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Wolfgang Schäuble: Politik hat in Kirche nichts verloren

Seit fast 50 Jahren sitzt Wolfgang Schäuble für die CDU im Bundestag. Im Interview spricht er über seinen Glauben, ob sich mit der Bergpredigt Politik machen lässt und warum Predigten unpolitisch sein sollten.

Evangelischer Pressedienst (epd): Herr Schäuble, inzwischen gehören weniger als 50 Prozent der Menschen in Deutschland einer der großen Kirchen an. Schmerzt Sie das?

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Wolfgang Schäuble: Ich bedauere das. Dass inzwischen viele Menschen keiner Kirche angehören, da sollten sich die Kirchen fragen, was sie wieder besser machen können. Und zur Glaubwürdigkeitskrise in der katholischen Kirche fällt mir wenig ein, was ich dazu als Protestant vernünftigerweise sagen sollte.

Und zur evangelischen Kirche?

Die kann sich fragen: Sind wir gut genug, das zu vermitteln, was wir wollen, nämlich die Botschaft des Glaubens? Das sollte aus meiner Sicht eine frohe Botschaft sein.

Das ist besser geworden, und deshalb können wir die Debatten auch mit dem nötigen Selbstbewusstsein führen. Der Anspruch, Volkskirche zu sein, steht für mich außer Frage.

Lässt sich mit der Bergpredigt Politik machen?

Nein, die Bergpredigt ist ausdrücklich keine Anleitung für Politik. Das hindert niemanden an dem Versuch, nach der Bergpredigt zu leben. Wir müssen allerdings wissen, dass keiner unter uns ohne Sünde ist.

Sind Ihnen Predigten im evangelischen Gottesdienst zu politisch?

Nein. Die Kirche ist auch kein Politikersatz. Diese Welt und das Reich Gottes sind zu trennen, und deswegen haben auch Pastoren keine endgültige Gewissheit. Das sollten sie beherzigen, wenn sie zu tagesaktuellen Fragen sprechen.

Ich habe mal einem Pastor einer Gemeinde, in die ich neu zugezogen bin, gesagt: „Ihre politische Meinung interessiert mich nicht. Sie sind mein Pastor, ich habe Sie mir nicht ausgesucht.“

Mein dringender Rat wäre, Predigten nicht mit politischen Ansprachen zu verwechseln, ansonsten müsse er damit rechnen, dass ich im Sinne des Priestertums aller Gläubigen nach vorne käme und widerspräche. (lacht)

Noch ein Wort zu Ihrem eigenen christlichen Glauben: Gibt es Momente, in denen auch Wolfgang Schäuble nur noch Beten bleibt?

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Wenn Sie alt werden und merken, dass das Leben endlich ist, versuchen Sie im Glauben Halt zu finden. Aber drei Vaterunser und alles ist gut – das ist kein Patentrezept.

In der Politik hat mir der Glaube immer geholfen, denn ich war überzeugt: Wir kennen nicht die letzte Antwort. Es gibt Dinge, die liegen außerhalb unserer Welt.

Wächst im Alter Gottvertrauen?

Ist das so? Die Alternativen werden weniger.

Vielen Dank für das Gespräch!

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Die Fragen stellten Corinna Buschow und Karsten Frerichs vom Evangelischen Pressedienst (epd).

Hinweis: Dieses epd-Gespräch wurde redaktionell bearbeitet.

Quelleepd

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4 COMMENTS

  1. Das Evangelium ist nicht unpolitisch

    Das Evangelium ist nicht unpolitisch. Joerg hat dies im richtigen Zusammenhang beschrieben und selbstverständlich geht es dabei nicht um Parteipolitik. Herr Schäuble sagt: „Nein, die Bergpredigt ist ausdrücklich keine Anleitung für Politik. Das hindert niemanden an dem Versuch, nach der Bergpredigt zu leben. Wir müssen allerdings wissen, dass keiner unter uns ohne Sünde ist“! Da hat er zwar recht, allerdings ist der Satz aber möglicherweise auch missverständlich. Denn gerade die Bergpredigt soll ja im ganz normalen Leben von Menschen stattfinden, die Bergrede Jesu ist zudem bis ins Sprachliche hinein zeitlos und ist zudem eine Botschaft an die ganze Welt. Und weil die Bergpredigt universell ist, richtet sie sich auch an unsere gewählten Frauen und Männer. Die Juden glauben zurecht, dass der Schöpfer aller Dinge auch ein Gott aller Menschen ist. Bei der Bergpredigt würde mir viel einfalten, was gesellschaftlich und zugleich allgemeinmenschlich bzw. damit auch politisch in einem weitergehenden Sinne ist. Etwa sich einer anständigen Sprache zu bedienen. Oder als Politiker Fehler und Irrtümer zuzugeben und das zu tun, was wir eigentlich bereits unseren Kindern empfehlen, nämlich aus ihnen zu lernen. Man könnte die Liste einer politischen Anwendung des Evangeliums unendlich verlängern, angefangen vom Rassismus und Antisemitismus, sowie dann auch in einer bemühten Friedenspolitik. Jesus hat die Tische der Wechsler im Tempel umgeworfen. Will sagen: Der Glaube darf kein Geschäftsmodell sein. Er ist genauso ungeeignet für ein Parteiprogramm. Dass wir alle Sünder sind, damit auch alle Politiker, versteht sich von selbst. Trotzdem darf auch der Politiker die 10 Gebote versuchen einzuhalten und niemand zwingt eine Rednerin im Bundestag, nur weil Wahlkampf ist, bewusst die Unwahrheit zu sagen. Dies gilt dann aber für alle politischen Schattierungen.

  2. Welche Kraft steckt in einem Streichholz?
    Könnte es sein, dass Gottes Kraft darinnen steckt, denn sonst könnte es sich nicht entzünden.
    Wie groß und Gewaltig ist sie, können wir das erfassen?
    ich selbst, bin vielleicht nur ein kleines Glimmlicht, was tue ich, dass es größer wird?
    dort zu suchen, wo es meine Liebe zum Nächsten stärkt, und ansteckt.
    Warum flüchten Menschen aus der Kirche? ich auch, weil das Streichholz nicht entzündet hat

    • > Warum flüchten Menschen aus der Kirche? ich auch, weil das Streichholz nicht entzündet hat

      Empfindest Du das denn als Flucht?

  3. Keine Politik mehr in Kirchen?

    Also nichts mehr zu Themen wie : Abtreibung, Umweltschutz/-zerstörung, Gewalt, Gleichberechtigung, Frieden usw.?

    Dann kann man das predigen auch gleich ganz einstellen oder wieder auf den meisten unverständliche Sprachen wie Latein wechseln.

    Kirche sollte sich aus Parteipolitik heraus halten, also nicht, wie früher mal üblich, im schlimmsten Fall sogar Wahlempfehlungen zugunsten einer Partei (das übrigens oft die CDU des Herrn Schäuble war) geben.

    Aber Politik und Glaube sind nicht trennbar, da sich beides mit den Problemen der Menschen beschäftigt..

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