- Werbung -

Jobreportage: Fair, trendy und gesegnet

Von Businessplänen hatte Simon Georg noch nichts gehört. Ein Geschäftsmodell hatte er keines und doch gründete er ein Unternehmen: blessed.

Wir treffen uns in Bern. Der großgewachsene Geschäftsmann wirkt sportlich und dynamisch, natürlich trägt er eine Softshell-Jacke aus der Kollektion von blessed. Und ebenso selbstverständlich nutzt Simon Georg, wann immer möglich, öffentliche Verkehrsmittel. Er besitzt kein Auto – Umweltanliegen sind ihm persönlich wichtig und Teil seiner Geschäftsidee. Er ist 30 Jahre alt und seit wenigen Monaten verheiratet mit Sarah. Sie ist Lehrerin und leidenschaftliche Sängerin, schreibt als Singer-Songwriterin eigene Lieder.

- Werbung -

Unkonventioneller Start

Doch beginnen wir von vorn. Simon Georg sagt: „Ich wuchs in einer Superfamilie auf.“ Seine Eltern sind Christen und für zwei Jahre lebt er zusammen mit ihnen und seinen beiden Geschwistern in Brasilien. Zurück in der Schweiz, Georg ist Teenager, erreicht ein modischer Hype mit amerikanischen T-Shirts die Welt. Sie haben allesamt coole Aufdrucke, doch leider passen sie nicht ins bescheidene Budget des Jungen. So macht er aus der Not eine Tugend. „Zusammen mit meinem Freund begann ich, T-Shirts selber zu bedrucken“, erzählt er. Die beiden lancieren diese T-Shirts unter dem Namen „reverse“, sie wollen damit ausdrücken, dass jeder Mensch im Leben die Möglichkeit hat, zu Gott umzukehren. Irgendwann schaffen sich die beiden eine erste Siebdruckmaschine an, und Simon Georg entscheidet sich, beruflich in die kreative Richtung zu gehen. Er lernt Polygraf (Mediengestalter) bei einem Fahrradentwickler.

Das Logo von „blessed“ ist zum Teil spiegelverkehrt (Foto: blessed GmbH).

Zur gleichen Zeit spürt Georg, dass jetzt der Moment gekommen ist, eine eigene Marke zu lancieren, mit einem eigenen „Zetteli“ hinten am Kragen, wie der Firmengründer es ausdrückt. Er beginnt, über einen Namen zu grübeln: „Ich wollte, dass mein Label einen christlichen Aufhänger hat, dabei aber nicht aufdringlich wirkt. Es musste eine tiefgründige Bedeutung haben und international verstanden werden.“ Er setzt sich hin, schreibt eine Liste, übersetzt Wörter, bis ihm „blessed“ zufällt. Die vielschichtige Bedeutung im Englischen (gesegnet, beschenkt, selig, beschützt, geheilt) begeistert ihn. Das spiegelverkehrte Logo nimmt den alten Gedanken von „reverse“ auf, denn die Möglichkeit zur Umkehr will er nach wie vor in die Welt hinaustragen.

Vom Mund abgespart

Von 2006 bis 2009 arbeitet Simon Georg abends und am Wochenende für blessed. Zudem ist er auch sportlich flott unterwegs. Er spielt Volleyball auf höchstem Schweizer Niveau. Seine Leidenschaft für den Sport führt ihn an den Wochenenden zu Turnieren statt ins Kino oder auf teure Partys, das spart Geld. Trotzdem muss er irgendwann eine grundsätzliche Entscheidung treffen. Nach einem Jahr reduziert er seine Anstellung in der Agentur auf 60 Prozent und gibt den Sport auf. Zusätzlich zu seinem Ersparten stellt ihm seine Patin ein zinsloses Darlehen zur Verfügung, das er zurückzahlen darf, so wie es ihm möglich ist. Dann, im Frühling 2009, kommt seine erste komplette Kollektion auf den Markt. Um nicht persönlich zu haften, gründet er eine GmbH. Schmunzelnd erzählt er von den Anfängen seiner Firma: „Ich lebte als Junggeselle in einer Zweizimmerwohnung. Das Schlafzimmer war zugleich mein Lager: Pult, Bett und Boden waren zuweilen belegt mit T-Shirts. Das Wohnzimmer versuchte ich ‚blessed-frei‘ zu halten.“

- Werbung -

Er geht auf Snowboard-Events und kommt enttäuscht zurück, denn auch die simple Botschaft – blessed – ist offensichtlich eine zu hohe Hürde, um von Nichtchristen gekauft zu werden. Seine Idee, mit den Artikeln auch kirchenferne Leute zu erreichen, scheint zu floppen. Bis er erste begeisterte Feedbacks von Menschen erhält, die erzählen, wie das Tragen der T-Shirts ihnen die Möglichkeit für Gespräche über Gott ermöglicht. Langsam beginnt der junge Mann zu verstehen, dass Gott mit seiner Idee zum Ziel kommt – wenn auch auf anderem Weg, als er selber sich das vorgestellt hat.

Simon Georg ermöglicht Kindern in Bangladesch mit seiner blessed-Foundation eine Schulbildung.

Fair produziert – damit auch andere gesegnet sind

Blessed steht – vom ersten T-Shirt an – für fair produzierte Ware. Simon Georg hat bis heute 30 verschiedene Fabriken von der Türkei bis Bangladesch besucht. Er weiß, dass für Arbeiter/innen, die seine Kleider nähen, unter anderem ein gesicherter Lohn, geregelte Arbeitszeiten, Pausen und auch eine medizinische Versorgung gewährleistet sind. Zudem hat er in Bangladesch die blessed-Foundation gegründet. Diese betreibt eine Schule und ermöglicht Kindern dank Schulbildung eine bessere Zukunft. Blessed arbeitet mit Menschen zusammen, die zum Teil Nischen bewirtschaften. So schien es Georg wegen der kleinen Serien lange unmöglich, Winterjacken in sein Sortiment aufzunehmen. Auf einer Textil-Messe stößt er auf einen jungen Mann, der Reststoffe von großen Auftraggebern wie The North Face oder Burton kauft. So kann blessed nun kleine Serien aus hochwertigen Stoffen zu vernünftigen Preisen anbieten.

Der soziale Aspekt ist Simon Georg wichtig. Bis zum Sommer führte er in Biel einen Laden, dort angegliedert waren sowohl das Lager als auch das Büro von blessed. Der Geschäftsführer stellte immer wieder für kürzere oder längere Zeit Menschen ein, die auf dem ersten Arbeitsmarkt nur schwer unterkamen. Nun musste er noch einmal über die Bücher gehen. Da junge Leute fast ausschließlich online bestellen und nicht zuletzt, weil er als Verheirateter ein etwas geregelteres Leben anstrebte, hat er den Laden aufgegeben und die Logistik ausgelagert. Georg hat dafür ein sozialwirtschaftliches Unternehmen gefunden, das Menschen, die aus psychischen Gründen besonders herausgefordert sind, beruflich integriert.

- Werbung -

„Blessed steht – vom ersten T-Shirt an – für fair produzierte Ware“

Zukunftsträume

Längst lebt Simon Georg von seinem Geschäft, auch wenn er sich einen bescheidenen Lohn auszahlt. Er fühlt sich rundum gesegnet durch eine tolle Familie – auch sein Großvater trägt Teile aus der blessed-Kollektion – und seine Frau, die ihn in Bezug auf den Glauben immer wieder herausfordert. Noch sind Sarah und er auf der Suche nach einer Gemeinde, dabei ist ihnen wichtig, dass diese „echt“, also authentisch ist. „Ich bin vom Typ her ein ‚Gottes- anbeter‘. Ich wünsche mir, die Kraft und Macht des Gebetes noch mehr zu erleben“, sagt er und fügt hinzu: „Ich bin viel unterwegs, gerade an den Wochenenden, darum höre ich Predigten oft auch online und lese je länger je lieber die Bibel.“

Simon Georg präsentiert einen Pullover seiner blessed-Kollektion (Foto: blessed GmbH).

Und dann ist da noch die Zukunft von blessed, die er vor Gott bewegt. Klar ist, dass er expandieren will. Längst sind seine Produkte im EU-Raum gefragt, doch die teuren Portokosten aus der Schweiz schlagen ihm ein Schnippchen. Simon Georg träumt davon, in Deutschland eine Logistikfirma zu finden, die nicht nur seine Produkte vertreibt, sondern auch in seine Vision passt, benachteiligten Menschen Hoffnung und Arbeit zu geben. Die Ideen scheinen dem jungen Geschäftsmann jedenfalls so bald nicht auszugehen.

Von Helena Gysin


Diese Reportage erschien zuerst im Männermagazin MOVO des SCM Bundes-Verlags, zu dem auch Jesus.de gehört.

Zur Homepage von blessed.

Konnten wir dich inspirieren?

Jesus.de ist gemeinnützig und spendenfinanziert – christlicher, positiver Journalismus für Menschen, die aus dem Glauben leben wollen. Magst du uns helfen, das Angebot finanziell mitzutragen?

NEWSLETTER

BLICKPUNKT - unser Tagesrückblick
täglich von Mo. bis Fr.

Wie wir Deine persönlichen Daten schützen, erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.
Abmeldung im NL selbst oder per Mail an info@jesus.de

Zuletzt veröffentlicht