Die Evangelische Kirche im Rheinland muss knapp 3,5 Millionen Euro mehr für die Neuanschaffung einer Finanzsoftware ausgeben als geplant, berichtet der Bonner General-Anzeiger. 2018 hatte die Landessynode einen Beitrag von fast acht Millionen Euro für die Einführung der Software „Wilken P5“ bewilligt. Mittlerweile wird er um fast 50 Prozent überschritten.
Grund dafür ist vor allem eigenes Verschulden. Unter anderem hätten die im Düsseldorfer Landeskirchenamt zuständigen Verwaltungsbeamten in der Kalkulation einen Mehrwertsteuerbetrag von 700.000 Euro „übersehen“, sagte Vizepräsident Johann Weusmann. Außerdem sei das Produkt von Anfang an nicht einsatzfähig gewesen. Wilken habe „eine noch unfertige und nicht ausreichend getestete Software geliefert“, sagte Weusmann in seinem Bericht. Dieser Umstand hätte Folgekosten wie eine externe Beratung im Wert von über einer Millionen Euro und eine Erweiterung der Softwarefunktionen für 550.000 Euro nach sich gezogen.
Auf die Frage hin, warum man nicht eine bereits existierende und funktionierende Software erworben habe, zeigte sich Präses Manfred Rekowski im Namen der Kirchenleitung schuldbewusst. Der Vorfall sei „höchst unangenehm“. Die Rheinländische Kirche war bereits durch mehrere Finanzskandale aufgefallen. 2011 hatte sich eine Tochtergesellschaft mit unseriösen Geldanlagen fast in die Pleite gestürzt. Die Kirche brachte damals 20 Millionen Euro auf, um das Unternehmen BBZ für Personalabrechnung und Beihilfewesen zu retten.