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Ruth Lapide versöhnte Juden und Christen – jetzt ist sie gestorben

Die jüdische Religionswissenschaftlerin Ruth Lapide wurde in Deutschland geboren, floh vor den Nazis nach Palästina und kam wieder zurück. Ihre Mission: Hass verhindern durch Versöhnung.

Die jüdische Religionswissenschaftlerin und Historikerin Ruth Lapide ist tot. Sie sei am Dienstag im Alter von 93 Jahren in Frankfurt am Main gestorben, teilte die Stadt mit. Lapide setzte sich vor allem für den jüdisch-christlichen Dialog ein.

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Ruth Lapide wurde im mittelfränkischen Burghaslach geboren. Ihre Familie wanderte 1938 auf der Flucht vor den Nazis nach Palästina aus. In ihrem Studium in Jerusalem bildete die Entstehung des Christentums innerhalb des Judentums einen Studienschwerpunkt. So wurde sie zur Kennerin des Alten und des Neuen Testaments.

„Wenn nicht ich, wer dann“

In Israel heiratete sie den jüdischen Religionswissenschaftler Pinchas Lapide (1922-1997), mit dem sie mehr als 40 religionsphilosophische und historische Bücher veröffentlichte. Die Lapides erhielten mehrere Lehraufträge weltweit, vor allem in den USA und Deutschland. Deshalb entschieden sie sich 1974 nach Deutschland zurückzukehren.

Gemeinsam arbeiteten sie an der Versöhnung zwischen Juden und Christen. „Wenn nicht jetzt, wann dann. Wenn nicht ich, wer dann“, sagte Ruth Lapide in einem Interview auf Bibel TV. „Hier [in Deutschland; Anm. d. Red.] war die Wurzel des Übels. Hier soll man den Leuten erzählen, auf dass sie weitererzählen. Dass es [der Holocaust; Anm. d. Red.] nicht noch einmal ähnlich passiert.“

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Ihre Arbeit war wegbereitend für den jüdisch-christlichen Dialog und die Verständigung der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Israel. Nach dem Tod ihres Mannes war sie vor allem als Vortragsrednerin, Lehrbeauftragte und als Publizistin beim Bayerischen Rundfunk und bei Bibel TV mit der Sendung „Die Bibel aus jüdischer Sicht“ aktiv.

3 Kommentare

  1. Die Botschaft Johannes‘ des Täufers:
    „Und meint nicht, dass ihr bei euch selbst sagen könnt: ‚Wir haben Abraham als Vater!‘
    Denn ich sage euch: Gott kann aus diesen Steinen Kinder für Abraham auferwecken!
    Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gesetzt:
    Jeder Baum, der keine gute Frucht bringt, wird nun herausgehauen und ins Feuer geworfen.“

    • Fundamentalismus ist kein guter Berater

      Natürlich wird man viele dieser Verse in der Bibel finden, wie: „Jeder Baum, der keine gute Frucht bringt, wird nun herausgehauen und ins Feuer geworfen.“! Andere sprechen eine völlig andere Sprache. Etwa dass Gott den glimmenden Docht nicht löschen wird. Das Zitat einzelner Bibelvers und ihre Alleinstellung produziert nur das Problem von Widersprüchen gegenüber anderen Aussagen, die man dann mühsam so erklärt, dass sie nicht mehr so absolut widersprüchlich klingen. Es kommt darauf an, wie wir die Bibel verstehen. Nicht als ein vom Himmel gefallendes fertiges Buch, sondern nicht unerheblich auch die Überlieferung von Gottesbegegnung und Glaubenserfahrung. Der Inhalt einzelnen Bücher in der Bibel wurden von Menschen dazu ausgewählt, in dieser Sammlung unserer Heiligen Schrift zu stehen. Es gilt die Bibel auszulegen. Ich glaube, dass Gott die Bibel ermöglicht hat, so wie ich jetzt etwas schreibe, oder wir hier im 21. Jahrhundert leben. Bibeltexte sind als Überlieferungen wie Predigten und dann sind sie Gotteswort durch Menschenwort, sodann als Menschenwort nicht ohne Widersprüche. Niemand würde ja auch alle Aussagen einer Predigt für eine absolute Wahrheit ohne Vorurteil, Widerspruch und eigene Meinung des Redners halten. Aber auch das Gegenteil wäre falsch – es geht nicht um Beliebigkeit. Die Wahrheit liegt in Gott selbst und in Jesus Christus gleichermaßen. Es kommt auf unsere und meine Beziehung zu Gott an und ob bzw. wie ich mich vom Heiligen Geist leiten lasse. Fundamentalismus ist dabei kein guter Berater. Dass Christinnen und Christen immer unterschiedliche Meinungen und Überzeugungen vertreten hat letztlich dazu geführt, dass es unterschiedliche Kirchen, Glaubenstraditionen und Konfessionen gibt. Es geht um das Verbindende und dies ist das Credo Gott zu lieben und den Nächsten wie sich selbst. Damit wird alle Lehre nach der Meinung Jesu zusammengefasst. Oder: Glaube, Hoffnung und Liebe, die Liebe aber ist die Größte unter ihnen.

  2. Die akademische Versöhnungsarbeit von Ruth Lapide

    Ruth Lapide und ihrem Ehemann ist es auch zu verdanken, dass sie durch ihr Wirken die Nähe des Judentums und den Christentums auch im allgemeinen Bewusstsein wieder herstellten. Es geht um den einen Gott, den Schöpfer eines unendlichen Universums, der absolute Liebe und Gerechtigkeit verkörpert. Der die Israeliten aus der Sklaverei der Ägypter befreite – gewissermaßen eine Vorschattung der noch größeren vor allem auch seelischen Befreiung durch Jesus Christus. Wir reden von einem Gott, der Mensch wurde, sich also mit uns so identifizierte, dass er an einem Kreuz für unsere Schuld starb. Nun glauben jüdische Menschen nicht an Jesus als dem Erlöser, aber an den gleichen Gott dieser starken Liebe für alle Menschen. Aber Jesus wird in Gottes Neuer Welt die Verstorbene herzlich umarmt haben. Ruth Lapide – gemeinsam mit ihren Ehemann – haben verdienstvoll die hebräische Bibel erklärt, wie sehr sie vielleicht andere Akzente setzt, andererseits aber auch, wie es hilfreich ist unseren eigenen Glauben aus der Sicht des Ersten Testamentes zu betrachten. Die Versöhnung von Juden und Christen, die in Wirklichkeit Geschwister sind und Kinder des einen Gottes, war und ist dringend erforderlich. Auch aufgrund unserer Geschichte und der abgrundtiefen Bösartigkeit, 6 Millionen jüdische Menschen zu vernichten und dazu noch alle anderen Deutschen, die dem Antichristen Adolf Hitler nicht willfährig sein wollten. Ruth Lapide hat geschrieben, diskutiert, Synoden besucht und Versöhnungsarbeit unter Geschwistern betrieben. Ihre Bücher sind zumeist auch für theologische Laien verständlich. Antisemitismus und Rassismus sind eine furchtbare Gedankenpest, denn sie beleidigen damit Menschen und ihren Gott, der jeden unendlich liebt. Erfreulich: Trotzdem feiern heute wieder Christen, Juden und Moslems auch gemeinsam Gottesdienste zu besonderen guten oder sehr negativen Anlässen. Wir alle sind nämlich die Nachfahren Abrahams. Und vielleicht hat es sich herumgesprochen, dass Gott ein Vater aller Menschen und aller Völker ist und er jede und jeden anhört, die nach ihm rufen. Die Betreffende hat sich große Verdienste erworben auch mit ihrer akademischen Versöhnungsarbeit. Vielleicht ist dies auch ein ausreichender Anlass für uns, in Glaubensdogmen zutiefst menschliche, bildhafte und anscheinend logische Glaubenswahrheiten zu sehen, was sie auch beabsichtigen, aber gleichzeitig auch nur wie ein dunkler Spiegel sein können, in der wir die göttliche Wahrheit nur andeutungsweise zu erkennen vermögen. Im Himmel werden wir alles wissen und dort wird es nur Geschöpfe geben, die sich (alle) mit ihrem Schöpfer freiwillig versöhnt haben.

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