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Unangepasste Revolutionärin: Tracy Chapman wird 50 Jahre alt

26 Jahre ist es her seit Tracy Chapman mit ihren sozialkritischen Folk-Balladen die Menschen zum Umbruch ermutigte. Heute, am 30. März, wird die amerikanische Sängerin 50 Jahre alt. Wie viel Revolution steckt noch in ihr?

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Es ist der Sommer 1988. Der kalte Krieg ist nicht mehr ganz so eisig und die Welt traut sich langsam wieder aufzuatmen. Mit dem Umbruch werden auch Forderungen laut. „Free Nelson Mandela“, ruft das Volk weltweit auf den Straßen. Viele Künstler setzen sich für den seit 24 Jahren in Südafrika inhaftierten Freiheitskämpfer ein. Der Protest gipfelt am 11. Juni 1988 in einem Solidaritätskonzert anlässlich Mandelas 70. Geburtstag. Alle Großen spielen dort auf: Bryan Adams, Sting, Peter Gabriel, George Michael. Jeder, der Namen, Rang und politisches Interesse hatte. Nur ein Name auf der Teilnehmerliste ist unbekannt: Tracy Chapman.

Harte Themen, verpackt in einer weichen Stimme

Gerade erst hat die junge schwarze Sängerin ihr erstes Album mit dem Titel „Tracy Chapman“ veröffentlicht. Die Inhalte ihrer Songs sind nicht so Ich-bezogen wie es der Albumtitel vermuten lässt. Stattdessen geht es um Rassenhass, soziale Missstände und Existenzängste. Tracy weiß, wovon sie singt. Am 30. März 1964 wird die US-Amerikanerin in einem schwarzen Arbeiterviertel in Cleveland (Ohio) geboren. Früh trennen sich die Eltern. Ihre einzig feste Bezugsperson ist – und bleibt es bis heute – ihre Schwester. Zu ihrem achten Geburtstag schenkt ihr die Mutter einen weiteren Lebensbegleiter: eine Gitarre. Damals schon singt das Mädchen im Kirchenchor einer baptistischen Gemeinde, spielt Klavier und schreibt eigene Lieder. 

Außer ihrem Talent bekommt die junge Künstlerin in ihrem Leben wenig geschenkt. Nur mit einem Stipendium kann sich Tracy die Privathighschool in Connecticut und das spätere Studium der Anthropologie und Afrikanistik leisten. Neben dem Studium nimmt sie erste Demos auf. Tiefgründige Folksongs, die oft von der Kehrseite des „American Dream“ handeln. Erst Jahre später, im Sommer 1988, soll sie mit der Musik ihren weltweiten Durchbruch schaffen.

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„Ein netter Lückenfüller“, denken sich die Veranstalter des „Nelson Mandela 70th Birthday Tribute Concert“ vielleicht, als sie die 24-jährige Tracy engagieren. Sie soll während der Umbaupausen ein paar Lieder spielen. Die Weltstars haben riesige Videoleinwände, dröhnende Verstärkerboxen und ausgefallene Kostüme. Als Tracy die Bühne betritt, packt sie nur ihre Gitarre aus. Einen kurzen Moment hält sie inne, schließt ihre Augen und atmet tief durch. Dann beginnt sie von einem Traum zu singen, leise, aber bestimmt: ihren Traum von einer Revolution. Trotzdem ist sie es, um die es hinterher laut wird, über die man sprechen wird. Ihre nachdenklichen Texte mit schlichter Gitarrenbegleitung entwickeln eine Dynamik, an die keine gegröhlte Friedensparole heranreicht. Tracy hat als Erste erkannt, dass die Revolution nicht durch einen Paukenschlag, sondern durch ein Flüstern eingeläutet wird. „You’re talking about a revolution, it sounds like a whisper“, singt sie in einem ihrer Songs, der bis heute über zehn Millionen Mal auf YouTube angehört wurde. Nicht die high-quality CD-Version, sondern der wacklige Mitschnitt vom Konzert 1988. Und immer mehr Menschen fangen an, den Traum der Sängerin mitzuträumen.

Von der Revolutionärin zur Pragmatikerin

Nach dem Konzert stürmt Tracys Debütalbum an die Spitze der Charts. Jeder erkennt ihre kurze Rastamähne auf der Straße. Wie geht es jetzt weiter? Fährt sie auf der breiten Straße des Ruhms? Mit Titelgeschichten, Jet-Set-Partys und dazwischen mal zwei, drei Scheidungen, um der medialen Vergessenheit zu entkommen? Nein, Tracy wählt den schmalen Weg der kompromisslosen Selbstverwirklichung. Sie macht sich von niemandem abhängig: weder privat, noch musikalisch.

Sieben Alben später schreibt Tracy ihre Songs immer noch selbst und bestimmt deren Klang. Auch ihre neueren Alben sind vorwiegend Folk-Balladen mit sozialkritischen Texten. An die Revolution glaubt die gereifte Sängerin inzwischen nicht mehr: „Ich ziehe nicht mehr ins Feld. Die Zeit und meine Erfahrungen haben mich pragmatisch gemacht. Es gibt immer mehr Krieg und Leid. Manchmal glaube ich, es ist ein Teil des Lebens, dass diese Dinge nicht gelöst werden“, sagt Tracy 2008 in einem Interview mit der Welt.

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In ihren Liedern lebt die Hoffnung weiter. In „Save us all“ singt sie von Vergebung durch Jesus und himmlischer Freude. Trotz vieler religiöser Lieder und ihrer baptistisch geprägten Kindheit: Tracy bezeichnet sich nicht als Christ. Vielmehr stört sie die in Amerika ausgeprägte Vermischung zwischen Politik und Religion: „Wir sind in so viele Konflikte verwickelt und etliche Menschen versuchen diese aus einem religiösen Blickwinkel zu sehen. Ich denke, das ist kontraproduktiv und gefährlich. Besonders dann, wenn sie die einzig richtige Meinung oder das einzig richtige Wertesystem beanspruchen“. 

Tracy vertritt ihre Meinung. Nicht lautstark, aber doch so, dass jeder, der will, sie hören kann. Diese unaufdringliche Ehrlichkeit zieht sich durch ihre gesamte Karriere. Heute wird die Sängerin schon 50 Jahre alt. Die ersten grauen Strähnchen sind zu sehen und die Zeit der Revolution – sie ist lange vorbei. Tracy lebt heute zurückgezogen in San Francisco. Es ist still um sie geworden seit der Veröffentlichung ihres letzen Albums im Sommer 2008. Aber Tracy Chapman hat es oft bewiesen: Wenn sie etwas zu sagen hat, packt sie ihre Gitarre aus und sagt es. 

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