Der Begriff Mission ist „verbrannt“, sagen manche Theologen. Dabei geht es theologisch darum, die Freude am eigenen Glauben zu teilen. Marc Brocksieper, Leiter des SCM-Bundes-Verlags, erklärt, wie die neue Plattform Sprinkle dabei helfen soll.
Jesus.de: Schaut man in die kirchliche Landschaft, ist Mission nicht gerade das beherrschende Thema. Warum pusht der SCM Bundes-Verlag das gerade jetzt?
Marc Brocksieper: Zunächst einmal ist das Thema Evangelisation bzw. Mission tief in der DNA des SCM Bundes-Verlags verwurzelt. Die Gründungsväter definierten 1887 als Ziel die Eröffnung einer Buchhandlung und eine eigene Schriftenmission. Darüber hinaus spüren wir auch einen akuten Bedarf. Immer wieder rufen Menschen bei uns an, die uns nach Verteilmaterial für kirchliche Veranstaltungen fragen – oder gerade jetzt zum Beispiel für Weihnachtsmärkte. Lange Zeit hatten wir da ein eher überschaubares Segment.
Wir verfügen über viele Möglichkeiten im Print- wie auch Onlinebereich. Beides bietet viele medien-evangelistische Möglichkeiten. Online suchen die Menschen nach Inhalten und stoßen dann zum Beispiel auf unsere Fürbitteplattform amen.de oder den Jesusbereich bei Jesus.de.
Im Printbereich haben wir dagegen mehr den „Push-Effekt“: Gemeindemenschen verbreiten eine oder mehrere unserer Zeitschriften, die dann hoffentlich von Interessierten gelesen werden.
Stichwort „Hoffnung“: Was erhoffst du dir von Sprinkle?
Inhaltlich hoffe ich, dass dem Thema Evangelisation die Schwere genommen wird. Tatsächlich wird viel Ungutes damit assoziiert. Wir als Verlag wünschen uns dagegen, dass das Thema an Leichtigkeit gewinnt.
Das heißt?
Dass mir der Mund davon übergeht, was Christus in meinem Leben getan hat. Das möchten wir mit Sprinkle unterstützen. „Glauben leben helfen“ ist das „Mission Statement“ unseres Verlags. Deshalb etablieren wir Sprinkle mit zwei tragenden Säulen: Einerseits schaffen wir einen Bereich, in dem wir selbst – schwerpunktmäßig im Internet – evangelistisch tätig werden und versuchen, das über Spenden zu refinanzieren. Darüber hinaus wollen wir Einzelpersonen und Gemeinden günstige Verteilmaterialien zur Verfügung stellen, um sie bei evangelistischen Anliegen zu unterstützen.
Sprinkle soll auch evangelistische Angebote anderer Werke präsentieren. Warum?
Weil wir ein inhaltliches Interesse am Thema Evangelisation haben. Wir möchten, dass möglichst viele Menschen mit dem in Kontakt kommen, was Jesus Christus gelebt und gepredigt hat. Dazu sehen wir uns seit jeher als Netzwerkverlag. Da ist es logisch, mit Partnern zusammenzuarbeiten. Für mich ist das eine Fortführung aus 1. Korinther 12: Ein Leib, viele Glieder. Wir haben viele Ideen und Impulse, wie Evangelisation funktionieren kann. Andere aber auch! Und weil kein wirtschaftliches Interesse im Vordergrund steht, sondern der Auftrag, ist es aus unserer Sicht konsequent, auch andere tolle Ideen und Angebote zu verbreiten.
Auf der Homepage erzählen Menschen von „Sprinkle-Momenten“, also Situationen, in denen Gott einen Menschen persönlich berührt hat. Kannst du einen Sprinkle-Moment mit uns teilen, der dich bewegt hat?
Gerne. Ein Moment hat konkret mit der Verlagsarbeit zu tun. Vor einigen Jahren hatte ich aus wirtschaftlichen Gründen erwogen, unser Kiosk-Engagement stark zurückzufahren. Als ich das dann umsetzen wollte, erschien just zu dieser Zeit eine Frau in unserer Gemeinde, nachdem sie unsere Zeitschrift Family am Kiosk gekauft hatte. Sie kam – und fand zum Glauben! Ich dachte nur: „Ok, HERR, alles klar. Wir bleiben am Kiosk.“ [lacht]
Mission ist für mich ein Hören und Lernen, wo und wann der Heilige Geist an mein Herz klopft. Manchmal kommt das völlig unerwartet. Ich hatte vor wenigen Wochen ein Gespräch mit einem potenziellen Autokäufer. Es stellte sich heraus, dass er in einer sehr schwierigen Lebenssituation steckte. Und irgendwann saßen wir zusammen betend und weinend am Tisch. Oder die Nachbarin aus dem Ferienhaus vom letzten Urlaub. Meine Frau und ich hatten sie kürzlich zum Gottesdienst eingeladen. Sie ist sonst keine regelmäßige Kirchgängerin, aber dann kam sie, pries und lobte Gott und fiel uns aus anschließend Dankbarkeit um den Hals. Um solche Momente geht es: Wenn es uns leicht fällt, vom eigenen Glauben und Jesus zu erzählen. Das wollen wir fördern.
Danke für das Gespräch.
Die Fragen stellte Daniel Wildraut
Sprinkle ist in der Advents- und Weihnachtszeit unser Jesus.de-Spendeprojekt.
Noch mehr über Sprinkle erfahrt ihr auf der Sprinkle-Homepage. Sprinkle ist wie Jesus.de ein Angebot des SCM Bundes-Verlags.
Dem Thema Evangelisation die Schwere nehmen
Dem Thema Evangelisation die Schwere nehmen? Was ist daran schwer – oder eben n i c h t schwer? Wie diese Frage Marc Brocksieper auflöst, entspricht genau meinem Empfinden. Wenn es darum geht, die Freude am Glauben und an den Gotteserfahrungen zu teilen, trifft dies ins Zentrum. Meines Erachtens darf man aber den Dialog mit Menschen die eine andere Religion praktizieren einerseits – und unserem eigenen großes Vertrauen in den Gott Abrahams, Moses und von Jesus Christus andererseits – nicht gegeneinander stellen. Kann hier nur richtig sein, auf der einen Seite zu stehen, oder vermag der Glaube auf beiden Seiten zu wirken? Ich glaube dies geht. Allerdings müsste man sich dann durch die Lösung der Frage, in welcher Form Christinnen und Christen tolerant sind, hindurcharbeiten oder hindurchquälen. In einem alten und bei einem Umzug verloren gegangenen Buch aus den 1950er (oder oder 1960er) Jahren über eine Weltversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Indien habe ich (damals) mit Verwunderung gelesen, dass – von unzweifelhaft rechtgläubig frommen Leuten – dargelegt wurde, dass der Heilige Geist auch in anderen Religionen wirkt und vielleicht überhaupt in allen Menschen. Dies steht wohl auch in den Protokollen, denen sich das Buch widmet. Denn Gottes Geist weht da wo er will. Dann ist auch der Dialog nur die Rückseite missionarisch-evangelistischer Bemühungen. Außerdem sind wir ganz nahe an dem, was nicht nur Jesus fordert, nämlich den Willen Gottes nicht nur zu unterstützen, ihn für richtig zu halten und sich selbst seiner eigenen Frömmigkeit zu loben, sondern den Willen Gottes nach dem Beispiel Jesus auch nach Kräften zu tun. Am meisten allerdings beeindrucken mich in diesem Zusammenhang Menschen, hier etwa die Brüder von Taize, die neben ihrem Ökumenischen missionarischen Wirken in dem kleinen französischen Ort und in ihrer Freundschaft auch mit anderen Religionsanhängern, auch in kleinen Gruppen mit armen Familien in vielen Ländern zusammen leben und den Alltag teilen. Wer in seinem Leben einmal in Taize war weiß darum, wie missionarisch dieses Ziel vieler junger Menschen aus aller Welt wirklich ist. Mit diesen Gedanken will ich zum Gespräch gerne beitragen in der Hoffnung, jemand schreibe dazu etwas konstruktives. Liebt Gott nicht alle Menschen und ist echte (zumal göttliche) Liebe nicht etwas völlig voraussetzungsloses ?