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Kommentar: Warum der Kirchentags-Formatwechsel richtig ist

Der Ökumenische Kirchentag 2021 in Frankfurt am Main wird ausschließlich digital stattfinden – eine „richtige Entscheidung“, schreibt Jesus.de-Redaktionsleiter Daniel Wildraut.

Eine Großveranstaltung wie der Ökumenische Kirchentag (ÖKT) braucht Planungssicherheit. In diesen Zeiten vor allem: Sicherheit, was die Gesundheit der Teilnehmenden betrifft. Dies sahen die Verantwortlichen der Stadt Frankfurt am Main und das Kirchentagpräsidium aufgrund der aktuellen Corona-Situation jedoch nicht (mehr) gegeben. Insofern ist die Absage des Ökumenischen Kirchentags 2021 als Präsenzveranstaltung eine konsequente Entscheidung. Auch die noch im September geplante „Light“-Ausgabe mit höchstens 30.000 Teilnehmenden wird es im kommenden Mai nicht geben. Der Kirchentag, so wie man ihn kennt, fällt aus – das muss klar gesagt werden.

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Unter den gegebenen Umständen ist dies für die Veranstalter eine bittere aber richtige Entscheidung. Angesichts der aktuellen Infektionszahlen und der geltenden Einschränkungen mag man sich nicht vorstellen, wie im kommenden Frühjahr 30.000 Teilnehmende unter Wahrung aller Hygiene- und Abstandsregeln von Veranstaltung zu Veranstaltung hätten geschleust werden sollen.

„Großveranstaltungen passen gerade nicht in die Zeit“

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Kirchen- und Katholikentage zählten in der Vergangenheit zu den sichersten, saubersten und nachhaltigsten Großveranstaltungen überhaupt. Von der Polizei gab es dafür regelmäßig dickes Lob. Ich bin überzeugt, dass die Veranstalter alles Menschenmögliche für die Sicherheit der Teilnehmenden getan hätten – und auch auf deren Vernunft hätten setzen können. Aber Großveranstaltungen wie diese passen gerade nicht in die Zeit. Vor einigen Wochen wurde auch der Hamburger Hafengeburstag abgesagt, der ebenfalls im Mai 2021 hätte stattfinden sollen. Ein Kirchentag im Mai würde den Druck auf die Politik erhöhen, andere Großveranstaltungen ebenfalls zuzulassen. Denn Sonderrechte für die beiden großen Kirchen wären gesellschaftlich weder vermittelbar noch angemessen.

Bedauerlich ist die Absage der Präsenzveranstaltungen allemal, auch wenn manche Kritikerinnen und Kritiker Kirchentage pauschal als „links-grüne Propagandatreffen“ diskreditieren oder ökumenische Bestrebungen ablehnen. Ja, Kirchentage haben einen gesellschaftlich-politischen Schwerpunkt. Und bei manchen Veranstaltungen habe ich in der Vergangenheit ob der Thematik mit dem Kopf geschüttelt. Gleichzeitig habe ich jedoch immer geistliche Gemeinschaft erlebt und jedes Mal – beruflich wie dienstlich – gute und wichige (Glaubens-) Impulse mitgenommen.

Digitale Herausforderung

Im laufenden Jahr sind coronabedingt zahlreiche kirchliche Projekte und Angebote im digitalen Raum entstanden, viele davon kreativ und spannend. Einige davon haben wir hier aufgelistet. Abzuwarten bleibt, wie gut die ÖKT-Verantwortlichen ein digitales Event der Größenordnung „Kirchentag“ stemmen können. Vor allem dann, wenn es um interaktive Angebote und die Beteiligung von Teilnehmerinnen und Teilnehmern geht.

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Aber egal, wie gut das gelingt. Die Gemeinschaft vor Ort, sie wird mir fehlen.

Nicht kleingläubig, sondern vernünftig

Regelmäßig lese ich im Zusammenhang mit Absagen kirchlicher Veranstaltungen Vorwürfe, die Kirchen wären zu „unterwürfig“, „kleingläubig“ oder „ängstlich“. Von der Angst hätte uns Christus befreit. Vermutlich wird dieser Vorwurf nun auch im Zusammenhang mit der Absage der Präsenzveranstaltungen beim ÖKT aufkommen. Dazu sollte man wissen, dass sich das Präsidium sehr lange und trotz Kritik für den ÖKT als Präsenzveranstaltung eingesetzt hat. Der Wechsel hin zu rein digitalen Formaten ist für mich kein Ausdruck von Angst, sondern von Rücksicht und Verantwortungsbewusstsein. Noch einmal: Großveranstaltungen benötigen Planungssicherheit. Eine Absage seitens der Stadt, möglicherweise kurz vor dem Event, wäre ungleich bitterer.

Alles hat seine Zeit. Kirchentage als Präsenzveranstaltungen unter diesen Umständen jedoch gerade nicht.

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