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Vom Umgang mit Geld: Das Gleichnis vom unehrlichen Verwalter

Wie sollten Christen mit Geld umgehen? Um diese und ähnliche Fragen ging es bei der Bibelarbeit am Donnerstag auf dem Kirchentag in Stuttgart. Im Fokus: das Gleichnis vom „unehrlichen Haushalter“ (Lukas 16, 1-13).

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble unterstrich gleich zu Beginn seiner Bibelarbeit im Beethovensaal des Liederhauses, dass er mit diesem Text so seine Probleme habe – und das nicht nur als Politiker: „Man kann als Christ kaum glauben, dass Christus den Verwalter lobt. So kann man doch nicht handeln, das ist sehr fragwürdig!“ Manchmal wünsche er sich, dass er Griechisch gelernt hätte, um den Urtext lesen zu können. „Über dieses Gleichnis streiten Theologen bis heute so, wie Haushaltspolitiker über den richtigen Umgang mit Schulden streiten.“ Für die Arbeit eines Finanzministers sei der Text jedenfalls nur „bedingt hilfreich“.

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Und so bewegte sich Schäuble recht schnell weg vom Text und sprach kurzweilig über die Bedeutung des Geldes im Allgemeinen, den richtigen Umgang mit Schulden – Griechenland ließ grüßen – und Hilfe zur Selbsthilfe. „Geld ist nicht alles, aber der Mensch lebt nicht vom Brot allein“, wandelte der Politiker ein Jesuswortes ab. Kluges, maßvolles und nachhaltiges Handeln sei im Umgang mit Geld gefragt. „Aber wir müssen um unsere Fehlbarkeit wissen und bereit sein, Fehler zu korrigieren.“ Damit das gelinge, brauche es Werte als Fundament, Orientierung. „Sonst haben wir eine sinnentleerte Technokratie.“ Ihm sei wichtig, zwischem dem „Vorletzten“ und dem „Letzten“ unterscheiden zu können. Und: „Sich auf Gott zu verlassen.“

­Hans Leyendecker, leitender investigativer Journalist bei der Süddeutschen Zeitung, beleuchtete in seiner Bibelarbeit die Frage nach dem System, in dem sich der sogenannte ungerechte Verwalter befand: Kleinbauern wurden von Großgrundbesitzern ausgebeutet, sie mussten sich verschulden und vertieften damit wiederum die Abhängigkeit von ihrem Herren. Damit erzählt Jesus hier – so Leyendecker – vor allem die Geschichte eines Verwalters von Unrecht. Er war Teil des System und so mitschuldig an dem, was den Armen angetan wurde. Aber als er aus dem System flog, weil er der Untreue überführt wurde, wurde er plötzlich großzügig, um sich Freunde bei denen zu machen, die er vorher ausgenommen hatte. Er hintergeht damit seinen Herrn – oder anders gesagt: Das korrupte System.

Indem Jesus dieses Verhalten lobt, macht Jesus nach Leyendeckers Auffassung einen wichtigen Punkt: Macht euch nicht eins mit einem ungerechten System, aber benutzt das System, um dessen Unrecht zu lindern. Leyendecker prangerte die ARD an, weil sie die beste Sendezeit direkt vor der Tagesschau den Börsennachrichten und damit dem opfert, was die Menschen zur Zeit Jesu mit dem Wort Mammon brandmarkten: Die Gier, den Reichtum um des eigenen Reichtums willen zu vermehren, statt die Verantwortung gegenüber denen wahrzunehmen, die schlechtere Startvoraussetzungen haben. 

Auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière legte das Gleichnis aus. „Es ist nicht leicht, diese schwere Kost zu verdauen“, so der Minister. Und so wurden mehr Fragen aufgeworfen, als beantwortet („Eine glatte, widerspruchsfreie, schöne Auslegung kann ich Ihnen nicht bieten.“). Eine Botschaft habe der Text aber in jedem Falle, nämlich die Aufforderung an uns Christen, unsere eigene Haltung zu überprüfen. „Denn wenn wir ehrlich sind, haben wir alle wohl keinen Grund, uns über den unehrlichen Verwalter zu erheben. Auch wir werden einmal Rechenschaft ablegen müssen.

Der Text fordere dazu auf, unverzagt in die Welt zu gehen und die ganze Energie auf das zu lenken, was, „den Kindern des Lichts“ wichtig sei: „Unser Glauben und unser Handeln im Sinne Gottes.“ Da dürfe es kein Zögern und Zaudern, kein Lamentieren und keine Ängste geben. Stattdessen mehr Energie in den Gemeinden. „Wir sollen brennen für unseren Glauben. Eine radikale Botschaft. Eine schöne Botschaft.“

Fotos vom Kirchentag findet ihr in unserem Facebook-Kanal.

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