Verlag: Rowohlt
Seitenzahl: 320
ISBN: 978-3499630576

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Tillmann Prüfer: Der heilige Bruno – die unglaubliche Geschichte meines Urgroßvaters am Kilimandscharo

Nicht ganz freiwillig macht sich Tillmann Prüfer auf die Spuren seines Urgroßvaters Bruno Gutmann, der als lutheranischer Missionar Anfangs des 20. Jahrhunderts in Tansania wirkte. Seine Mutter ist es, die nach dem Tod ihrer Mutter, der jüngsten Tochter Gutmanns, beschließt, nach Afrika zu reisen – „und ihr kommt mit“.

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Prüfer ist zuerst einmal äußerst skeptisch, denn sein Bezug zu Gott oder einer Religion basiert in erster Linie auf Desinteresse. Und als christlicher Leser fragt man sich natürlich ebenso skeptisch: ein selbsternannter Agnostiker, der über einen Missionar schreibt? Kann das gut gehen?!

Ja, es kann. Denn Tillmann Prüfer begegnet der Herausforderung der bevorstehenden Reise so, wie es sein Beruf als Journalist verlangt: Er stellt die ersten Recherchen über seinen Vorfahren an. Er geht dabei mit großem Respekt an sein „Forschungsobjekt“ heran und bewertet oder kritisiert nicht, sondern beschreibt einfach die Fakten und deren historischen Kontext. Der geistliche Aspekt wird dabei zwar völlig ausgeklammert, aber als Leserin, die sich noch nie tiefgründig mit Missionsgeschichte um 1900 herum befasst hat, werden mir durchaus interessante Hintergrundinformationen geliefert. Vor allem, was die enge Verknüpfung mit der Kolonialisierung Afrikas angeht.

Richtig lebendig wird die Geschichte des Urgroßvaters aber natürlich in Afrika, wo dessen Andenken aufrecht erhalten und seine Arbeit fortgeführt wird. Nun wird auch deutlicher, was den „Heiligen Bruno“ von anderen Missionaren unterschied: „Er will keine Individuen an die Religion heranführen, die aus Europa kommt (…, sondern) das Christentum soll der Kern der Gemeinschaft sein.“ (S. 100) Er versuchte sogar, die Kultur der Chaggas zu erhalten, indem er ihre Bräuche, Riten und Märchen in dicken Werken niederschrieb und verteidigte.

Mit viel Augenzwinkern lässt Prüfer den Leser an den Begegnungen und Begebenheiten auf seiner Spurensuche teilhaben. Das Schöne dabei ist, dass er sich selbst mit der gleichen feinen Ironie reflektiert wie das viele Unbekannte, das seine Wege kreuzt. Überhaupt sorgt Prüfers mitreißender, wortgewandter Schreibstil für einen flüssig-leichten Lesegenuss. Die überschwängliche Gastfreundschaft und die Freude, die überall in den besuchten Gemeinden am Kilimandscharo mitschwingt, lässt ihn nicht teilnahmslos: Je länger die Reise dauert, desto drängender erscheint es dem Autor, sich selbst diesem lebendigen Glauben gegenüber zu öffnen – und er betet sogar. Als gläubiger Christ ist man zwar versucht zu sagen: Schade, dass er „nur“ von menschlicher Begeisterung berührt wird und nicht von Gott selbst… Aber, was ist nicht ist, kann ja noch werden… 🙂

Von Karin Engel

ZUSAMMENFASSUNG

Wer keine Bedenken hat, von einem "Un-Frommen" ein Stück Missionsgeschichte erzählt zu bekommen, folgt dem Autor sehr gerne auf seiner Reise an den Kilimandscharo. Keine tiefgründige, geistliche Geschichte, aber eine unterhaltsame Lektüre, die den Leser bewegt und schmunzelnd zurück lässt.
Wer keine Bedenken hat, von einem "Un-Frommen" ein Stück Missionsgeschichte erzählt zu bekommen, folgt dem Autor sehr gerne auf seiner Reise an den Kilimandscharo. Keine tiefgründige, geistliche Geschichte, aber eine unterhaltsame Lektüre, die den Leser bewegt und schmunzelnd zurück lässt.Tillmann Prüfer: Der heilige Bruno - die unglaubliche Geschichte meines Urgroßvaters am Kilimandscharo