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Theologin: Evangelische Kirche ist überwiegend „bildungsbürgerlich“

Die Evangelische Kirche nimmt in ihrer Sprache und in ihren Formen zu wenig Rücksicht auf Menschen mit geringer Bildung oder mit niedrigem sozialem Status. Dies kritisiert die Theologin Isolde Karle.

Die Bochumer Theologieprofessorin Isolde Karle hat die Kirchen aufgefordert, Menschen in Armut oder mit Migrationshintergrund stärker zu beteiligen. Die Evangelische Kirche sei überwiegend „eine bildungsbürgerliche Kirche“, die in ihrer Sprache und in ihren Formen zu wenig Rücksicht auf Menschen mit geringer Bildung oder mit niedrigem sozialem Status nehme, kritisierte Karle am Montag vor der Landessynode der westfälischen Kirche in Bielefeld.

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Es dürfe in der Kirche nicht nur um eine „Anwaltschaft für die Armen“ gehen, sondern es müsse auch um einen Weg mit den Armen gehen, sagte die Professorin für Praktische Theologie an der Bochumer Ruhr-Universität. Von Armut betroffene Menschen kämen in offiziellen Stellungnahmen der Kirchen vorwiegend als „Schwache“ in den Blick. In Kirchengemeinden werde etwas für, aber weniger mit ärmeren Menschen getan. Armut müsse von den Kirchen sehr viel ernster genommen werden, mahnte Karle.

Rassismus auch in der Kirche

Einen kritischeren Blick forderte die Theologin auch auf kirchlichen Rassismus. Zwar stelle sich die EKD gegen Rassismus und jede Form der Diskriminierung. Bei Rassismus gehe es jedoch nicht nur um Hassverbrechen. Er geschehe auch „nahezu unbemerkt und nicht selten ohne Absicht“ im täglichen Leben wie auch in der Kirche.

So falle es der Ökumene immer noch schwer, eine Partnerschaft mit afrikanischen Kirchen auf Augenhöhe zu gestalten, erklärte Karle. Afrikanische Kirchen sollten nicht nur als Objekte von Hilfsangeboten gesehen werden, sondern als Kirchen, „die uns etwas zu geben haben“.

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Quelleepd

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13 Kommentare

  1. Jesus hatte/hat ein Herz für die Unterpriveligierten dieser Welt, Paulus drückt es so aus „Seht doch, Brüder und Schwestern, auf eure Berufung. Nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme sind berufen. Sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschanden mache, was stark ist; “
    Leider spiegeln unsere Kirchengemeinden dieses „göttliche Prinzip“ nicht wieder, übrigens auch die Freikirchen nicht.
    Wir treffen uns Sonntag früh in gediegener Umgebung mit der oberen Mittelschicht der Gesellschaft und erfreuen uns an gepflegten Unterhaltungen, meistens geht es dabei nicht um den Glauben sondern man berichtet vom letzten Urlaub und einem gelungenen Restaurantbesuch.
    Wen wunderts, dass im gesättigten Westen geistlich nichts mehr geht, die Musik spielt in der dritten Welt !

    • Anders und exemplarischer leben

      Ja lieber Stammtischbruder, dann macht es doch einfach anders. Vielleicht muss jeder dann beginnen, erst mal Kontakte mit Leuten zu knüpfen, die nicht der eigenen Schicht angehören. Von Soziologen kann man hören, daß es diese sozialen Schichten immer noch bei uns gibt, auch wenn die Ränder verschwommener sind. Subjektiv habe ich das Gefühl, daß im Dorf die Leute insgesamt mehr miteinander zu tun haben, aber eher in großen und Großstädten es Viertel gibt mit sogenannten einfachen Leuten und den Vornehmen und Gebildeten. Aber nicht alle Ungebildeten sind dumm, sondern sie haben ein Mangel oder ein Desinteresse, sich mit wichtigen Lebensfragen auch zu beschäftigen – zumindest aber nicht öffentlich. Leider erlebe ich manche Pfarrer so, daß sie in ihrer Predigt so tun, als säßen da in den unbequemen Kirchenbänken eher Leute, die niemand geistig und geistlich überfordern darf. Jesus ist für mich dagegen ein wunderbares Beispiel, sogar die einfache Sachverhalte nicht zu versimplifizieren, sondern den Menschen Gleichnisse zu erzählen, die auch die Vielschichtigkeit von Wirklichkeit ausdrücken. Also etwa die gute Botschaft von Gott für die Hausfrau oder den Hausmann. Etwa bei den Arbeitern im Weinberg, die alle doch den gleichen Lohn bekommen, egal wie viele Stunden sie arbeiten. Wenn Gottes Lohn seine Liebe zu uns ist, dann wird sie eher allen gleichermaßen zugute kommen und nicht nach Leistung – und es werden keine Haltungsnoten verteilt. Aber bei diesem bedingungslosen Grundeinkommen der Arbeiter im Weinberg darf man sich durchaus die Frage stellen, ob nicht die früheren Missionsgemeinschaften sehr revolutionäres einführten und leider wieder abschafften, dass vom Professor bis zur Putzfrau, alle das gleiche Gehalt bekamen. Denn geistige Arbeit muss nicht schwieriger und anstrengender sein als solche, wo man Treppauf und Treppab laufen musste. Aber die flachen Hierarchien auch in den großen Firmen, die angeblich in den Großbetrieben so motivierend gewirkt haben sollen, und die unsere Kirchen nie eingeführt haben, sind wohl sowieso aus der Mode gekommen. Wir stehen in den Kirchen nicht auf abenteuerliche Arbeitsmodelle und sind wenig inovativ. Aber das liegt daran, dass man dies auch gar nicht öffentlich fordert. Das hat aber damit zu tun, daß auch der Glaube wenig Bedeutung hat für ganz konkreten Dinge, die wir jeden Tag privat und beruflich tun. Etwa wie wir unser Auto fahren, wie wir essen und trinken, oder unser Klima stets offensiv schonen. Damit meine ich aber nicht, solches müsste angeordnet werden, es geht mir um die Selbstmotivation. Etwa auch, wie ich die Friedfertigkeit der Bergpredigt nicht nur auf eine Abschaffung des Krieges projeziere, sondern dann auch am Gartenzaun praktiziere. Zumindest sind uns da auch Nichtchristen in gleichen Bemühen nicht nachstehend aufgestellt. Und das verlorene Schaf legt Jesus auf seine Schulter, trägt es liebevoll nachhause, ohne Gardinenpredigt und Vorbedingung. Vielleicht kann die moderne Interpretation hiervon sein, daß wir möglicht nie über einem Menschen endgültig den Stab brechen sollten. Jesus hätte ja auch sagen können, wenn ich nur 99 Schafe statt hundert habe, dann gibt es eben etwas Schwund. Hat er nicht. Jeder ist wichtig und es darf eigentlich niemand durch die Maschen des sozialen Netzes fallen. Das kann aber nicht alles unser Staat machen, sondern dafür sind gute Menschen und die Christ:innen auf der Welt. Warum ein Mensch krank ist, hat Jesus auch beantwortet: Damit wir ihm helfen, vielleicht ihn dann nur besuchen.

  2. Was Frau Professorin schreibt, ist ein alter Hut. Seit es EKD – Mitgliedschaftsuntersuchungen gibt (2023 die sechste seit 1972 ) ist das Phänomen der Milieu-Verengung bekannt. Ich habe es in 40 Dienstjahren als Gemeindepfarrer auch nicht geschafft, diese sozialpsychologische Hürde zu überwinden. Weder Krabbelgottesdienst, Alphakurs oder Gesprächskreis für Angehörige von Demenzerkrankten haben daran etwas geändert. Ob es den „Freikirchen“ gelingt, sich von den benannten Fesseln zu befreien?

    • Ich kann nur von den Freikirchen schreiben, die ich kenne. Und dort finde ich die Fokussierung auf das Bildungsbürgertum mit dem entsprechenden Milieu sogar noch deutlich stärker ausgeprägt.
      Nach meinem Empfinden ist es am wenigsten bei der kath. Kirche ausgeprägt. Was etwas mit Kindertaufen, Historie und wenig Erwartungen an einfache Mitglieder zu tun hat. Sprich das Problem ist hier nicht die Fokussierung sondern grundsätzlich die Ausrichtung. Also auch nicht die Lösung.

  3. Es würde meiner ausländischen Frau mit C1-Deutsch sehr helfen, wenn im Gottesdienst nicht zu viel gegendert wird. Das bringt sie total durcheinander. Da hatte letztens die Pastorin darüber gesprochen, dass man ja nicht genau weiß, wer die Psalmen geschrieben hat und sagte dann immer, diejenige oder derjernige, die/der das geschrieben hat, dachte sich vielleicht folgends…

    Wer soll mit solchen Floskeln erreicht werden?

        • Genau, aber es geht ja nicht darum, wer besser oder schlechter ist, sondern wie man alle Schichten erreichen kann. Und die EKD ist eben linksgrün verkopft.

          • Wenn die es denn nur wäre.

            Aber leider ist sie weder links noch grün, zumindest nicht in großen Teilen sondern konservativ-weltfremd. Wie viele Konservative

          • Es sind nicht alle Katzen grau

            Der Bildungsbürger soll erreicht werden, der Gedankenspiele liebt und Konsequenzen scheut …Lieber Ulrich Wößner, da kann ich, (hier auch eher humorvoll gemeint), nicht behaupten alle Katzen seien grau. Es soll durchaus Bildungsbürger geben, welche ihren Glauben exemplarisch leben und Arme, die es nicht tun. Aber umgekehrt kann das genauso richtig sein. Ein Glück: Wir sind keine ‚Fließbandware Gottes, sondern Geschöpfe mit einem eigenen Willen, und haben damit nicht nur für uns, sondern dann auch Mitmenschen ebenso eine Verantwortung. Aber es kann auch zutreffen daß wir sprichwörtlich nach dem alten Motto verfahren, den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen. Man kann ihn ja mal am Heiligabend besuchen. Aber andererseits: Vielleicht kann ja ein Heiligabend auch alles ändern.
            Das Motto ist hinsichtlich Glaube und damit Hoffnung zumeist besser zu hoffen, das Glas sei halbvoll statt halbleer.Hoffnung ist gemacht aus Gottvertrauen, nämlich weil alles gut wird und die Schöpfung am Ende nicht in die kosmische Mülltonne wandert. Und dann auch nicht mit den vielen Milliarden Menschen, die unseren Erdball seit 2 Millionen Jahren bevölkern. Christlich ist: Jede/n ist sehr wichtig.

          • In allen Parteien gibt es Christen

            Lieber Fabian Voigt: Man darf ja alles als Meinung vertreten. Aber Ihre Behauptung die Kirche sei linksgrün verkopft, lese ich ständig und bisher hat mir keiner dieser lieben Menschen erklärt, wie das sein kann und wo es stattfindet. In meiner Welt steht dies niemand auf der Stirn geschrieben und die Linksgrünen scheinen auch in einer Paralellwelt zu leben und nicht dort, wo am Sonntag die Leute in den unbequemen Kirchenbänken singen und beten. Es gibt sodann auch keine linksgrüne Theologie. Das habe ich meine KI nämlich kürzlich gefragt und die hatte geantwortet, dass sie auf solche Fragen niemals antwortet. Es scheint dazu also keine Seiten im globalen Netzwerk des Internets zu geben, die solche Formationen und gedanklichen Befindlichkeiten bestätigen. In allen Parteien gibt es Christinen und Christen, und dies ist auch gut so. Gleichzeitig kann man die Politikerinnen, die jeder selbst kennt, als deutliche Minderheit sehen die keine dauerpopulistische Sprache bedienen. Vom Gendern habe ich noch nie in einer Predigt gehört, weil viele Leute diesen Begriff gar nicht deuten können. Doch wenn man ihn leicht erklären würde, dann sind Leute die gendern sofort keine Gestalten mehr, die hinten einen Pferdefuß verbergen.

            • > Das habe ich meine KI nämlich kürzlich gefragt und die hatte geantwortet, dass sie auf solche Fragen niemals antwortet. Es scheint dazu also keine Seiten im globalen Netzwerk des Internets zu geben, die solche Formationen und gedanklichen Befindlichkeiten bestätigen.

              Wie kommst Du nach dieser KI-Antwort darauf, dass es solche Seiten nicht gibt?

              Gib einfach ‚linksgrüne Theologie‘ direkt in eine Suchmaschine (z.B. google) ein und du erhältst viele derartige Seiten, übrigens für mich überraschend sind die Topergebnisse fast allesamt seriöse Websites.

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