Auch nach dem Rücktritt des ägyptischen Machthabers Hosni Mubarak im Februar habe es massive Übergriffe der Armee auf Christen gegeben, beklagte der Bischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Anba Damian.
Er mahnte mehr europäische Unterstützung für verfolgte Christen in Ägypten an. Die hohen Erwartungen der Kopten an die militärische Übergangsregierung seien enttäuscht worden, sagte der Bischof am Donnerstagabend in Detmold. Er warnte erneut vor einer Machtübernahme der islamisch-fundamentalistischen Muslimbruderschaft, die in Ägypten offiziell verboten ist.
Er träume er von einer ägyptischen Gesellschaft, in der die Menschen unabhängig von ihrer Religion gleichberechtigt und frei leben können, sagte Damian auf einer Diskussionsveranstaltung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Lippe. Um das in Ägypten dauerhaft zu erreichen, müssten die Kopten mit den gemäßigten Muslimen «eine Allianz der Vernunft» bilden.
Entscheidende Voraussetzung für eine Veränderung ist laut Damian, dass die Religionsfreiheit in der ägyptischen Verfassung verankert wird. Dort sei bislang die Scharia als wichtigste Quelle des Rechts festgeschrieben. Demnach könne ein Muslim einem koptischen Christen etwas antun, ohne dafür juristische Konsequenzen fürchten zu müssen. Die Kopten hatten in den vergangenen Jahren immer wieder über Diskriminierung in Ägypten geklagt, auch gab es mehrere tödliche Anschläge, zuletzt in der Silvesternacht. Viele Kopten hätten das Land im Laufe der Zeit verlassen, erklärte Bischof Damian.
Die koptisch-orthodoxe Kirche existiert seit dem ersten Jahrhundert nach Christus als eigenständige Kirche und ist damit eine der ältesten christlichen Kirchen weltweit. Stammland der Kopten ist Ägypten. In dem arabischen Land sind nach Schätzungen etwa zehn Prozent der rund 80 Millionen Einwohner Kopten. In Deutschland leben etwa 6.000 ausgewanderte Kopten, die größte Gemeinde ist in Frankfurt am Main. An ihrer Spitze steht seit 1995 Bischof Damian, der seinen Amtssitz im westfälischen Höxter-Brenkhausen hat.
(Quelle: epd)
