Es ist eine historische Entscheidung: In der Schwedischen Kirche übernimmt erstmals eine Frau das Amt des Erzbischofs. Antje Jackelén erreichte im ersten Wahlgang eine klare Mehrheit.
Erstmals rückt eine Frau an die Spitze der evangelisch-lutherischen Kirche von Schweden. Die Bischöfin von Lund, Antje Jackelén (58), wurde am Dienstag zur Erzbischöfin gewählt. Sie folgt Juni nächsten Jahres auf Anders Wejryd (65). Auf die Theologin, die im westfälischen Herdecke geboren ist, entfielen 55,9 Prozent der von 325 Wahlberechtigten abgegebenen Stimmen, wie die Schwedische Kirche mitteilte. Jackelén wird am 15. Juni 2014 in Uppsala als neue Erzbischöfin eingeführt. Die Amtszeit endet mit Erreichen des Pensionsalters.
Insgesamt gab es fünf Kandidaten. Für Uppsalas Bischof Ragnar Persenius stimmten 33,1 Prozent, für die Cheftheologin der Kirchenleitung, Cristina Grenholm 7,1 Prozent. Deutlich abgeschlagen gingen Dompropst Johan Dalman (2,9 Prozent) aus Strängnäs und der Göteborger Bischof Per Eckerdal (0,6 Prozent) aus der Wahl.
Der derzeitige Amtsinhaber Wejryd ist der 69. Erzbischof der Schwedischen Kirche. Zugleich war er der erste Erzbischof, der von der Kirche selbst bestimmt wurde. Bis 1999 war die Kirche in Schweden Staatskirche, die Bischöfe wurden von der Regierung eingesetzt. Von den sieben Millionen Schweden gehören rund 70 Prozent der lutherischen Kirche an.
Zu den Herausforderungen der Kirche von Schweden zählt Jackelén den Traditionsabbruch: "Die Inhalte christlichen Glaubens und christlicher Tradition sind so unbekannt geworden, dass der Gesellschaft wesentliche Hilfen für den verantwortlichen Umgang mit den persönlichen und gemeinsamen Herausforderungen des Lebens abhandengekommen sind." Gefragt sei deshalb eine "lernende und lehrende Kirche". Zudem plädierte sie für eine Kirche des Dialogs und der Begegnung, die neben dem ökumenischen und interreligiösen Gespräch auch das Gespräch mit Kultur, Politik und Naturwissenschaften suche, sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Gute Chancen sieht die künftige Erzbischöfin für globale und ökumenische Feiern zum 500. Jahrestag der Reformation. Das lutherisch-katholische Dokument "Vom Konflikt zur Gemeinschaft" biete erstmals einen gemeinsamen Ausgangspunkt im Verständnis der Reformation, sagte sie. In der Reformationszeit erfolgte der endgültige Bruch mit Rom 1531 mit der Wahl von Laurentius Petri zum ersten evangelischen Erzbischof von Uppsala.
Jackelén ist seit 2007 Bischöfin der Diözese Lund. Im Jahr 2010 eröffnete sie die kirchliche Trauung der schwedischen Kronprinzessin Victoria mit Daniel Westling im Stockholmer Dom. Ein Jahr später war sie Schirmherrin des Internationalen Konfirmandentreffens "Lutherspass", das traditionell am Reformationswochenende mehr als 500 Konfirmanden nach Wittenberg führt.
Nach dem Abitur in Wetter an der Ruhr studierte sie Theologie an der Kirchlichen Hochschule Bielefeld-Bethel, in Tübingen und in Uppsala. Zur Pastorin der Schwedischen Kirche wurde sie 1980 ordiniert. Anschließend war Jackelén, die mit einem schwedischen Pastor verheiratet ist und zwei Töchter hat, in der Kirchengemeinde Tyresö (Bistum Stockholm), in Gardstånga (Bistum Lund) und in der Domgemeinde Lund tätig.
Die promovierte Theologin lehrte von 2001 bis 2003 als Professorin für Systematische Theologe, Religion und Wissenschaft an der Lutherischen Theologischen Hochschule von Chicago. Anschließend war sie Professorin und Direktorin des Zygon-Zentrums für Religion und Wissenschaft in Chicago.
Erstmals wurden in Schweden 1960 drei Frauen zu Pastorinnen ordiniert. Von den 13 Diözesen werden derzeit drei von Bischöfinnen geleitet. Die erste lutherische Bischöfin weltweit wurde 1992 Maria Jepsen in Hamburg.
(Quelle: epd)
