Überall in Deutschland fragen sich Pastorinnen und Pastoren gerade: Wie kann Gemeindeleben in Zeiten der Coronakrise aussehen? Pfarrerin Anneke Peereboom aus dem rheinland-pfälzischen Klingelbach bringt den Gottesdienst zu den Menschen – auf Bestellung.
Ausgangspunkt für den geistlichen „Lieferservice“ sei für sie die Überlegung gewesen, dass gerade viele ältere Menschen während dieser Krisenzeit einsam sind, sagt Peereboom. „Vor allem dann, wenn sie keine digitalen Medien nutzen.“ Eine halbe Nacht habe sie darüber nachgedacht und wachgelegen, dann stand ihr Entschluss fest: Raus in die Gemeinde fahren, hin zu den Menschen. „Und das ist ja wohl im besten Sinne biblisch“, sagt sie.
Und so funktioniert es: Auf Bestellung per Telefon fährt die Pfarrerin in die Dörfer ihrer Gemeinde. Mit dabei hat sie ihre Gitarre, Kerze und eine Bibel. Vor Ort hält Peereboom dann eine Kurzandacht von rund zehn Minuten Länge mit Impuls, Gebet, Gesang und Segenswort. Mal vom Gartenzaun aus, mal unter dem Balkon. Besonders in Erinnerung geblieben sei ihr eine Familie, die einen Campingtisch mit Windlicht und Stuhl auf dem Bürgersteig bereitgestellt habe: „Das war rührend. Und als ich dort gesungen habe, gingen auch in der Nachbarschaft die Fenster auf,“ erinnert sich die Pastorin.
Überraschungsgast beim Kindergeburtstag
Das Schöne sei, dass sie durch ihre Andachten nicht nur diejenigen erreiche, an die sie ursprünglich gedacht habe, also die Älteren und „Offliner“. „Nein, da sind Alte und Junge dabei“, sagt Peereboom. Sogar zu einem Kindergeburtstag sei sie schon bestellt worden. „Als Überraschungsgast“. Sie wisse vorher nicht, in welches „Setting“ sie hineingerate, sagt die Pfarrerin. „Wird da eine Person sein? Ein Paar? Oder vielleicht auch mehrere Menschen aus den Häusern rundherum? „Das ist alles schon vorgekommen.“
Durch ihre Gottesdienste auf Bestellung habe sie auch Kontakt zu Menschen bekommen, die sie in ihrer Kirche zuvor noch nicht gesehen habe. Und da ist Peereboom wieder beim biblischen Auftrag: „‚Geht hin‘, hat Jesus gesagt“. Drei- bis viermal pro Tag tut die evangelische Pfarrerin dies seit der vergangenen Woche. An die Hecken und Zäune. (dw)