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Online Gottesdienste: Auf was zu achten ist

Liturgische Präsenz ist in Zeiten von Online-Gottesdiensten und veränderten Aufmerksamkeitsspannen wichtiger denn je. Ein Gespräch mit dem Kommunikationstrainer und ZDF-Gottesdienstcoach Felix Ritter.

Wie kann ich im Online-Gottesdienst Nähe zum Publikum vor dem heimischen Bildschirm herstellen?

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In der Kirche müssen wir derzeit ja immer noch Abstand halten. Über Zoom bin ich einen Meter von meinen Gottesdienstbesuchern am Bildschirm entfernt. Die Herausforderung ist, eben nicht auf den Bildschirm, sondern in die Kamera zu schauen und mit ihr förmlich zu flirten. Dann stelle ich mir einen Menschen vor und ich rede nur zu diesem einen Menschen.

Was ist für Sie bei der Gottesdienstgestaltung wichtig?

Für mich ist die Freude ganz zentral. Wir feiern Gottesdienst! Das muss man sehen – in Gestik und Mimik. Das ist auch gute Burnout-Vorsorge für Pfarrer. Das spricht die Menschen an, wenn ich von etwas
begeistert und überzeugt bin. Mir sind Gottesdienste oft viel zu ernst.

Vor dem Lesen im Online-Gottesdienst schrecken viele zurück. Woher kommt die Angst vor dem Lesen biblischer Texte? Wie lese ich, ohne meine Zuhörer zu langweilen?

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Lesungen sollten authentisch sein. Viele versuchen, eine eigenartige Betonung
nachzuahmen, die es nur in der Kirche gibt. Zum Beispiel so: Der Herr – (große Pause) – ist auferstanden. Das ist völlig unnormal und wirkt oft auch noch steif. Die Textgattung und die Situation sind entscheidend: Lese ich die Ostergeschichte und Maria sieht das leere Grab, so darf da ruhig Erstaunen in meiner Stimme sein.

Sie haben das Konzept der TED-Talks, die im englischsprachigen Raum sehr
beliebt sind, aufs online Predigen übertragen. Worum geht’s dabei?

Beim Predigen im TED-Talk-Stil geht es um die Frage: Was ist meine Idee? Was ist mein Geschenk für meine Hörer? Alles, was nicht zum definierten Ziel passt, lasse ich weg. Es geht um inspirierende Ideen. Ich will als Hörer nicht gesagt bekommen, was ich tun soll, sondern Geschichten hören, die mich berühren, die mir weiterhelfen und zeigen, wie mein Leben gelingen kann. Das schafft das TED-Format durch überraschende Momente, Storys und menschliche Nähe.

„Ich will als Hörer Geschichten hören, die mich berühren.“

TED-Talks dauern ja maximal 18 Minuten. Wie lange sollte eine gute Predigt sein?

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Die Länge der Predigt ist nicht entscheidend. Zeit ist total subjektiv. Bei einer paulinischen Ermahnung kann mir eine Minute ewig lang erscheinen, aber wenn ich eine Geschichte höre, bleibe ich viel aufmerksamer dran. Dennoch hören Menschen nur drei Minuten aufmerksam zu. Danach braucht es eine Abwechslung, eine neue Perspektive, eine originelle Überraschung.

Wie wird der Gottesdienst der Zukunft aussehen?

Ich bin sicher: Gottesdienste werden in 10 Jahren interaktiver sein, es wird nicht mehr nur Kommunikation als Einbahnstraße geben. An Ostern habe ich bei einem Gottesdienst in Berlin digital mitgefeiert und an den Fürbitten mitgewirkt, obwohl ich in Amsterdam wohne. Ich hoffe auch, dass es mit digitalen Gottesdiensten weitergeht, weil sie viel Potenzial zur Mitwirkung bieten.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Die Tipps gelten natürlich auch für Gottesdienste in Präsenzformen, die nach und nach wieder überall möglich sind. 



Dieses Interview führte Andreas Schmierer für das Kirchenmagazin „3E – echt, evangelisch, engagiert„. 3E erscheint regelmäßig im SCM Bundes-Verlag, zu dem auch Jesus.de gehört.

 

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