Die empirica-Studie räumt mit Klischees auf: Christen sind nicht prüder als der Durchschnitt, aber Schuldgefühle und Tabus bleiben ein Thema.
In Kassel wurden am 4. Oktober die Ergebnisse der empirica-Sexualitätsstudie vorgestellt – eine der größten Untersuchungen zu Glaube und Sexualität in Deutschland. Über 10.600 Menschen nahmen laut empirica teil. Die Studie umfasst eine Diskursanalyse, qualitative Interviews und eine große Online-Befragung. Analysiert wurden konservative und liberale Medien, persönliche Sprachnachrichten und statistische Daten.
Das Ergebnis: Christinnen und Christen sind nicht prüder als andere. Sie erleben ihre religiöse Prägung im Bereich Sexualität nicht nur als Einschränkung, sondern auch als Ressource. Auffällig sei die hohe sexuelle Handlungsfähigkeit: Drei Viertel der Befragten gaben an, offen über ihre Bedürfnisse zu kommunizieren, ihr Sexualleben selbstbestimmt zu gestalten und überwiegend zufrieden damit zu sein – und zwar unabhängig von der Intensität oder Ausrichtung ihres gelebten Glaubens.
Tabuthema in Familien
Aber das Thema bleibt auch konfliktbeladen, heißt es. So lebten viele Befragte entgegen ihrer eigenen sexualethischen Überzeugungen. Besonders bei Themen wie Masturbation, Homosexualität oder Pornografie entstünden offenbar Schuldgefühle. „Richtiges sexuelles Verhalten wird als Identitätsmarker für ‚richtiges‘ Christsein genutzt“, erklärte Studienmitarbeiterin Jennifer Paulus.
In Familien wird Sexualität oft tabuisiert. Diese Sprachlosigkeit, so die Forschenden, begünstigt sexualisierte Gewalt – ein Problem, das in Kirchen häufig nicht ausreichend aufgearbeitet wird. Die Verhinderung bzw. Aufarbeitung „sexualisierter Gewalt ist eine Gesamtaufgabe aller Kirchen“, betonte Prof. Tobias Faix, Rektor der CVJM-Hochschule.
So werde sexualisierte Gewalt in der Ehe in manchen Büchern christlich legitimiert. Frauen seien in ihren Ehen nicht nur für die gelingende Paarsexualität zuständig, sondern auch mitverantwortlich für die Treue ihres Ehemanns. Im Gemeindekontext sei sexualisierte Gewalt eine „selten aufgedeckte und noch seltener angemessen aufgearbeitete Realität“, heißt es in den Studienergebnissen.
Mehr Sex in der Ehe, weniger bei Singles
Die Studie zeigt laut den Forschenden, dass Christinnen und Christen in festen Beziehungen oder Ehen häufiger Geschlechtsverkehr haben als der Durchschnitt der Bevölkerung. So gaben 26 Prozent der Frauen und 21 Prozent der Männer an, in den letzten vier Wochen mehr als zehnmal Sex gehabt zu haben – in der Gesamtbevölkerung sind es nur 8 Prozent bzw. 10 Prozent. Bei Singles ist das Bild umgekehrt: 89 % der christlichen Männer und rund 70 % der Frauen ohne Partner hatten in den letzten vier Wochen keinen Sex – deutlich mehr als in der Gesamtbevölkerung (68 % bei Männern).
Insgesamt legen die Daten nahe: Sexualität und Glaube beeinflussen sich weniger, als viele vermuten. Zwischen theologischen Überzeugungen und sexuellem Verhalten bestehen nur schwache Zusammenhänge.
Gelebter Widerspruch
Die Studie identifiziert zwei gegensätzlichechristliche Grundverständnisse von Sexualität. Die eine Position bewertet Sexualität als „riskant“. Sie wird nur innerhalb der Ehe als legitim betrachtet. Lust darf kein Selbstzweck sein, Solosexualität wird kritisch gesehen. Dieses Verständnis ist oft mit einem binären Geschlechterbild verbunden. Am anderen Ende des Spektrums wird Sexualität als positive Kraft verstanden. Maßstab ist nicht die Ehe, sondern Konsens. Solosexualität gilt als Ausdruck von Selbstliebe, Geschlechterbinarität wird hinterfragt, Vielfalt gefeiert. Zwischen diesen Extremen liege ein breites Spektrum an Positionen, sagen die Forschenden.
Je konservativer die Glaubenshaltung, desto stärker träten dualistische Denkmuster auf, die Körper und Seele trennen. Diese gehen oft mit Schuldgefühlen und sogar Hypersexualität einher – einem zwanghaften Sexualverhalten, das Betroffene als belastend erleben. Besonders bei konservativ geprägten Christen klaffen also Anspruch und Wirklichkeit auseinander. Drei von zehn leben entgegen ihrer eigenen sexualethischen Überzeugungen – etwa bei Masturbation, Pornografie oder Sex vor der Ehe.
Ein Drittel derjenigen, die Selbstbefriedigung ablehnen, gab an, dies trotzdem mehrmals im Monat zu praktizieren. Rund 25 Prozent fühlen sich schuldig, wenn sie masturbieren, knapp 20 Prozent empfinden sogar Erniedrigung. Diese Inkongruenzen führen messbar zu geringerer sexueller Zufriedenheit und verstärken Spannungen zwischen Glauben und Sexualität. Insgesamt sein auch bei den Hochreligiösen eine Liberalisierung der Sexualethik erkennbar.
Die Forschenden wollen mit der Studie Räume für offene Gespräche schaffen. „Unabhängig von theologischen Haltungen haben wir die Aufgabe, niemanden auszugrenzen“, so Faix. Auf dem Fachtag wurde deutlich: Christen brauchen den Mut, alte Muster zu hinterfragen und eine zeitgemäße Sexualethik zu entwickeln.
Links:
Zum Fachtag sind zwei Bücher zur Studie erschienen:
„Unsere Geschichte mit Sex. Einblicke in laute Debatten und leise Lebensgeschichten. Qualitative Ergebnisse der empirica Sexualitätsstudie“
„Sexualität und Glaube. Prägungen, Einstellungen und Lebensweisen. Quantitative Ergebnisse der empirica Sexualitätsstudie“.
Transparenzhinweis: Die Sexualitätsstudie von empirica wurde durch die Stiftung Christliche Medien (SCM) finanziert. Die beiden genannten Bücher sind im Verlag R.Brockhaus erschienen. Jesus.de ist als Angebot des Bundes-Verlags ein Teil der SCM – ebenso wie der Verlag R.Brockhaus.
Studie: Großes Ausmaß von Missbrauch in evangelischer Kirche



Wie normale Evangelische damals fühlten
Wenn ich mich an meine mehr als 55 Jahre vergangene spätpubertäre Zeit und als junger Erwachsener erinnere, haben wir uns in unserer guten christlichen Blase (rest-)aufgeklärt, über alles auch ganz offen und frei gesprochen, eigentlich unsere Identität als Christ(innen) gewahrt und waren im Ergebnis immer von mühelosen Idealvorstellungen hier weit entfernt. Das ganz früher so als REIN IN DIE EHE GEHEN (als wäre Sexualität etwas unreines), hat nie einer von uns erreicht. Das S-Thema war in unserer, auch in einem recht guten Sinne liberalen Gemeinde, eher ein undenkbares Thema. Es taugte gut für Vortragsabende, ökumenisch, mit Priestern, Therapeuten, über seelisch ungesunde Zustände von Menschen, die wegen der Kirche bzw. dem Glauben krank wurden. Moral (weder als störend, oder auch aufbauend) wurde auch in damals gut besuchten Gottesdiensten nie ein Thema, weil die Gemeinde damals vor dem Altar immer auch durchschnittlich im Rentenalter war (wo solche Fragen angeblich nicht mehr bestanden). In Jugendgottesdiensten ging es um solcherlei Ethik/Moral nicht, dies überließ man hier eher den Evangelisten, die solche Thematik allerdings nicht positiv ansprachen, sondern ihr junges Publikum oftmals verstörten und sehr ängstigten, denn diese waren oft noch anstrengend pubertär. Jedenfalls habe ich (jung) viele Jahre immer das Gefühl gehabt, dass über Sexualität, in Verbindung mit dem christlichen Glauben etwas zusammengebracht wird, was wie Feuer und Wasser ist. Wenn Ursache der Geburt Jesu nicht menschliche Biologie (nur Jungfrauengeburt) war, dann muss doch die Sexualität wenigstens fragwürdig, oder sogar unheilig sein? Da nutzt auch das Wissen nichts, dass Jungfrauengeburt nur im Lukasevangelium vorkommt, womit urtextlich die junge Frau gemeint ist und die anderen drei Evangelien eine Jungfrauengeburt nie erwähnen. Der Mensch Jesu ging auch mit der Geburt den normalen Weg aller Kreaturen im Universum. Für die zweite Person in Jesus, nämlich Gott selbst, ist die jungfräuliche Geburt unnötig. Wir Jesusanhänger glauben ja nicht grundlos daran, dass Jesus ganzer Mensch und auch ein ganzer Gott war.
Wenn man aber die vier Evangelien liest, dann geht es dort bei Jesus und in seinem Tun um Rechtgläubige, Scheinheilige, Arme., Sünder, Kranke, Zöllner, Nächstenliebe und die Liebe Gottes. Das S-Thema befasst sich gesamtbiblisch mit Orgien und mit Praktiken, die wir modern heute nur den Swingerclubs oder Psychosekten zuordnen. Die (überwiegenden) Männer als Mitarbeiter Jesu hatten keinerlei Zeit ihre Partnerschaften zu pflegen. Ob die Glaubenslehrer (Rabbiner), wie Jesus auch angesehen wurde, damals verheiratet waren (oder gar Jesus selbst), dürfte strittig sein und war schon mal Thema für die Zeitung mit den Großen Buchstaben. Jedenfalls scheint aber heute besser zu sein, nur dem eigenen Gewissen zu folgen und auch der Liebe (auch in Form der Agape) um auf der richtigen Seite zu sein. Das S-Thema war damals für den eher auch theoretischen sowie dem im akademischen Bereich erörterungswürdig. Kirchliche Gesprächsgruppen konnten nicht Selbsterfahrungsgruppen sein, in denen jede/r in dem geschützten Raum einer Gruppe und einem vertieften Prozess – intime Angelegenheiten auch ohne Angst erörtert. Ich vermute, dass das Bild von Adam und Eva, deren Schritt der Künstler mit Ahornblätter verschattete, eine falsche Botschaft prägt: Sex ist wie Aufklärung, Aufklärung hört sich unkirchlich (ideologisch) an und will eher den unchristlichen Menschen aus reiner Biologie. Aber unsere Biologie hatte Gott auch erschaffen.
@Chey: Ich finde auch viele andere Ergebnisse unserer Studie interessanter als diesen Vergleich. Zu den Äpfel und Birnen: Wir haben viel differenzierter verglichen als in dem kurzen Artikel deutlich werden konnte, nämlich nach Alter und Beziehungsstatus. Ich lade zu einem vertieften Blick in die Ergebnisse ein. 🙂
Danke für deine Hinweise, Tobias!
VG, das JDE-Team
Übrigens unter dem Motto ‚es gibt nichts, was es nicht gibt‘: Es gibt auch christliche Swingerclubs:
https://www.focus.de/panorama/welt/sie-tauschen-partner-und-bibelverse-christliche-bodybuilder-betreiben-swinger-club_id_4162288.html
Dort wird christliche Missionierung mit Swingen (also Partnertausch) verbunden.
Ich habe hier -die Forenregeln im Hinterkopf- bewusst den Focus als harmlose seriöse Website rausgesucht, daher ist der Bericht auch schon ein paar Jahre alt. Habe aber eben beim Artikelsuchen gesehen, dass es einiges sehr aktuelles gibt. Da ich diese Seiten nicht einschätzen konnte, habe ich von einer Verlinkung aber abgesehen. Nur als Hinweis: Es gibt nicht nur diesen christlichen Club. Und auch nicht nur in den USA.
Im jesus.de-Forum gibt es dazu übrigens auch aus 2024 eine entsprechende Diskussion.
> Die Studie zeigt laut den Forschenden, dass Christinnen und Christen in festen Beziehungen oder Ehen häufiger Geschlechtsverkehr haben als der Durchschnitt der Bevölkerung. So gaben 26 Prozent der Frauen und 21 Prozent der Männer an, in den letzten vier Wochen mehr als zehnmal Sex gehabt zu haben – in der Gesamtbevölkerung sind es nur 8 Prozent bzw. 10 Prozent.
Wenn das so war, wie es hier steht, wurden Äpfel mit Birnen verglichen. Eine wirkliche Vergleichsgruppe wären Nichtchristen in festen Beziehungen gewesen und nicht der Durchschnitt der Bevölkerung.
Die Häufigkeit des Sex hängt übrigens mit der Länge der Beziehung zusammen. Je länger die Beziehung, desto seltener der Sex (statistisch). Sprich statistisch haben 50-60jährige in neuer Beziehung mehr Sex als 30jährige, die schon 10jähriger Beziehung leben. Auch dieser Fakt (der übrigens völlig normal ist) müsste eigentlich zu niedrigeren Zahlen bei Christen führen, wenn diese langjährige Beziehungen priorisieren.
Meine Meinung dazu: Ich finde solche Zahlen völlig uninteressant. Sexualität ist doch kein Vergleichswettkampf und Häufigkeit kein zwingendes Indiz für Zufriedenheit. Wichtig ist in einer Beziehung, dass beide mit der Sexualität, wie sie sie leben, zufrieden sind. Diesen Teil der Zufriedenheit und auch der (grundlosen) Schuldgefühle finde ich hier interessanter.
“ > Die Studie zeigt laut den Forschenden, dass Christinnen und Christen in festen Beziehungen oder Ehen häufiger Geschlechtsverkehr haben als der Durchschnitt der Bevölkerung. So gaben 26 Prozent der Frauen und 21 Prozent der Männer an, in den letzten vier Wochen mehr als zehnmal Sex gehabt zu haben – in der Gesamtbevölkerung sind es nur 8 Prozent bzw. 10 Prozent. “
Man könnte hier noch dazu sagen, dass mehr als 10 mal in vier Wochen hieße ca drei bis viel mal pro Woche , also entweder handelt es sich um ganz brave Christen, die tun, was ihnen ihre kirchlichen Leiter oder Prediger vorexerzieren, oder es waren ganz junge Ehen, und wahrscheinlich noch ohne Kinder . Oder einfach nur ganz potente und lebensfrohe glückliche Menschen ?
Wer kann das wissen, aber es könnte auch so sein, dass die Befragten einfach die Unwahrheit sagten, denn mehr als 10 in vier Wochen klingt nicht zu übertrieben viel, grundsätzlich, aber auch nicht zu wenig.
Genug, um sich gut darzustellen, oder ?
Ansonsten, finde ich deinen Kommentar stimmig, bis auf die Schuldgefühlen, die du als “ grundlos “ bezeichnest
“ Wichtig ist in einer Beziehung, dass beide mit der Sexualität, wie sie sie leben, zufrieden sind. Diesen Teil der Zufriedenheit und auch der (grundlosen) Schuldgefühle finde ich hier interessanter. “
Interessant ist hier , aus meiner Sicht, der Konflikt zwischen dem Ego und der religiösen Einstellung., s.z.s. die Gretchenfrage :
„Wie hältst du es mit der Religion ? “
Wenn der eine skrupellos seinen Gelüsten frönt, und der andere Partner sensibel und verletzlich liebt, dann ergibt das einen Riesenkonflit.
Dabei ist nichts „grundlos“.
Diese Studie führt , meiner Meinung nach, die Liebe ad absurdum, weil sie der Sexualität den Vorrang gibt.
Freud lässt grüßen.
Die Kirche hat noch nicht einmal die Missbrauchsstudie abgearbeitet, und agiert schon an der nächsten Front.
Mein ‚grundlos‘ bezog sich vor allem auf Selbstbefriedigung, die immer noch in manchen christlichen Teilen als sündigen angesehen wird. Dabei gibt das nicht mal die Bibel her sondern kommt von einem abstrusen ‚Wissenschaftler‘ vor ca. 200 Jahren, der ein skurielles Werk dazu geschrieben hatte.
Ich finde, es gibt in manchen christlichen Kreisen eine starke (negative) Fixierung auf Sex bei Partnerschaften.
Natürlich ist Sex ein wichtiger Aspekt, aber meines Erachtens nur einer von mehreren. Gegenseitiges Vertrauen und Liebe ist meines Erachtens z.b. wichtiger für eine gute Beziehung als Supersex. Da bin ich ganz Deiner Meinung.
@SvenGodau: Ein kurzer Artikel kann nicht, das leisten, was die 20seitige Zusammenfassung der Studie kann, erst recht nicht, was zwei ausführliche Bücher und knapp 500 Seiten Forschungsbericht können. Hier zumindest ein paar Sätze zur These „Sexualisierte Gewalt in der Ehe wird in manchen Büchern religiös legitimiert und wahrscheinlicher gemacht.“ aus der Zusammenfassung, verbunden mit der Einleitung sich für differenzierte Befunde und empirisch fundierte Fakten intensiver mit den Ergebnissen der Studie auseinanderszusetzen: „Die Idee, dass Frauen und Mädchen nicht nur für ihre eigene sexuelle Reinheit zuständig sind, sondern auch für die ihrer Partner und anderer Männer (z. B. durch nicht zu freizügige Kleidung), tauchte in christlichen Büchern, Zeitschriften und Predigten immer wieder auf. Besonders bezogen auf das erste Grundverständnis und verbunden mit konservativen Geschlechterstereotypen. Ehefrauen wurde beispielsweise geraten: „So wie ich es sehe, haben Sie zwei Möglichkeiten: Entweder fangen Sie ein Liebesverhältnis mit Ihrem Mann an, oder eine andere Frau wird es tun.“ Frauen seien in ihren Ehen also nicht nur für die gelingende Paarsexualität zuständig, sondern auch mitverantwortlich für die Treue ihres Ehemanns und anderer Männer. Mit diesem moralischen Doppelstandard wird eine Kultur geprägt, in der sexualisierte Gewalt gegen Frauen begünstigt und verharmlost wird.“
@Tobias Kuenkler
Ja, zum Glueck haben wir das Neue Testament …
Paulus wuerde unbedingt das Zitat mit folgendem gleichwertig verknuepfen:
„So wie ich es sehe, haben Sie zwei Möglichkeiten: Entweder fangen Sie ein Liebesverhältnis mit Ihrer Frau an, oder ein anderer Mann wird es tun.“
Das hilft ungemein, die Thesen in christlichen Büchern, Zeitschriften und Predigten zu beurteilen 😉
Und an dem Satz knabbere ich schon lange selber 🤷♂️
LG Joerg
Eine interessante Studie, wenn auch hier gilt, „glaube keiner Statistik die du nicht selber gefälscht hast“, die Ergebisse sind doch aufschlussreich ! Wenn ein Christ in Selbstbefriedigung, Homosexualität oder Pornographie gefangen ist und dann Schuldgefühle entstehen, interpretiere ich das eher als intaktes Gewissen und tatsächlich, ein „richtiger Christ“ kann in diesen Bereichen Befreiung erleben, vielleicht nicht über Nacht und nicht ohne immer wieder zu stolpern, aber den „Sieg über das Fleisch“ gibt es ! Regelrecht freuen kann ich mich über den häüfigen Verkehr christlicher Paare „let´s do it“, aber auch über die „Sexarmut“ christlicher Singles, „don´t do it“, die machen alles richtig !
Lebt ein Mensch entgegen seinen (moralischen Überzeugungen) ist er eine recht bedauernswerte Kreatur, wir alle haben das zumindest im Ansatz auch schon erlebt und es fühlt sich beschissen an !
Die sich anbahnende Liberalisierung bei der Sexualethik bei Hochreligiösen deute ich als Anzeichen einer Verweltlichung der Kirche. Mut brauchen die Christen nicht bei der „Hinterfragung alter Muster“ sondern beim festhalten an Gottes Wort und Geboten !
Seit Urzeiten wird bei Sexualität und Moral geschwindelt
Lieber Stammtischbruder: „Die sich anbahnende Liberalisierung bei der Sexualethik bei Hochreligiösen deute ich als Anzeichen der Verweltlichung der Kirche. Mut brauchen die Christen nicht bei der „Hinterfragung alter Muster“ sondern beim Festhalten an Gottes Wort und Geboten“ ! Aber Schuldgefühle interpretiere ich da eher als intaktes Gewissen“! Schreibst du, lieber Stammtischbruder. Dies ist deine (dir zugestandene) Meinung.
Es gibt bei der von Dir genannten Befragung des Gewissens das Grundproblem, dass sogar die Katholische Kirche in deren Glaubenslehre dieses Gewissen noch höher einstuft als das Wort des Papstes in der Verkündigung. Allerdings gibt es dort leider den Umstand,, dass ein immer irrendes Gewissen hier stets vorsorglich vorausgesetzt wird. Andererseits ist durchaus auch die Denkweise legitim, dass auch wir Christinnen und Christen in ethischen Fragen unterschiedliche Meinungen haben dürfen – immerhin sind es dann Meinungen und niemals absolute Wahrheiten. Ich denke, hier reichen das Doppelgebot der Liebe und die 10 Gebote völlig aus. Dies meine ich deshalb, weil sich Moral (und ihr konkreter Inhalt als Ethik) in den letzten 3000 Jahren fast gründlicher als alles andere änderten. Ich würde lieber jeden Christen auf seine eigene Verantwortung hinweisen, den eigenen freien Willen (der sogar das Böse nicht verhindert) gewissenhaft zu verwalten und – wie es Gott schon vor dem Mord des Kain am Bruder vorschlägt: „Zu beten, denn die Sünde lauert vor der Tür“! Denn mit dieser Haltung, auf Gott zu hören, bin ich auch eher geneigt, mir den Balken immer zuerst aus dem Auge zu ziehen. Es wird wahrscheinlich über nichts mehr gelogen, geschwindelt, verschwiegen und vertuscht, als über die Art und Weise, wie Menschen in schlechter Weise (oder in guter Weise) schon immer mit ihrer Sexualität umgehen. Der Sieg über das Fleisch kann ja nicht gewonnener Kampf gegen unsere Körperlichkeit sein. Da denke ich eher an die weltliche Gesinnung wie Hass, Hetze, Vorurteile, Mord, Totschlag und all jenes, wenn wir das Dilemma dieses Lebens beschreiben mit dem Gefühl, wir lebten täglich in dem gefährlichen Haifischbecken.
Aber leider ist auch Kirche und die dortige Gesprächskultur naturgemäß nicht dazu geeignet, eine Selbsterfahrungs- und Therapiegruppe zu sein. Denn dort über intime Dinge zu reden bedeutet das Einverständnis von absolutem Vertrauen. Denn daher kommt auch, warum so viel eben nicht erzählt und/oder gelogen wird. Irgendwo habe ich gelesen, was fromme Juden auch vermuteten und sie deshalb in jener Literatur sogar auch Gott zitieren. Der dann trefflich sagte: „Aber es sind doch Menschen und die sind dann so, weil ich sie so erschaffen habe“! Aber da ging es um die Klage in der Wüste, dass er sie nach dem Auszug aus Ägypten nun aber leider in der Wüste verhungert lässt. Jedenfalls hatte sie der Himmel keinesfalls verhungern lassen. Wobei ich denke, dass Essen und Trinken, neben Sexueller Selbstbestimmung, grundlegend eine biologische Realität sind und zumeist keinerlei Sünde. Wobei sicherlich niemand bei Verstand und mit Vernunft infrage stellt, dass Gewalt, genauso wie Pornografie, nichts mit Liebe zu tun haben kann. Aber nach unserem heutigen Wissen steht fest, dass erotische Phantasien durchaus jedes Gehirn produziert und damit muss jeder gut oder schlecht leben. Einer meiner Pfarrer weigerte sich strikt, auch hat er es gegen jedem zugegeben, dass er eben wegen dieser bösen Gedanken in kein Schwimmbad geht. Allerdings, familiär in einer Winzerfamilie verankert, fand er das geistige Getränke als Gottesgabe. Ein trockener Alkoholiker hätte den normalen Sex dann eher positiv und jeder Tropfen als unendlichen Fall angesehen. So sind wir alle unterschiedlich.
Allerdings muss ich kategorisch auch als Normalo widersprechen: Homosexuelle Menschen sind, so wie sie orientiert sind, von Gott erschaffen. Dies ist keine Meinung, sondern wird jeder Arzt auch bestätigen, dass niemand seine Natur umprogrammieren kann. Naturgesetze sind auch von Gott.
Ich sehe die wenigen zitierten Fakten: (Signifikant) mehr Sex in Ehen, weniger außerhalb. Und im Satz darunter die Behauptung, dass Glaube und Sexualität sich „weniger beeinflussen, als viele vermuten“ (wobei wir nicht wissen, wer „viele“ sein sollen).
Und dass Christen Dinge tun, die sie für falsch halten – ist eine Neuigkeit??? Steht schon in der Bibel…
Ich würde mir einen differenzierten Artikel zu so einem Thema wünschen. Oder war das nur eine abgedruckte Presseerklärung von „Empirica“?
Und frage mich, was eine „zeitgemäße Sexualethik“ sein soll. Die Kirche, in der ich arbeite, hatte 1938 so etwas wie eine „zeitgemäße Rassenlehre“ – schrecklich! Auch deshalb lesen wir doch die Bibel: Um dem jeweils „zeitgemäßen“ Widerstand leisten zu können. Und so sind wir progressiv in manchen Themen (Ablehnung von Sexkauf) und in anderen konservativ (Sex gehört in eine geschlossene Zweierbeziehung zwischen einer Frau und dem ihr anhängenden Mann). „Zeitgemäß“ sollte und wollte ich nie sein. Ich wollte ein lebender Ausdruck von Gottes (verändernder!) Herrschaft in dieser Welt sein.
Und: „Sexualisierte Gewalt in der Ehe“ wird in manchen christlichen Büchern legitimiert??? Welche Bücher lesen die denn? Ich habe im Laufe der Jahre ein paar Bücher zur Ehethematik aus christlicher Sicht gelesen – das ist mir noch nie begegnet. Ich kenne aber Internetgeschwafel über „Alphamänner“ und „männliche Dominanz“, die sich in der Bibel nicht finden. Ich kenne ein zutiefst unbiblisches Bild von „romantischer Liebe“, dass in fast allen Liebesfilmen und fast allen Liebesromanen gepflegt wird. Nur mit der Bibel in der Hand, im Herz und im Kopf kann ich Widerstand leisten und „anders denken“.
Eine ausführliche Darstellung der 500 Seiten umfassenden Studie ist uns leider nicht möglich. Aus diesem Grund haben wir einzelne Punkte aus der Zusammenfassung aufgegriffen, die immer noch 20 Seiten umfasst – und die Studie und die Zusammenfassung verlinkt. Eine Pressemitteilung ist noch nicht erschienen (Stand jetzt). MfG, das Jesus.de-Team