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Warum Gastfreundschaft so wichtig ist

Was ist Gastfreundschaft, warum ist sie wichtig? Und was hat Gastfreundschaft mit Gott zu tun? Eine Bibelarbeit zum Thema von David Schimmel, Pastor der CityChurch in Frankfurt am Main.

Von David Schimmel

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Christen haben das Privileg und die Aufgabe, ihr Verhalten immer wieder an den Ideen Gottes zu orientieren. Das Verhalten sollte primär nicht von kulturellen Erwartungen, familiären Zwängen oder festgefahrener Tradition bestimmt sein, sondern von Gott und seinem Wort. Wenn Christen sich die Frage stellen nach dem, was gut und richtig ist, können sie sich an der Quelle alles Guten orientieren – Gott selbst. Wenn wir über Gastfreundschaft nachdenken, aber nicht bei Gott selbst beginnen, würden wir in unserem Verständnis und unserer Motivation viel Gutes verpassen.

Die Gastfreundschaft Jesu

Das Leben Jesu beginnt mit einem Mangel an Gastfreundschaft, denn er wird nirgendwo aufgenommen und in einer Krippe geboren (vgl. Lukas 2,7). Gott wird Mensch und hat keinen Platz in seiner Welt. Als Erwachsener lädt Jesus immer wieder Menschen dazu ein, das Leben mit ihm zu teilen und ihn zu begleiten. Als Jesus durchs Land zog, war er immer wieder auf die Gastfreundschaft anderer angewiesen (Lukas 8,1-3; 9,1-6; u. a.). Gleichzeitig tritt Jesus auch als Gastgeber auf. Er versorgt die hungernden Menschenmassen (Markus 6,30-43; 8,1-9) und lädt zum Passah- bzw. Abendmahl ein (Markus 14,12-26). Der gesamte Lebensstil Jesu war einladend und den Menschen zugewandt. Jesus hat mit Zöllnern und Sündern so oft gegessen (Markus 2,15-17; Lukas 19,1-10), dass er als „Freund von Schlemmern und Säufern“ (Matthäus 11,19) verunglimpft wurde. Er hatte keine Angst davor, die falschen Gäste zu haben.

“Jesu Gastfreundschaft geht so weit, dass aus Fremden und Gästen permanente Mitglieder der Familie werden.“

Es ist eine wirklich spannende Beobachtung, dass die Schriftgelehrten und Pharisäer konsequent die Gastfreundschaft Jesu kritisierten. Sie kannten die Gebote des Alten Testaments auswendig und wussten, dass Gott sich der Fremden und Sünder erbarmt, aber dennoch war ihr Leben von Exklusivismus geprägt. Hat ein Mensch nicht den Standards und Erwartungen entsprochen – ob Verhalten, Kleidung oder Ruf – , wurde er verurteilt und ausgeschlossen. Die Frommen der damaligen Zeit waren die lautesten Gegner der Gastfreundschaft – und wurden dafür von Jesus regelmäßig kritisiert (Matthäus 23; Markus 2,17; Lukas 7,36-50). Jesus selbst hat Gastfreundschaft verkörpert wie kaum eine andere Person in der Bibel. Jesus – Gott höchstp ersönlich – ist die einladendste Person der Bibel. Jesus, der als Gast auf der Erde lebte und von seinem Volk abgelehnt wurde (Johannes 1,11), lädt alle Menschen ein.

Die Gastfreundschaft Jesu bleibt aber nicht dabei stehen, dass sich ein Fremder wohlfühlt. Die Einladung Jesu ist eine permanente, die herkömmliche Gastfreundschaft weit übersteigt. In einem Gleichnis in Lukas 14,15-24 beschreibt er den Himmel als ein großes Gastmahl, zu dem er einlädt, und in Johannes 14,1-3 verspricht er, Wohnungen im Himmel vorzubereiten. Jesu Gastfreundschaft geht also so weit, dass aus Fremden und Gästen permanente Mitglieder der Familie werden.

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Jesus, der selbst abgelehnt wurde, vergalt nicht Gleiches mit Gleichem, sondern ist einladend und voller Liebe für Fremde. Er ist sogar bereit, sein Leben für seine Feinde zu geben (Römer 5,8-10), um seinen Feinden eine ewige Heimat bei Gott , dem Vater , als seine Kinder zu geben (Römer 8,14-17). Es gibt keine größere Gastfreundschaft. Jesus sprengt alle Vorstellungen davon, wie Gastfreundschaft aussehen sollte.

Gastfreundschaft als Liebe zum Fremden

Die bedingungslose und liebevolle Annahme Gottes – nicht nur als Gäste, sondern als Kinder, die bei Gott auf ewig zu Hause sind – ist die urchristliche Erfahrung. Wer immer diese Zuwendung Gottes erfahren hat, ist nun selbst aufgefordert, gastfreundlich zu handeln. Nachdem Paulus in Römer 1-11 die Gnade Gottes und das Evangelium ausführlich erklärt hat, zieht er in Kapitel 12 die praktischen Konsequenzen für den christlichen Alltag. Eine davon ist: „An den Bedürfnissen der Heiligen nehmt teil; nach Gastfreundschaft trachtet!“ (Römer 12,13). Eine ähnliche Logik findet sich im Hebräerbrief, der in Kapitel 13 praktische Schlüsse für das christliche Leben zieht: „Die Bruderliebe bleibe! Die Gastfreundschaft vergesst nicht!“ (Hebräer 13,1-2). Der griechische Begriff, der hier verwendet wird, ist philoxenie. Er leitet sich ab von phileo (ein Freund sein, liebhaben) und xenos (der Fremde) ab.

“Die Motivation und Kraft, gastfreundlich zu sein, kommen nicht aus Pflichtbewusstsein und guten Vorsätzen. Sie kommen aus einem Herzen, das von der Gastfreundschaft und Liebe Gottes tief bewegt ist.“

Was wir mit Gastfreundschaft übersetzten, meint also die freundschaftliche Liebe zu einem Fremden. Das Gegenteil ist xenophobie (die Angst vor dem Fremden bzw. Fremdenfeindlichkeit). Im Kern ist Gastfreundschaft also: die Liebe zum Fremden.
Die biblische Logik ist auch hier wieder: Jeder, der die Liebe und Gastfreundschaft Gottes erlebt hat, ist verpflichtet, auch selbst gastfreundlich zu sein. Gastfreundschaft soll dabei nicht zwanghaft forciert werden, sondern stellt eine Folge der erlebten Liebe Gottes dar: „Was Jesus für mich getan hat, das sollen auch andere erfahren.“

Dies ist keine neue Idee, sondern diese Logik findet sich bereits im Alten Testament. In 3. Mose 33-34 wird Israel aufgefordert, den Fremden zu lieben, weil sie selbst Fremde, ja, Sklaven in Ägypten waren und Gottes Liebe und Rettung erfahren haben. Gastfreundschaft, die Gottes Wesen widerspiegelt und ihre Kraft aus der Erfahrung der Gastfreundschaft Gottes bezieht, war schon immer ein Gebot für Gottes Volk.

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Gefahr des Exklusivismus

Trotzdem findet sich in der gesamten Bibel, Kirchengeschichte und auch in unseren Leben und Gemeinden heute immer wieder eine Tendenz hin zur Abkapselung. Die exklusive Haltung, die wir konkret im Leben der Pharisäer und Schriftgelehrten beobachtet haben, ist eine beständige Gefahr. Ob ein Christ oder eine Kirche von Gastfreundschaft geprägt ist oder von einem Gefühl der Überlegenheit und Ausgrenzung all derer, die nicht so denken und leben wie man selbst, entscheiden nicht Methoden oder Ziele, sondern die eigene Herzenshaltung. Jesus führt alles menschliche Verhalten auf die Herzenshaltung zurück (Matthäus 15,14-19) und betont, dass ein guter Baum gute Früchte trägt (Matthäus 7,15-23).

Ein gastfreundliches Herz wird zu einem gastfreundlichen Leben führen. Stellen wir aber fest, dass unsere Leben oder Gemeinden nicht gastfreundlich sind bzw. keine Gäste da sind, ist das zuallererst keine Frage von Methoden, sondern des eigenen Herzens. Es ist erstaunlich, dass in Römer 12 und Hebräer 13 Fremdenliebe wie selbstverständlich neben der Bruderliebe steht. Beides ist geboten. Wir sollen unsere Mitchristen lieben und dabei die Liebe zu den Fremden nicht vergessen.

Abschließende Gedanken

Gastfreundschaft als die Liebe zum Fremden ist keine besondere Begabung für eine kleine Gruppe, sondern ein Gebot für alle. Jeder Christ soll sich ein Vorbild an Jesus nehmen, der gastfreundlich war. Gastfreundschaft ist für Christen und Gemeinden also nicht bloß eine Option. Selbstverständlich gibt es Menschen, die eine besondere Begabung dafür haben, eine freundliche und einladende Atmosphäre zu schaffen. Aber alle Christen sind aufgefordert, gastfreundlich zu sein.

Gastfreundschaft hängt nicht von den Gästen und ihrem Verhalten ab, sondern von Gott selbst, der gastfreundlich ist und sogar seine Feinde liebt. Wir sollen also zu allen gastfreundlich sein, auch wenn unsere Bemühungen nicht wertgeschätzt werden.

Gastfreundschaft ist ein Schlüssel für tiefe Gemeinschaft innerhalb einer Gemeinde. Tiefe Beziehungen entstehen nicht im öffentlichen Raum, sondern im privaten Zuhause. Eine Einladung zum Essen kann sehr einfach Brücken zwischen Alt und Jung, Familien und Kinderlosen, Paaren und Singles bauen.

Gastfreundschaft ist in unserer Zeit der Türöffner für das Evangelium. Besonders in Städten wird das Leben immer schneller und Beziehungen immer oberflächlicher. Menschen suchen nach echten Freundschaften. Wenn Menschen erleben, dass sie geliebt und geschätzt sind, werden sie das Evangelium der Liebe Gottes mit ganz anderen Ohren hören.

Die Motivation und Kraft, gastfreundlich zu sein, kommen nicht aus Pflichtbewusstsein und guten Vorsätzen. Sie kommen aus einem Herzen, das von der Gastfreundschaft und Liebe Gottes tief bewegt ist. Wenn ein Herz dann von Gottes Liebe ergriffen ist, wird Gastfreundschaft von einer Pflicht zu einer echten Freude.


Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift Christsein Heute erschienen, die wie Jesus.de zum SCM Bundes-Verlag gehört.

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