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Nicht auf Gottes Gnade ausruhen

Out of the Box – Weil wir wunderbar gemacht sind

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Die zweiwöchentliche Kolumne von Tom Laengner


Tom Laengner ist davon überzeugt, dass Gott gnädig ist. Das hält ihn aber nicht davon ab, an seinen Fehlern zu arbeiten.

Es soll um Viertel vor vier gewesen sein, als Udo Lindenberg eine Erscheinung hatte. An diesem einen Tag im Jahr 1973, so heißt es, wurde der Musikant von Gott berufen, ihn auf Erden zu vertreten. Das beschreibt der Sänger jedenfalls so in seinem Song „Du heißt jetzt Jeremias“.

Ich persönlich glaube ja, dass aus dem Job nichts geworden ist. Und ich muss sagen, auch ich hätte ihn nicht unbedingt machen wollen. Wieso das denn? Also, da muss ich eigentlich nur in den Spiegel schauen und ich weiß Bescheid.

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Reiz des Verbotenen

Mit etwas schmunzelnder Scham erinnere ich mich an ein Erlebnis aus meiner frühen Kindheit. Da war ich ein ganz kleiner Junge, der die Stufen unserer Waschbetontrepppe herunterblickte. Sie lag hinter dem Tor, was unseren Hof begrenzte. Zehn Stufen weiter kräuselten sich verwehte Blätter und manchmal tote Mäuse, die der Nachbarkater nicht aufgegessen hatte.

Meiner umsichtigen Mutter erschien die Treppe für krummsäbelige Kleinkinderbeine als zu steil. Daher gab es ein Verbot, an das ich mich hielt. Meine Mutter war aufgrund ihrer Liebe und Lebenserfahrung eine Instanz.

Ignorieren hilft nicht

Doch an diesem einen Tag hatte ich eine Idee. So schloss ich einfach meine Augen. Erst das Eine, dann das Andere. Das Problem war aus den Augen und aus dem Sinn. Ein herrliches Gefühl!

Und in meiner kleinkindlichen Logik schloss ich: Wenn ich das Problem nicht sehe, dann ist es verschwunden. Soll heißen; dann kann ich die Treppe runter. Ganz allein! Ich war begeistert. Augen zu und durch! Allerdings dauerte meine Euphorie nur wenige Sekunden. Den blutigen Rest kann ich mir ersparen, nicht wahr?

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Nicht auf Gottes Gnade ausruhen

Wie angedeutet war ich da etwa drei stramme Jahre alt. Seit ein paar Jahren bin ich das nicht mehr. Aber Ignoranz und Nicht-Wahr-Haben-Wollen sind keine Bettler, die aus dem Leben verschwinden, wenn ich lange genug wegschaue. Als Menschheit veranschaulicht sich das aktuell beeindruckend grauenvoll am Klimawandel.

Und ich muss für mich persönlich zugeben, dass mich mein Anti-Ignoranzkampf immer wieder mal herausfordert. Aber mich darauf ausruhen, dass Gott mich so geschaffen hat, mit allem immer klarkommt oder mir zur Not die Narben der Seele vergoldet? Das will ich nicht. Ja, ich brauche Gnade. Aber zur Vernebelung meiner Gleichgültigkeit ist sie wohl nicht gedacht.

Wie hält es Gott mit uns Menschen aus?

Ich frage mich, wie Gott das mit mir als Mensch hinkriegt? Und ich finde keine befriedigende Antwort. Doch was Gott kann, kann wohl nur Gott. Fairerweise müsste ich ihn fragen, ob er weiß, was er tut, wenn er sich auf mich einlässt. Aber das weiß er wohl.

In einer uralten Erklärung an einen seiner Mitarbeiter ließ der Schöpfer allen Seins mal seine Sehnsüchte notieren: „Ich dachte, sie würden dann Vater zu mir sagen und sich nie wieder von mir abwenden!“ Keine Titel, keine Amtstracht und keine polizeiliche Abschirmung.

Gutes tun

Wer macht denn sowas? Soweit ich mich erinnere, verfolgen Chefs immer Interessen, zu denen ich als Mitarbeiter einen Beitrag leisten soll. Aber ob sie mein Bestes im Sinne haben? Das wage ich doch zu bezweifeln. In Politik und Wirtschaft empfinde ich das ähnlich. Die guten alten guten Werte fördern die Stimmung im Betrieb und dessen Erfolg.

Aber das Gute tun wegen des Guten allein? Die Quellen für diesen Ansatz finde ich bei diesem Gott, den ich Vater nennen darf. Ich bekomme gleichsam einen Platz in der Familie. Da kann ich doch nicht dauernd sagen, dass er mit all meinen Unarten klarkommt. Auch wenn das so ist, darf ich mich doch nicht darauf ausruhen, dass ihm Verletzungen nicht so weh tun.

Alle Kolumnen von Tom Laengner findet ihr hier.


Tom Laengner ist ein Kind des Ruhrgebiets. Nach 20 Jahren im Schuldienst arbeitet er journalistisch freiberuflich und bereist gerne unterschiedliche afrikanische Länder. Darüber hinaus arbeitet er als Sprecher für Lebensfragen und Globales Lernen. In seiner Kolumne „Out of the Box – Weil wir wunderbar gemacht sind“ schreibt er regelmäßig über Lebensfragen, die ihn bewegen.

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1 Kommentar

  1. Gottes Liebe ist völlig voraussetzungslos

    „Aber das Gute tun wegen des Guten allein? Die Quellen für diesen Ansatz finde ich bei diesem Gott, den ich Vater nennen darf. Ich bekomme gleichsam einen Platz in der Familie“! In diesem zitierten Satz von Tom Laengner bringt er das Wesen Gottes auf den Punkt. Der Schöpfer aller Dinge ist unendlich gut, liebevoll, gerecht, barmherzig – und ohne Hinterabsicht. Ich selbst habe manchmal zugespitzt formuliert: „Gott ist kein Buchhalter“! Nichts gegen Buchhalter, aber mit dem Schöpfer aller Dinge verglichen arbeiten sie nicht nur mit Zahlen, sie schreiben auch das Soll und Haben auf. Aber wie würde ich, wie würden wir alle vor ihm anschneiden, wenn er unsere guten Seiten mit den weniger guten oder gar unseren Abgründen verrechnet. Da bleibt wohl meist keine positive Zahl über: „Wir sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhmes, den wir vor Gott haben sollten“, sagt der Apostel Paulus in diesem überlieferten Satz – aus seiner Alltags- und Lebenserfahrung – in unserer Heiligen Schrift. Aber unser Gott hat uns völlig und im Voraus vergeben: Am Kreuz von Golgatha wurde unser aller Defizit angenagelt, also damit wie in einer himmlisch-notariellen Urkunde durchgestrichen: Und dann noch völlig voraussetzungslos. Sodann gilt dies grundsätzlich für alle Menschen. Denn Jesus Christus, der menschgewordene Gott, ist nicht zum Zwecke des Gerichtes gekommen, mit einem furchtbaren himmlischen Donnerwetter, als gnadenloser Alleinherrscher und praktizierter Todesstrafe wie durch die damaligen Fürsten und Kaiser, sondern wie es die Bibel beschreibt: „Als Friedefürst“! Insofern ist Gott nicht nur das Gute an sich und in Person, sondern er bietet uns dieses Gute als Erlösung an. Ich soll mich trotzdem auf meinen grenzwertigen schlechten Angewohnheiten und meinen Abgründen nicht ausruhen, meine völlig voraussetzungslose Freisprechung nicht wie ein Lottomillionär genießen – und so bleiben wie ich bin. Denn da sagt Jesus, wer ihn liebe, der befolge seinen Willen. Damit ist unsere Dankbarkeit gemeint und diese könnte darin bestehen, sich diesem bewährten Bergführer durch die Höhen und Tiefen unseres irdischen Lebens auch vertrauensvoll anzuschließen. Wir sollen also nicht etwas von uns selbst verlangen, was völlig unmöglich ist, niemand muss über seinen Schatten springen, aber wir dürfen jeden Tag aus der Vergebung leben. Das was wir tun können um uns selbst zu ändern, kann nur geschehen nach unserem Vermögen., Aber was nicht (mehr) gilt ist das Gesetz. Vor einem (auch irdischen) Gesetz bin ich entweder schuldig oder ich bin unschuldig. Ich werde also freigesprochen oder ich werde unabwendbar bestraft. Und da ist die sensationelle Botschaft der Bibel: „Jesus Christus ist unsere Gerechtigkeit“! Er ist gewissermaßen unsere stellvertretende Gerechtigkeit. Martin Luther hat das erkannt, dass Gott so unendlich gnädig ist und wir nicht in unendlicher Mühe ihn immer wieder dazu beknien müssen. Er ist das Gute an sich, die grenzenlose Liebe – und dies alles gibt es völlig umsonst. Paulus selbst ist dafür der menschliche Beweis. Denn als gewaltsamer Christenverfolger mit dem Namen Saulus begegnete er einem großen Licht vor Damaskus. Das Licht steht für die Liebe Gottes. Ihr kann niemand entkommen. Sie lässt uns kapitulieren. Alle Menschen werden sich freiwillig mit Gott versöhnen. Die Hölle, wie beispielsweise der Krieg in der Ukraine, wird in Gottes Neuer Welt nicht mehr sein.

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