Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warnt davor, dass in Pakistan immer mehr Christinnen und Hindu entführt, erzwungenermaßen konvertiert und zwangsverheiratet werden. Schätzungen zufolge sind jedes Jahr rund 1.000 Mädchen und junge Frauen im Alter zwischen 12 und 25 Jahren betroffen. Nun fordert die Menschenrechtsorganisation die Einrichtung eines Rechtshilfefonds. Der soll die oft mittellosen Eltern beim Kampf gegen die Zwangskonversionen zum muslimischen Glauben unterstützen. „Die meisten Eltern haben nicht die finanziellen Mittel, um vor Gericht gegen die oft namentlich bekannten Entführer vorzugehen und die Freilassung ihrer verschleppten Töchter zu erzwingen“, sagt GfbV-Direktor Ulrich Delius.
Die Angehörigen religiöser Minderheiten seien in Pakistan oft schutzlos vor Übergriffen sunnitischer Extremisten. Die Familien seien jedoch nicht mehr bereit, die Verschleppung ihrer Töchter Tatenlos hinzunehmen. Als ein Beispiel nennt die Organisation die 14-jährige Myra aus einer christlichen Familie. Ende April 2020 soll sie den Angaben zufolge auf offener Straße von Bewaffneten verschleppt worden sein, musste zum muslimischen Glauben übertreten und soll jetzt ihren Entführer heiraten. Das Gericht hatte die Ehe laut der GfbV für rechtsmäßig erklärt, nachdem den Richtern eine „offensichtlich gefälschte“ Geburtsurkunde vorgelegt worden sei, in der das Alter von Myra mit 19 Jahren angegeben worden war. Am 2. Juni reichte der Rechtsanwalt der Familie eine Petition beim Obersten Gericht Pakistans ein, um das Urteil aufzuheben. (nate)