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Religiöses Pulverfass: Warum Nigeria nicht zur Ruhe kommt

Eine Serie von Bombenanschlägen erschütterte kurz vor Beginn des islamischen Opferfestes Nigerias nordöstlichsten Bundesstaat Borno. Den Anschlägen fielen zahlreiche Christen zum Opfer. Ein Ende der Gewalt scheint nicht in Sicht.

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 Das jüngste Drama nahm in Maiduguri, der Hauptstadt Bornos, seinen Anfang. Dort sprengten Mitglieder der radikalislamischen Sekte „Boko Haram“ (Bedeutung: "Westliche Bildung verboten" oder auch "Moderne Erziehung ist Sünde") einen mit Sprengstoff beladenen Jeep vor einem Polizeihauptquartier in die Luft. Anschließend griffen Sektenmitglieder weitere Polizeistationen, Banken und vor allem katholische Kirchen in der Hauptstadt des angrenzenden Bundesstaats Yobe an. Aus Angst flüchteten zahlreiche Bewohner aus den betroffenen Städten. Laut dem nigerianischen Roten Kreuz starben allein durch die Attentate in Yobe etwa 70 Menschen. Lokale Medien berichteten sogar von über 100 Toten.

 Will man die Hintergründe der Anschläge in der jüngeren Vergangenheit verstehen, muss man zunächst einen Blick in die Geschichte Nigerias werfen. In vorkolonialer Zeit existierten auf dem Gebiet des heutigen Nigeria verschiedene Kleinstaaten, Königreiche, sowie muslimische Kalifate und Sultanate mit 500 verschiedenen Sprachen. All diese religiös, ethnisch und sprachlich heterogenen Gebiete wurden ab Mitte des 19. Jahrhunderts zu einer einzigen britischen Kolonie, die 1960 in die Unabhängigkeit entlassen wurde. Bis in die 90er Jahre hinein wurde Nigeria durch innere Unruhen, Militärregierungen aber auch den Öl-Boom geprägt. Seit 1999 ist Nigeria eine demokratische Bundesrepublik. Von Stabilität ist das westafrikanische Land allerdings nach wie vor weit entfernt.

 Etwas mehr als die Hälfte der rund 150 Millionen Einwohner Nigerias sind Muslime. Sie leben, wie schon vor Beginn der Kolonialisierung, hauptsächlich in den nördlichen Landesteilen. Obwohl die meisten Muslime in dem westafrikanischen Staat als eher gemäßigt gelten, lässt sich seit der Demokratisierung eine zunehmende Radikalisierung beobachten, die durch islamistische Gruppierungen wie zum Beispiel die „Boko Haram“ geschürt wird. So wurde auf Druck islamistischer Gruppierungen in den nördlichen Bundesstaaten ab 1999 die islamische „Scharia“ als Rechtsgrundlage eingeführt. Seitdem kam es dort und auch in der Mitte des Landes immer wieder zu gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Muslimen und Christen – trotz der Friedensbemühungen christlicher und muslimischer Verbände.

 Obwohl die „Scharia“ laut Verfassung in zivilen und strafrechtlichen Angelegenheiten bei Christen und anderen Nicht-Muslimen nicht zur Anwendung kommen darf, werden Christen in Nordnigeria laut dem Hilfswerk „Open Doors“ vor Gericht damit immer wieder konfrontiert. Darüber hinaus sind Benachteiligungen oder Diskriminierungen am Arbeitsplatz und im privaten Umfeld an der Tagesordnung. So sollen zum Beispiel christliche Mädchen in einigen staatlichen Schulen zum Tragen eines Ganzkörperschleiers gezwungen worden sein. Der Zugang zu muslimischen Krankenhäusern wird christlichen Nordnigerianern oft verweigert. Bibeln oder andere christliche Bücher sind praktisch nicht zu bekommen.

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 Die Konflikte in Nigeria entstehen jedoch nicht nur entlang religiöser Trennlinien. Ethnische, wirtschaftliche, soziale und religiöse Probleme überschneiden sich und bilden so eine explosive Mischung. Die jüngste Eskalation der Gewalt hat laut einer Studie der US-amerikanischen Organisation "The Fund for Peace" auch politische Gründe. Nach einem ungeschriebenen Gesetz nominiert die nigerianische Regierungspartei PDP abwechselnd einen Präsidentschaftskandidaten aus dem muslimischen Norden und dem christlichen Süden. Jeder Präsident sollte dann – nach Möglichkeit – zwei Amtsperioden lang regieren. Der Vorgänger des amtierenden Staatspräsidenten Goodluck Jonathan, der Muslim Umaru YarAdua, starb jedoch während seiner ersten Amtszeit. So kam nach drei Jahren wieder ein Christ an die Macht und viele Muslime fühlten sich "betrogen". Die Folge, so die Studie, sei eine wachsende Unzufriedenheit der muslimischen Bevölkerung. Baldige Stabilität bleibt angesichts solcher Entwicklungen nur ein Traum.

 

(Quelle: jesus.de)

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