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„Poet der Stille“: Carlos Martínez spielt Gott

Der Pantomimekünstler Carlos Martínez feiert 2022 sein 40-jähriges Bühnenjubiläum. Mit seinen Darbietungen möchte er die Bibel menschlicher machen – ohne Worte, aber mit Humor.

Von Pascal Alius

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Drei bis vier Jahre für 45 Minuten – so lange braucht Pantomime Carlos Martínez, um ein ganzes Abendprogramm zu basteln. Das Gesicht weiß geschminkt, ein leuchtend roter Mund, schwarz gekleidet, mit weißen Handschuhen – so erzählt Martínez seit 40 Jahren Geschichten von Liebe und Hass, von Mut und Verzweiflung, von Versagen und Hoffnung. Es sind Geschichten über Menschen wie du und ich – auch aus der Bibel.

Aber zurück zum Anfang. Martínez wird am 30. September 1955 in Pravia, Spanien, geboren. Als Kind hat er zwei Träume: Alle Sprachen der Welt sprechen und Schauspieler sein. „Als Kind dachte ich, es gäbe nur sechs [Sprachen; Anm. d. Red]“, sagt er in einem Interview mit dem Fernsehsender Bibel TV. Und: „Schon als Kind war ich ein Geschichtenerzähler!“

Träume werden wahr

Sein Vater zerstört seinen Traum, alle Sprachen sprechen zu wollen. Er klärt ihn darüber auf, dass es rund 6.000 verschiedene gibt. Martínez entdeckt während seines Schauspielstudiums die Pantomime für sich. So werden doch noch beide seiner Träume wahr, nur anders als gedacht: „Als Pantomime kann ich Schauspieler sein und alle Sprachen der Welt sprechen.“

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Mit seinen von ihm selbst entwickelten Vorstellungen kommt Martínez in der ganzen Welt herum. Unter anderem tourt er zweimal in China. Und auch dort verstehen ihn die Menschen. „Viele Leute lachen, nicht nur, weil es Pantomime ist, sondern weil meine Geschichten sehr menschlich sind und sich die Leute wiedererkennen“, sagt Martínez.

Eines seiner Programme heißt „Meine Bibel“. Zu dem Namen inspirierte ihn seine Mutter, die morgens häufig fragte: „Carlos, wo ist meine Bibel?“ „Ich war schon immer fasziniert von der Bibel“, sagt Martínez. In „Meine Bibel“ spielt er unter anderem Noah, Abraham und die Schöpfungsgeschichte.

In der Schöpfungsgeschichte spielt er Gott, wie dieser die Welt erschafft. Er entwickelte dieses Stück, nachdem sich ein Kind aus dem Publikum genau das gewünscht hatte. „Als ich es das erste Mal vorführte, dachte ich, die Kirchen bringen mich um“, sagt Martínez im Interview mit Bibel TV. „Ich stelle schließlich Gott dar.“ Das Publikum nahm sein Stück jedoch begeistert an. „Gottes Gefühle mit Respekt und Humor darzustellen, das berührt mich auch noch nach 700 Vorstellungen“, meint er.

„Die Menschen sollen sehen können, dass die Bibel nicht lebensfremd ist.“

Für seine Bibelgeschichten erhielt Martínez 2002 in Deutschland den Preis der ökumenischen Stiftung Bibel und Kultur. Auf die Frage, warum er Bibelgeschichten spielt, antwortet er: „Die Menschen sollen sehen können, dass die Bibel nicht lebensfremd ist.“

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Sein Ziel sei es, den Menschen die Bibel näherzubringen, indem er sie menschlicher mache. Diesen Ansatz beeinflusste seine Mutter maßgeblich mit. Sie habe ihm mal gesagt: „Wenn du die Bibel als Pantomime spielst, vergiss den Humor nicht.“

Seine biblischen Pantomime-Geschichten erreichen auch Menschen, die sonst kaum etwas mit Gott am Hut haben. Eine Frau habe ihn nach einer Aufführung gefragt, ob diese Geschichten in der Bibel stünden? Auf sein Ja habe sie gesagt: „Das schaue ich zu Hause in der Bibel von meinem Großvater nach. Die mache ich sonst nie auf.“

Neue Perspektiven aufzeigen

Martínez sieht seine Aufgabe als Pantomime darin, eine neue Perspektive auf die Realität aufzuzeigen. Ohne Worte ist er dazu gezwungen, bekannte Geschichten auf eine neue Art und Weise zu erzählen. Das Wort „Liebe“ auszusprechen, brauche nur eine Sekunde, meint Martínez. Dagegen benötige er fünf Minuten, um es darzustellen.

Die Limitationen der Pantomime sind ihre Stärke. Um diese voll zu entfalten, braucht es einen wie Carlos Martínez: einen „Poeten der Stille“, wie der Titel eines seiner Bücher lautet. Die Stille ist sein leeres Blatt Papier, auf dem er mit ganzem Körpereinsatz Geschichten erzählt. Geschichten, in denen es menschelt – auch bei Gott. Martínez‘ „Worte“ verhallen nicht. Sie bringen Herz und Seele zum Schwingen – ganz ohne Ton.

Link: Sein 40-jähriges Bühnenjubiläum feiert Carlos Martínez mit dem Programm „Vitamimo“, mit dem er auch in Deutschland auf Tour ist.


Carlos Martínez‘ Pantomimestück „Die Schöpfung“ ist auf YouTube zu finden:

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