- Werbung -

Theater für Gott: Sonni Maier „säht kleine Samen“

Die zierliche Frau, die uns die Tür öffnet, ist eine echte Erscheinung. In rosaner Garderobe und verwuscheltem Haar führt Sonni Maier uns in ihr rotes Wohnzimmer und macht es sich zwanglos auf einem Sofa gemütlich. Mit einem Strahlen im feinen Gesicht und einer angenehmen Stimme erzählt die Schauspielerin uns dann von ihrem ersten Mal auf der Bühne, vom Selbstbewusstsein und davon, dass im Leben nicht immer alles gut läuft.

- Werbung -

Eigentlich heißt du Sonja – Sonni ist also nur dein Künstlername?

Ja, früher war ich ganz normal Sonja, aber seit meiner Hochzeit heiße ich mit Nachnamen Maier. Als das fest stand, habe ich mal gegoogelt, wie viele Sonja Maiers es in Deutschland gibt und festgestellt, es gibt 8.000 Treffer und keiner davon bin ich. Aber als Schauspielerin muss man mich wiedererkennen. Deswegen und weil ich sowieso schon von klein auf von allen Sonni genannt werde, wurde das offiziell zu meinem Künstlernamen. Eine Sonni gibt es nur einmal in Deutschland und das bin ich (lacht).

Sonni – Schon dein Name strahlt pure Lebensfreude aus. Würdest du dich als einen positiven Menschen bezeichnen?

Ja, ich bin total optimistisch. Und es ist auch mein Ziel, ein bisschen Freude und Spaß in die Welt zu bringen und das gelingt mir oft ganz gut. Es braucht schon eine ganze Menge, um mich von meiner guten Laune runterzukriegen.

- Werbung -

Und was machst du, wenn du doch mal schlechte Laune hast?

Also, wenn ich schlechte Laune habe, dann räume ich die Bude auf. Durch das Aufräumen sortiere ich mich selber und meistens kriege ich den Kopf dabei klarer. Wenn ich richtig, richtig, richtig schlechte Laune habe, nehme ich mein Kissen und verdresche mein Bett (lacht).

Wie war dein erster Kontakt mit der Bühne?

Da war ich sechs. Damals kam eine Regisseurin in unsere Klasse. Sie hat sich die drei kleinsten Mädchen ausgesucht und die durften in einem Kindermusical mitspielen und einen Vögelchentanz aufführen. Ich war unter den drei Kleinsten und bin es auch bis heute geblieben (lacht). Und dann stand ich auf der Bühne und habe getanzt und war total ergriffen von den Scheinwerfern, die mich anstrahlten und davon, dass das Publikum mich anguckt und es super findet. Da hab ich mir gedacht: Das ist mein Ding, das will ich machen.

Wie hast du das dann weiterverfolgt?

Ich habe mich erstmal verschiedenen Schultheatergruppen angeschlossen. Ich wollte eigentlich immer Schauspieler werden. In der Pubertät gab es dann einen kleinen Knick. Da bin ich unsicher, schüchtern und auf irgendeine Weise zur Außenseiterin der Klasse geworden. Da wollte ich nicht mehr, dass andere Leute mich sehen. Ich bin in eine richtige kleine Depression gekommen. Wie kamst du wieder daraus? Mit 16 habe ich zum Glauben gefunden. Eine Freundin von mir hatte mir zum 16. Geburtstag eine Bibel geschenkt, obwohl ich damit überhaupt nichts anfangen konnte. Und obwohl ich es ziemlich panne fand, habe ich angefangen, darin zu lesen und habe was ganz merkwürdiges erlebt. Es lag gar nicht an dem, was ich gelesen habe. Es war aus den Sprüchen, was ganz banales, aber ich habe gemerkt, dass mich da jemand liebt, so wie ich bin. Das war die Wende in meinem Leben. Ich habe wieder Selbstbewusstsein bekommen und angefangen, Jesus zu folgen. Ich habe erlebt, wie Jesus mir meinen alten Traum zurückgeschenkt hat. Auf einmal bin ich dann wieder auf die Bühne gegangen und habe gemerkt, dass ich auf der Bühne was bewegen kann. Ich kann Menschen zum Nachdenken bringen. Ich kann Menschen in Kontakt bringen mit sich selbst und ihrem eigenen Herzen und mit Gott. Das habe ich als meine Berufung erfahren. Und ab da wollte ich Theater für Gott machen.

Du machst Mini-Drama für den Gottesdienst. Ist das als Ergänzung zur Predigt gedacht oder hättest du lieber nur noch Drama statt Predigt?

Nein, ich finde schon, dass die Predigt ihren Stellenwert hat. Aber Theater und Predigt sollten miteinander verzahnt sein. Wenn ich so was vorbereite, auf einem Kongress zum Beispiel, dann treffe ich mich vorher mit dem Prediger und wir besprechen, was unser gemeinsames Ziel ist. Und wie wir das so miteinander verweben können, dass es zu Einem wird.

- Werbung -

Du bietest den Kurs „Kreativ Predigen“ für Pastoren und Pfarrer an. An was fehlt es dir denn bei herkömmlichen Predigten?

Da müssen alle Pastoren, die das lesen mal weggucken (lacht). Ich glaube, dass Theater viel mehr bewirken kann als eine Predigt. Wir leben in der Postmoderne. Der postmoderne Mensch tickt ganz anders als der moderne Mensch. Die modernen Menschen lassen sich durch Predigten erreichen, weil sie glauben, was man ihnen erklärt und was sie als logisch und überzeugend empfinden. Aber postmoderne Menschen sagen: „Zeig mir wie dein Glauben ist und wofür dein Herz schlägt. Und wenn du mich damit begeisterst, dann will ich auch daran glauben.“ Sie wollen Sachen erleben. Deswegen glaube ich, dass Theater viel effektiver ist. Es spricht die Gefühle der Menschen an. Und genau das möchte ich den Predigern in meinen Seminaren näher bringen. Sie sollen ruhig weiter predigen, aber sie sollen ihre Predigten so aufbauen, dass sie die Gefühle und das Herz der Menschen erreichen.

Wie wichtig ist dir in deinen Stücken die Aussage und wie wichtig der Unterhaltungswert?

Ein Theaterstück soll unterhalten. Es gibt in Gemeinden manchmal Leute, die unterschätzen den Unterhaltungswert und sagen, dass ein Theaterstück ein geistlicher Dienst ist und nicht nur unterhalten darf. Das ist natürlich vollkommen richtig, aber man muss aufpassen, dass man nicht auf der anderen Seite vom Pferd fällt. Wenn ich ein Theaterstück mache, dann muss es die Zuschauer zum Lachen bringen. Und dann muss der Punkt kommen, an dem sie schlucken, an dem sich das Ganze auf einmal umdreht und sie merken: „Moment, da geht’s ja um mich!“ Und das passiert durch Unterhaltung. Bei der Aussage bin ich ganz vorsichtig. Denn ich finde, ein Theaterstück, das predigt, ist im Prinzip Manipulation und Missbrauch des Zuschauers. Gerade in der Postmoderne sind Menschen sehr sensibel. Und wenn sie merken, dass das Theaterstück anpredigend ist, dann geht sofort der Rollladen runter. Deswegen gibt mein Theater keine Antworten, sondern stellt Fragen, so dass der Zuschauer angestoßen wird und selbst auf Antworten kommt.

Das heißt du willst jetzt auch nicht direkt missionieren, sondern nur Fragen aufwerfen…

Ja, der Zuschauer hat nach dem Theaterstück nicht das volle Evangelium gehört. Aber es ist trotzdem missionarisch, weil ich die Leute im Theaterstück mit den Fragen „Gibt es Gott?“, oder, „Was ist ein Leben wert?“ in Berührung bringe. In dem Stück „Gretchen Reloaded“ zum Beispiel geht es im Kern um die Frage: „Was ist ein Leben wert?“. Es geht um ein Teenagermädel, das ungewollt schwanger geworden ist, die Schwangerschaft aus Scham verheimlicht hat und jetzt heimlich ihr Kind zur Welt gebracht hat – noch weiß niemand davon. Was soll sie jetzt machen? Nimmt sie dieses Kind an und wirft dadurch ihre eigene Jugend weg oder lässt sie dieses Kind verschwinden und stellt damit ihr Leben über das des Kindes. Ich gebe keine richtige Auflösung in dem Stück, sonder nur die ethische Frage: „Was ist eigentlich ein Leben wert? Was ist man bereit, für das Leben eines anderen zu tun?“

In dem Stück spielst du die Jenny, einen Teenager. War es leicht für dich, dich in dieses Alter hineinzuversetzen?

Ja, schon. Dadurch, dass ich Jugendtheater mache, habe ich ganz viel mit Jugendlichen zu tun. Die meisten Stücke spiele ich in Schulen und deswegen bin ich da auch drin. Außerdem kann ich mich noch gut daran erinnern, wie ich mich damals gefühlt habe. Ich war zwar nie schwanger, aber ich erinnere mich an das Gefühl total allein zu sein und nicht zu wissen, wohin man sich wenden kann, sich zu schämen und zu denken, dass niemand einen versteht. Das musste ich einfach nur nach oben holen. Aber es war auch echt hart mich in sie hineinzuversetzen, weil es eine Grenzsituation ist. Das Schreiben hat mich an diese Abgründe gebracht.

Du wendest dich mit dem Stück speziell an Jugendliche, bist du auch mit welchen darüber ins Gespräch gekommen?

Ja, ich mache sowieso nach dem Stück von der Bühne aus immer Nachgespräche mit dem Publikum, einfach um alles noch mal aufzuarbeiten. Das ist auch der Zeitpunkt, an dem ich von mir selbst erzähle, von meinen eigenen Werten. Da öffnen sich die Jugendlichen oft total und erzählen von sich selbst und von Leuten, die sie kennen, die als Teenager schwanger geworden sind und wie es ihnen geht. Da höre ich manchmal total kaputte Horrorstorys.

Du hast das „Drama-Ministry-Netzwerk“ gegründet. Hat sich das so entwickelt wie du dir das ursprünglich vorgestellt hast?

Es hat sich im Prinzip nicht so entwickelt, wie ich mir das gedacht hatte, weil ich nie gedacht hätte, dass es so groß wird. Ich habe den Verein vor acht Jahren gegründet und inzwischen sind wir über 15.000 Mitglieder – es ist Deutschlands größtes Netzwerk für Theater in der Gemeinde. Ich habe ganz klein damit angefangen, das war im November 2001 auf einem Wochenendtheaterseminar mit Torsten Hebel in Kassel. Außer mir waren da noch zwanzig Leute aus ganz Deutschland, die Theater in der Gemeinde gemacht haben. Wir saßen einmal zusammen und haben bemerkt, dass wir im Prinzip alle dieselben Probleme haben. Jeder sitzt in seiner Gemeinde und fühlt sich total allein. Man weiß nicht, wo man die Stücke herkriegt, die Fortbildungen. Da habe ich einfach gesagt: Dann lasst uns das doch heute ändern, gebt mir eure E-Mail-Adressen, ich richte für uns einen Mailverteiler ein, dann können wir untereinander in Kontakt bleiben und Sachen austauschen. Als ich zu Hause war, habe ich zusätzlich noch eine kleine Homepage eingerichtet, mit unseren Adressen und ein paar selbstgeschriebenen Stücken. Und auf einmal hat es eine totale Eigendynamik bekommen. Ich habe das Ganze dann „Drama Ministry Netzwerk“ genannt. Es sind immer mehr Leute dazu gekommen. Wir haben dann eine richtige kleine Theaterschule daraus gemacht, an der wir regelmäßig Theaterworkshops anbieten. Das war die „Drama Ministry Academy“. Wir sind jetzt fünf fest angestellte Mitarbeiter im Büro und ich kann richtig davon leben.

Denkst du es werden noch mehr Mitglieder dazu kommen?

Im freikirchlichen Bereich ist der Höhepunkt von Theater allmählich überschritten, aber dafür wachen jetzt die Landeskirchen und die Brüdergemeinden auf, bei denen alles mit ein paar Jahren Verzögerung passiert. Da kommt gerade voll die Theaterwelle. Immer mehr Leute registrieren sich, es zieht immer weitere Kreise.

Neben deiner Schauspielerei bietest du auch Kurse für Anfänger an. Glaubst du, man kann auch ein guter Schauspieler sein ohne ein gewisses Grundtalent?

Ja, immer! Jeder Mensch kann Schauspielern lernen. Schauspielern ist immer zu neunzig Prozent Technik und zu zehn Prozent Talent. Jeder Mensch kann allein durch Lernen von Technik soweit in der Lage sein, dass er Menschen auf der Bühne überzeugt und anrührt. Und diese zehn Prozent sind, was ihm zum Oscar fehlt!

Und, hast du die 10 Prozent?

(lacht) Ganz schön vermessen. Also zum Oscar wird es bei mir sicherlich nie reichen. Ich glaube aber schon, dass ich Talent habe. Ich glaube, dass Gott mir einiges auf den Weg gegeben hat, was Ausstrahlung angeht und Spannung auf der Bühne. Vielleicht hab ich fünf Prozent (lacht).

Deine Stimme ist besonders wichtig für deinen Beruf, pflegst du sie deshalb auch besonders?

Nicht so viel wie ich sollte (lacht). Aber ich hatte bislang zum Glück noch fast nie Probleme mit meiner Stimme. Letztes Jahr hatte ich einmal eine Stimmbandentzündung, das war richtig krass und das war auch noch auf dem großen Kongress, den wir veranstaltet haben. Den Kongress habe ich noch irgendwie über die Bühne gekriegt. Aber danach war ich erstmal ein paar Tage ausgeknockt und musste Ingwertee trinken und Hausmittelchen aber auch Medikamente nehmen. Ansonsten pflege ich meine Stimme nicht so wie ich sollte. Aber toi, toi, toi, es hat bislang alles gut hingehauen.

Wie könnte man sie denn pflegen, gibt es da irgendwelche Tricks?

Ja, zum einen, indem man sie nicht übermäßig beansprucht…

Keine Interviews gibt zum Beispiel…

Ja (lacht)! Nein, das ist ja nichts, ne! Aber zum anderen ist natürlich rauchen nicht gut für die Stimme. Was man an Stimmhygiene machen kann, ist, dass man die Stimme in den Bauch sacken lässt. Es gibt Leute, die reden sehr kopfig. Sie haben sich das so angewöhnt und das hat auch mit Unsicherheit zu tun. Man muss lernen, die Stimme wieder in den Bauch hineinzuführen, so dass man aus dem Bauch heraus spricht. Dann beansprucht man die Stimmbänder nicht zu sehr. Ein Guter Tipp, wenn man heiser ist, ist heiße Milch mit Honig und einem rohen Eigelb. Auch super lecker, das mache ich mir oft, wenn ich ein bisschen heiser bin.

Hast du im Moment neue Projekte geplant oder schreibst du gerade an einem neuen Stück?

Es hatte gerade mein neues Programm Premiere, das heißt „Jazz.Poesie“. Es ist kein richtiges Theaterstück, sondern ein literarisch-musikalischer Abend, zusammen mit einem Jazzgitarristen, mit Christof Söhngen. Ich trage Gedichte vor und der Christof improvisiert dazu auf seiner Jazzgitarre. Damit wollen wir in Szene- und in Kulturkneipen auftreten. Es ist nicht hammer evangelistisch, aber ich bringe zwischendurch zwei drei Texte rein, die sich mit Gott beschäftigen, einen zum Beispiel auch aus der Bibel. So kann ich kleine Samen sähen.

Internet: www.jazz-poesie.de und www.sonni-maier.de

(Quelle: jesus.de)

Konnten wir dich inspirieren?

Jesus.de ist gemeinnützig und spendenfinanziert – christlicher, positiver Journalismus für Menschen, die aus dem Glauben leben wollen. Magst du uns helfen, das Angebot finanziell mitzutragen?

NEWSLETTER

BLICKPUNKT - unser Tagesrückblick
täglich von Mo. bis Fr.

Wie wir Deine persönlichen Daten schützen, erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.
Abmeldung im NL selbst oder per Mail an info@jesus.de

Zuletzt veröffentlicht