochlegen dürfen wir nicht. Aktuell fehlt es gerade den unpopulären Feiertagen an christlichem Gewicht. Und weltliche Alternativen, die an wichtige menschliche Eckpfeiler erinnern, gibt es genug. Drei Punkte sind essentiell, wenn Fronleichnam und Karfreitag nicht bald in der Schublade verschwinden sollen:

  1. Wir müssen uns stärker bewusst machen, was Feiertage für uns bedeuten. Ja, an Pfingsten feiern wir die Entsendung des Heiligen Geistes, um nur ein Beispiel zu nennen. Aber wieso ist das ein Grund zu feiern? Was hatte das für eine Auswirkung auf die Christenheit? Es kann lohnend sein, Feiertage noch einmal ganz neu zu durchdenken und sich bewusst zu machen, warum wir sie haben. Erst, wenn wir selbst uns darüber im Klaren sind, können wir das auch vermitteln.
  2. Wir müssen Feiertage selbstbewusst nach außen tragen. Um Feiertage und deren Bedeutung langfristig in den Köpfen zu verankern, reicht es nicht, auf der Kanzel im stillen Kirchlein darüber zu predigen. Die Feiertage müssen an die Öffentlichkeit getragen werden. Sei es mit Konzerten, Straßenaktionen oder durch besondere Dekoration. Wichtig ist, die Feiertage zu vermitteln, indem wir sie leben – und zwar als christliche Feiertage.
  3. Wir müssen Feiertage in die moderne Zeit tragen. Dieser Punkt ist insofern schwierig, als dass er missverstanden werden kann. Es geht mir mitnichten darum, aus „Sankt Martin“ das „Lichterfest“ zu machen. Aber es geht mir darum, herauszufinden, was die Feiertage heute für uns bedeuten können. Was wäre, wenn wir an Pfingsten nicht nur über den Heiligen Geist sprechen, sondern ganz praktisch zeigen, dass er in uns wirkt: Indem wir raus gehen und den Leuten einen Tag lang ehrenamtlich unter die Arme greifen. Und das ganz ohne Angst vor fremden Kulturen. Es geht darum, die traditionellen Begriffe mit feurigem Inhalt zu füllen. Dann steckt das Feuer auch andere an.

Ein wunderbares Beispiel, wie ein Feiertag mit Leben gefüllt werden kann, war das Lutherjahr 2017. Es wurde gefeiert, es wurde diskutiert, eine neue Bibelübersetzung herausgegeben und Luther als Playmobilmännchen verteilt. Warum Luther so essentiell war und ist, wurde mehr als deutlich. Vvermutlich ist es kein Zufall, dass sich ein Jahr später die Berliner genau diesen Feiertag als den ihren auserkoren haben.

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In letzter Konsequenz kann uns Christen diese Umfrage also Mut machen. Feiertage sind eine Bereicherung: Sie sind ein fester, christlicher Anker in einem säkularisierten Weltenmeer. Dass er hält, liegt mit in unserer Verantwortung.

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