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Spenden für die Gemeinde: Muss es „Der Zehnte“ sein?

Vor allem in Freikirchen wird Mitgliedern nahegelegt, zehn Prozent des Einkommens ihrer Gemeinde zu spenden. Pastor Mathis Hochhaus findet das falsch – obwohl seine Stelle auf diese Weise finanziert wird.

„Wie, ihr zahlt keine Kirchensteuer?“ – „Nein, das tun wir nicht, weil wir die Trennung von Kirche und Staat befürworten.“ Das ist eine der Antworten, die ich unzählige Male Menschen gegeben habe, die mich danach fragten, was uns Freikirchen von den Landeskirchen unterscheidet. Die nachfolgende Frage liegt dann meist auf der Hand: „Wie finanziert deine Gemeinde denn sonst dich – der mittlerweile als Pastor bei einer Freikirche angestellt ist – und die Gemeindearbeit?“

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Wahrscheinlich kennt jeder Freikirchler die gute und fromme Antwort: durch die Spende des Zehnten. So habe ich es zumindest gelernt: Wer Jesus lieb hat, der gibt den zehnten Anteil seines Lohnes zurück in die Gemeinde. Man kann hier noch über Brutto- oder Nettolohn diskutieren, aber zehn Prozent sollten es schon sein.

Diese „Regel“ passt nicht zu Gott

Ich muss zugeben, dass ich mittlerweile recht wenig mit dem starren Festhalten am sogenannten Zehnten anfangen kann, auch wenn er im Alten Testament an mehreren Stellen durchaus begründbar ist. Ich finde, diese „Regel“ passt nicht zu Gott, so wie ich ihn kennengelernt habe. Die Idee hinter dieser Abgabe ist die Erkenntnis, dass Gott gut ist und uns mit allem versorgt, was wir brauchen. Jesus hat diese Botschaft vertieft, indem er uns von unseren Sorgen um das Alltägliche freigesprochen hat. Diese Versorgung ist Ausdruck von Gottes Liebe. Und wir dürfen lernen, darauf zu vertrauen!

Häufig schenkt Gott uns sogar mehr, als wir eigentlich benötigen. Egal, wie viel er uns gibt und zutraut: Wir sind „Gesegnete Gottes“. Diese Erfahrung ist tief in mir gereift, geprüft und verankert. Sie hat sich in vielen – auch schwierigen – Lebenssituationen bewährt. In mir lebt der Gedanke, dass Gott alles gut geschaffen hat. Deswegen gehören wir als Nachfolger Jesu zu ihm, und alles in unserem Leben gehört ihm.

Es geht Gott um das Herz

Aber Gott will nicht nur uns seine Liebe zeigen, sondern der ganzen Welt. Deswegen räumt er der Nächstenliebe einen hohen Stellenwert ein. Wir haben einen klaren Auftrag, für die Armen und Schwachen in unserer Gemeinde und in der Gesellschaft da zu sein. Jesus warnt sehr nachdrücklich davor, sein Herz an das Geld zu hängen, statt sich ganz auf ihn zu verlassen. Denn wo unser Schatz ist, da ist auch unser Herz. Es ist also ein Vertrauensschritt: Wir dürfen freigiebig sein, weil Gott freigiebig mit uns ist. Im Umgang mit Geld wird meine Herzenshaltung deutlich. Und um dieses Herz geht es Gott – nicht um das Einhalten von Regeln und Gesetzen.

Gott zwingt niemanden, ihn zu lieben oder sein Geld für sein Reich oder seine Gemeinde zu geben. Es ist seine Sehnsucht, dass unser Herz ungezwungen und freiwillig erkennt und anerkennt, dass sein Segen und seine Liebe konkrete Auswirkungen auf unseren Umgang mit dem uns Anvertrauten und mit anderen Menschen haben. Wenn der Zehnte also ein Gesetz wird, von dem Wohl und Wehe des Segens oder des Glaubens abhängig ist – was leider in manchen Gemeinden gepredigt wird –, dann geht dies am Ziel Gottes vorbei: unserer Herzensbeziehung zu ihm.

Mathis Hochhaus ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er arbeitet als Pastor in der Friedenskirche Ingelheim.


Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift Family erschienen. Family ist ein Produkt des SCM Bundes-Verlags zu dem auch Jesus.de gehört.

5 Kommentare

  1. Meiner jetzigen Ev. Landeskirche würde ich keinen Zehnten geben. Allerdings spricht für landeskirchliche Strukturen auch, dass die Kirchensteuer wenigstens nicht verhindert dass es arme und reiche Gemeinden gibt. Jedenfalls wird es die beiden großen Kirchen wahrscheinlich nicht mehr sehr lange geben, auch nicht die Kirchensteuer. Für die Zukunft könnte anstehen, dass es die Kirche/n der kleinen Gruppen geben könnte, die offen sind und herzlich alle einladen zum mit-Leben, ökumenisch gesinnt sind und daher ihren Glauben exemplarisch praktizieren. Obwohl ich das als heutiger Senior auf Erden nicht mehr erleben kann würde ich zutreffendenfalls mir eine solche Selbstverpflichtung des 10. vorstellen können. Es wäre aber kontraproduktiv, es zur Vorschrift zu machen. Es soll ja auch Menschen geben, die noch viel mehr beitragen nicht nur in Form von Geld, sondern vor allem an Zeit und Engagement. Vielleicht könnten die wenigen Menschen, die sonntags vor dem Altar sitzen, auch das Himmlische Signal sein: Geht doch dort hin, wo die meisten Menschen sind. Wir sollten mehr und mehr aus einer Komm- eine Geh-Hin-Struktur machen. Das ergänzt unsere kirchliche Anwesenheit im Internet auch in Realform. Der Leib Christi wird ja immerhin zu einem bildhaften Verständnis, dass es zu Kirche auch leiblich anwesende Menschen bedarf, zumindest im Regelfall.

  2. Mit gefällt dieser Artikel, da er ein (gerade in Deutschland) brisantes Thema, nämlich das Thema „Geld“ beleuchtet.

    Das Wort Geld bzw. dessen synonyme Begriffe scheinen für Gott eine hohe Relevanz zu haben. es kommt über 2.000 Mal in der Bibel vor.
    Sein Wort ist da eindeutig: er fordert den Gläubigen dazu auf, den Zehnten von der gesamten Ernte als erstes in Sein Reich zu geben.
    Damit ist für mich persönlich die Frage ob Brutto oder Netto beantwortet.

    Was ist nun „Sein Reich“?
    Wenn ich in meiner (Frei-) Kirche die Gemeinde Gottes mit baue, damit viele die gute Nachricht hören und sich entscheiden Jesus nachzufolgen, dann würde ich hier meinen Zehnten hineingeben.

    Ein ganz wichtiger Aspekt dabei ist die eigene Herzenshaltung zum Geld. Bin ich großzügig, weil es mir Freude macht mein Geld in das Reich Gottes zu investieren? Oder eher weil ich nur auf den Segen aus bin, den Gott mir anschließend geben wird?

    Matthäus 6, 33 gibt dazu eine interessante Inspiration:
    Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit,
    so wird euch dies alles hinzugefügt werden.

    Ich glaube, dass die Herzenshaltung der Großzügigkeit ein Lebensstil sein darf. Großzügig mich mit meinen Finanzen, Zeit, Worten und Talenten/Gaben investieren in das Reich Gottes und in Menschen wird zu einer großen Freude, wenn ich es aus freien Stücken tue.

    Das wünsche ich allen!

    Viele Segensgrüße, A. R.

    • > ein Wort ist da eindeutig: er fordert den Gläubigen dazu auf, den Zehnten von der gesamten Ernte als erstes in Sein Reich zu geben.

      Na wenn das so eindeutig ist, dann zitier doch mal die Bibelstelle, auf die Du Dich beziehst..

  3. Dieser Artikel ist gut. Er stützt sich nicht nur auf die bestens bekannte Bibelstelle Maleachi 3,10, sondern bezieht auch 5. Mose 14, 22-29 ein. Alles, was wir zur Ehre Gottes tun, soll und kann mit Freude getan werden. Es sollte schon der „Zehnte“ sein, und kein Almosen.

  4. Es ist für mich ein weiteres Beispiel, wie gerade Gemeinden, die das ‚bibeltreu‘ vor sich hertragen, sich um den Wortlaut der Bibel oft wenig scheren.

    Dabei wäre das Nachlesen recht leicht. Zum Zehnt findet man alles bei Deuteronomium (5. Mose) 26 (12). Die Priester bekommen einen Teil der Abgabe, daneben aber genauso unterstützungsnotwendige Gruppen wie Ausländer und Witwen und Waisen. Von 10 % an die Gemeinden steht da gar nichts.

    Wobei das bei freien Gemeinden ja durchaus sinnvoll sein kann, dass man 10 % von den Mitgliedern fordert. Gehälter, Kirche, Nebenkosten, Gemeindearbeit, all das zahlt sich nicht von Gottvertrauen allein. Aber das man das oft biblisch verklärt und auf Grund der Bibel fordert, zeigt, wie weit es da mit der Bibeltreue oft wirklich her ist.

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