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Papsttreu, aber vielseitig: Bischof Müller wird Chef der Glaubenskongregation in Rom

Für seine Kritiker ist er ein konservativer Hardliner. Doch der Regensburger Bischof hat auch andere Seiten. Nun rückt Gerhard Müller auf einen hohen Vatikan-Posten.

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Wenn wichtige Posten in der katholischen Weltkirche oder in Deutschland zu besetzen waren, fiel häufig auch der Name des Regensburger Bischofs Gerhard Ludwig Müller. Als vatikanischer «Ökumene-Minister» und oberster Vatikan-Bibliothekar war er ebenso im Gespräch wie als Erzbischof von Berlin. Vor gerade mal zwei Wochen wurde der Regensburger Bischof zum Mitglied der vatikanischen Bildungskongregation und des Päpstlichen Einheitsrates berufen. Und mancher Beobachter sah darin ein «Trostpflaster» für die entgangene Kardinalswürde. Doch am Montag ernannte Papst Benedikt XVI. den 64-jährigen Dogmatikprofessor zum Chef der römischen Glaubenskongregation, einer der wichtigsten Posten in der Kurie.

 Müller sei ein großartiger Theologe, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, Anfang März, als einmal mehr Gerüchte über einen Wechsel des Regensburger Bischofs nach Rom die Runde machten: «Für die Aufgabe des Präfekten der Glaubenskongregation hätte er die nötige Qualifikation.»

 Im Kreis der deutschen Bischöfe war Müller bislang Vorsitzender der Ökumene-Kommission und damit Gesprächspartner für die Protestanten. Die Kirchenspaltung hält er für eine Tragödie. Doch eine «Wischiwaschi-Ökumene» werde die nötige Annäherung der Kirchen nicht befördern, warnt er mit Blick auf bestehende Differenzen beim Amts- und Kirchenverständnis.

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 Daneben hält Bischof Müller enge Kontakte zu den orthodoxen Kirchen. Er ist katholischer Vorsitzender der Gemeinsamen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz und der Orthodoxen Kirchen in Deutschland. Mitte März präsentierte er zusammen mit dem griechisch-orthodoxen Metropoliten Augoustinos ein gemeinsames Dokument zum Osterfest.

 Für die traditionellen Katholiken ist Bischof Müller ein unverrückbarer Fels in stürmischen Zeiten, der den Glauben aufrecht hält. Gegen Kritik am offiziellen Kurs der Kirche oder am Papst wendet er sich mit scharfen Formulierungen und rigiden Gegenmaßnahmen. Reformbestrebungen innerhalb der Kirche steht Müller skeptisch gegenüber, bei Priestern oder Laien in seinem Bistum duldet er keine Abweichungen von der offiziellen kirchlichen Linie. Für die «Unverfälschtheit und Integrität der Glaubenslehre» seien alleine die Bischöfe verantwortlich, findet er.

 Müller stammt aus einer Arbeiterfamilie, im Mainzer Stadtteil Finthen wächst er mit drei Geschwistern auf. Nach dem Abitur studiert er Philosophie und Theologie in Mainz, München und Freiburg. Zunächst schlägt er die wissenschaftliche Laufbahn ein. Bei Professor Karl Lehmann promoviert er 1977 mit dem Thema «Kirche und Sakramente im religionslosen Christentum. Bonhoeffers Beitrag zu einer ökumenischen Sakramententheologie».

Vom Mainzer Kardinal Hermann Volk wird Müller 1978 zum Priester geweiht. Nach der Habilitation bei Lehmann nimmt er einen Ruf auf den Lehrstuhl für Katholische Dogmatik der Ludwig-Maximilians-Universität München an. Eine seiner zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen ist die «Katholische Dogmatik», die inzwischen in der siebten Auflage und in mehreren Sprachen vorliegt.

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 Nach Rom hat Müller, der 2002 zum Bischof von Regensburg geweiht wurde, einen guten Draht. Von 1998 bis 2003 war er Mitglied der Internationalen theologischen Kommission des Vatikan. Papst Benedikt XVI., der mehrfach seine Wertschätzung für Müllers theologische Arbeit betonte, berief ihn 2007 in die Glaubenskongregation. Seit 2009 gehört er ebenfalls dem Päpstlichen Rat für die Kultur an.

 Sichtbarer Ausdruck der Verbundenheit mit dem Papst ist auch das in Regensburg angesiedelte «Institut Papst Benedikt XVI.», das mit der Herausgabe der «Gesammelten Schriften» von Joseph Ratzinger beauftragt ist. Unter dem Eindruck der Studentenrevolte war Ratzinger 1969 von Tübingen an die Universität Regensburg gewechselt, wo er bis 1977 Dogmatik und Dogmengeschichte lehrte.

 Gilt der streitlustige Bischof Müller bei katholische Reformgruppen als konservativer Hardliner, so blicken konservative Kirchenkreise argwöhnisch auf Müllers enge Freundschaft mit dem Befreiungstheologen Gustavo Gutiérrez. Auch das konsequente Vorgehen gegen die traditionalistische Piusbruderschaft, die im Bistum Regensburg ein Priesterseminar unterhält, missfällt vielen. Reformkräfte in der katholische Kirche wiederum vermochte Müller zu überraschen, indem er den Katholikentag für 2014 nach Regensburg einlud.

 

(Quelle: epd)

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