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ICF Karlsruhe: „So muss Gemeinde sein“

Angefangen hat es mit einem Dutzend Leuten im eigenen Wohnzimmer. Heute leiten Sibylle und Steffen Beck die ICF Karlsruhe, eine der größten Gemeinden in Deutschland. Ein Rückblick.

Anfang der 90er, Liedolsheim, Nordbaden. Von der Leitung einer Großgemeinde sind die Becks gedanklich und praktisch noch meilenweit entfernt. Steffen ist zu diesem Zeitpunkt Jugendreferent beim CVJM, sie Lehrerin. Eine interessante Kombination, denn manch einer meint eine „Frau Jugendreferent“ sollte doch Zuhause bei den Kindern sein. Abgesehen davon, dass gar keine Kinder zur Familie gehören. Viel mehr entdecken beide das „Leiter-Gen“ in sich. „Wir sind beide Musiker, wir sind beide Typen, die auf der Bühne reden können“, sagt Steffen. „Wir predigen auch beide, wir sind beide Pastoren, nur damals haben wir nicht ganz ins Klischee gepasst.“ Sie wollen Gemeinde gründen – nach ihren Vorstellungen. Nur wie?

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„Es war, als würden wir drei Tage durchweinen,
weil uns Gott so berührt hat“

1999 besuchen die beiden den Willow-Creek-Kongress Kongress. Diese Veranstaltung ist ein Wendepunkt in ihrem Leben „Wir haben dort eine Art Zukunftsperspektive auf der Bühne gesehen und haben gedacht: ‚So muss Gemeinde sein.‘ Es war, als würden wir drei Tage durchweinen, weil uns Gott so berührt hat“, erinnert sich Sibylle.

Die beiden fahren mit dem Wunsch nach Hause, in der Region einen Gottesdienst für Menschen zu starten, die in der Kirche sonst eher selten auftauchen. Einen Gottesdienst, der nichts Verstaubtes hat, der die Botschaft von Jesus in ein modernes Gewand packt, der Menschen in ihrer Situation heute berührt. Also laden sie die Pfarrer aus der Umgebung ein, um ihnen von ihrer großen Entdeckung zu berichten. Mit einem gewissen Erstaunen nehmen sie zur Kenntnis, dass der Funke der Begeisterung nicht so ohne Weiteres auf die anderen überspringt. Sie haben zwar ein Gespräch mit der Leitung der badischen Landeskirche, aber diese hat ihnen geraten, ihr Projekt besser selbstständig und nicht innerkirchlich zu beginnen.

„Kleine Versorgungswunder sind immer wieder passiert“

Gesagt, getan. Steffen gibt seine feste Stelle beim CVJM dran, und mit einem kleinen Kreis von Leuten starten sie einen Verein im heimischen Wohnzimmer, die Hardt-Mission-Ministries. Ziel und Zweck dieses Vereins ist es, in der Hardt – einem Landstrich rund um Karlsruhe – Gottesdienste nach dem Vorbild von Willow Creek anzubieten. Die Becks wollen eine Gemeinde für Freunde und Nachbarn bauen.

Klar ist jedoch: Ohne Geld geht nichts. Die beiden nehmen ihre Ersparnisse, mieten eine Location und laden ein. „Der erste Gottesdienst hat uns 1.500 Euro gekostet, und wir hatten vielleicht 2.000 Euro auf dem Konto“, erinnert sich Steffen. So wurden zum Beispiel 300 Schnitzel gekauft, von denen 150 liegenblieben. „Wir wussten, dass es so nicht weitergehen kann.“ Doch das Ehepaar bleibt dran. Alle paar Wochen machen sie „ihren“ Gottesdienst – und erleben „kleine Wunder“: Einmal war der Briefkasten voller Zehnmarkscheine. „Wir wissen heute noch nicht, woher das Geld kam. Lauter solch kleine Versorgungswunder sind immer wieder passiert“, erzählt Sibylle. Und die Arbeit trägt Früchte. Immer mehr Menschen kommen.

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Lebendige Kirchengemeinde (Bild: shutterstock / Arthimedes)

Aus den Gottesdiensten wird schon bald mehr: „Nach zwei Jahren haben wir gemerkt, jetzt müssen wir auch Gemeinde sein für die, die zum Glauben gekommen sind und bei uns ihre geistliche Heimat gefunden haben.“ Sibylle gibt ihren Lehrersjob auf, um sich ganz der Gemeindearbeit zu widmen. Zunächst mieten sie ein Gemeindehaus auf dem Land für die Hardt-Mission-Ministries, doch eigentlich haben sie kein Interesse, als Kirche auf Dauer solo unterwegs zu sein. Sie schauen sich bei verschiedenen Freikirchen um und werden schließlich beim ICF Zürich fündig.

Eine Riesengemeinde wollte das Paar eigentlich nie gründen, sondern „Gemeinde für Freunde und Nachbarn sein“. Aber aus der eigenen Gemeinde gibt es Unterstützung für den Umzug in die Stadt. Und auch das Modell in Zürich überzeugt die Becks. Und so wird aus den Hardt-Mission-Ministries eine ICF-Gemeinde, die ihren Schwerpunkt nach Karlsruhe verlagert. 2005 feiert die ICF Karlsruhe ihren ersten Gottesdienst. Die Zahl der regelmäßigen Gottesdienstbesucher wächst innerhalb eines Jahres auf 200 Personen an. 2007 sind es bereits doppelt so viele. Weil immer mehr Menschen kommen, werden sonntags zwei Gottesdienste gefeiert. Zusatzangebote für Kinder, Jugendliche und Familien erweitern das Gemeindeleben. Schließlich gründet die Gemeinde Ableger in Bretten, Walldorf und Ludwigsburg. „Kirche neu erleben“, so lautet der Claim der Gemeinde. Und das tun inzwischen wöchentlich rund 1.600 Besucher an den vier Standorten.

„Manchmal muss uns Gott in den Hintern treten“

Und wie funktioniert es als Ehe-Paar gleichberechtigt so eine große Gemeinde zu leiten? „Wir ergänzen uns gut. Sibylle hat den Mut, auch mal krasse Entscheidungen zu treffen. Das ist wichtig für so eine Gemeinde“, meint Steffen, und Sibylle ergänzt: „Steffen ist mehr der seelsorgliche Typ. Er hat stärker noch die Menschen im Blick als ich.“ Eine Ergänzung, die von Außenstehenden oft nicht wahrgenommen wird. Immer wieder haben die beiden mit Rollenklischees zu kämpfen. „Ehre kriegt der Mann“, fasst Steffen die Einstellung zusammen, mit der sie oft konfrontiert werden. Er hat gemerkt, dass er sich selbst manchmal etwas zurücknehmen muss, weil er als Mann im Beruf des Pastors stärker wahrgenommen wird als seine Frau: „Wenn die Presse im Gottesdienst dabei ist und wir moderieren beide, dann kommen die Journalisten hinterher zu mir, selbst die Frauen, weil sie den Herrn Pastor suchen. Das ist komisch. Dann mache ich ihnen deutlich, dass wir zu zweit waren und dass das drinstehen soll in ihrem Bericht.“

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Doch von solchen Vorurteilen wollen sich Sibylle und Steffen nicht unterkriegen lassen. „Manchmal muss uns Gott in den Hintern treten, um uns dort hinzubringen, wo er uns haben will“, glaubt Sibylle. Der Erfolg scheint ihnen Recht zu geben.

Von Laura Schönwies


Dieser Text ist ein gekürzter und überarbeiteter Auszug aus dem Magazin FamilyNEXT. Dort ist der Artikel Teil der Rubrik „Ein Paar und seine Geschichte“. Für Jesus.de haben wir den Schwerpunkt auf die Gemeindegründung und Entwicklung gesetzt – unsere Leidenschaften. 

Sibylle und Steffen Beck sind nicht nur Pastoren – sie haben gemeinsam auch ein Buch geschrieben:

„40 Wegweiser für ein gesegnetes Leben“

SCM R.Brockhaus

Leseprobe (PDF)

Hier bestellen.

 

 

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