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„Heute schon an Gott gedacht?“ – Wenn Eltern die Zeit für den Glauben fehlt

Wie können Eltern die eigene Gottesbeziehung im Trubel des Alltags gestalten? Hier sind einige Praxistipps.

Von Lisa-Maria Mehrkens

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Die letzte Woche war voll mit Arbeitsstress und Terminen, die vergangene Nacht kurz, weil die Kinder krank sind. Der Haushalt muss erledigt und der Kindergartenrucksack für den nächsten Tag gepackt werden. Am Nachmittag hat das Kind ein Fußballspiel. „Heute schon an Gott gedacht?“, steht auf einem Zettel am Kühlschrank. Ach ja … Aber zwischendrin in Ruhe eine Predigt anhören, Bibel lesen, beten? Unmöglich, wenn die Kinder durch die Wohnung toben.

Situationen wie diese kennen die meisten Eltern. Zwischen Haushalt, Familie, Arbeit und dem Alltagsstress bleibt oft wenig Zeit für eine lebendige Gottesbeziehung. Wie kann man es schaffen, mitten im familiären Alltagschaos den Glauben zu pflegen und zu leben? Verschiedene Familien mit Kindern zwischen null und 16 Jahren haben mir Einblicke in ihren Glaubensalltag gegeben.

Exklusivzeit mit Gott

Viele Eltern erleben, dass sich mit den Kindern das gesamte Leben und damit auch die Beziehung zu Gott verändert. Längere Predigten am Stück zu hören, scheint unmöglich, die Bibellese beschränkt sich manchmal auf einen Vers am Morgen. Gebete werden eher zu Nebenbei-Gesprächen im Alltag. „Manchmal plagt mich ein schlechtes Gewissen: Was mache ich eigentlich für Gott und wo verbringe ich noch wirklich Zeit mit ihm? Als ob Gott auf meine Zeit angewiesen wäre und ich ihn fröhlicher stimmen müsste, wenn ich nur mehr beten würde. Dann erinnere ich mich immer wieder, dass ich es doch bin, die ihn braucht“, schildert eine frischgebackene Mutter ihr Erleben.

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Exklusivzeiten allein mit Gott sind ein Luxusgut. Hilfreich zum geistlichen Auftanken kann es sein, sich bereits zum Jahresbeginn über das Jahr verteilt einige freie Tage einzuplanen. Zweierschaften mit anderen Müttern oder Vätern können dem gegenseitigen Austausch und Gebet dienen. Vielleicht sind die Kinder sogar im selben Alter und haben gleich einen Spielpartner.

Veranstaltungen in der Gemeinde können zu Glaubensoasen im Alltag werden, sofern die Kinderbetreuung gesichert ist. Und auch ein Hauskreis ist ein Ort, um die eigene Gottesbeziehung zu pflegen. Insbesondere für Mütter und Väter in Elternzeit bieten sich Eltern-Kind-Kreise an. Möchten Eltern gemeinsam an einem Hauskreis teilnehmen, eignet sich ein Abendhauskreis bei der Familie zu Hause.

Routinen überprüfen

Im normalen Familienalltag sind Stille Zeiten mit Gott meist nur früh am Morgen oder abends möglich, wenn die Kinder schlafen und man selbst noch nicht zu müde ist. Eine Dreifachmama erzählt, das Familienleben fordere sie heraus, gewohnte geistliche Routinen auf ihre Wichtigkeit zu überprüfen und zu verändern. Sie habe sich gefragt, ob sie noch „geistlich genug“ sei ohne feste Stille Zeit und Gebet?

Doch man könne auch ohne klassische Stille Zeit und feste Gebetszeiten eine lebendige Gottesbeziehung führen und Gott im normalen Alltag begegnen. „Gott braucht unsere festen Zeiten weniger als wir selbst – er ist ja immer da! Es ist eine Krücke für uns, als Erinnerung – warum die Erinnerung nicht in unseren Alltag integrieren? Vielleicht ist es wie in der Paarbeziehung: Zweier-Qualitätszeiten werden weniger mit Kindern, man muss sich manchmal freikämpfen. Doch man muss auch lernen, einander in kurzen, aber intensiven Alltagsmomenten zu begegnen“, erzählt sie.

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Wie kann es gelingen, die Gottesbeziehung in den Alltag zu integrieren? Ein Andachtsbuch auf dem Esstisch oder eine Bibel neben der Toilette können gute Erinnerungspunkte sein. Ebenso Gebetsroutinen im Alltag: Ein Gebet für Kranke, wenn man einen Krankenwagen sieht. Dank und Fürbitte für genau die Person, deren Wäsche man gerade zusammenlegt.

Stillzeiten des Babys, Arbeitswege, Mittagspausen und Arbeiten im Haushalt werden ganz nebenbei zu Gebetszeiten. Oder man kann dabei Predigten, christliche Podcasts oder Lobpreislieder hören. Die Herausforderung ist, die Balance zu finden, seine Prioritäten richtig zu setzen und Zeitfenster für die Beziehung zu Gott einzuplanen. Im Alltagstrubel gelingt das vielleicht nicht immer zu festen Zeiten, aber Eltern können lernen, sich bietende Zeitfenster wahrzunehmen und flexibel zu nutzen.

„Mütter und Väter erleben, dass Gott durch ihre Kinder zu ihnen spricht.“

Mit den Kindern den Glauben zu leben, muss ebenfalls nicht kompliziert sein: gemeinsame Gebete vor dem Essen oder vor dem Schlafengehen, zusammen Gottes Schöpfung bei einem Spaziergang bestaunen oder als Familie biblische Geschichten lesen oder christliche (Kinder-)Lieder hören. Manche Eltern veranstalten regelmäßige Familienandachten oder segnen sich als Ehepaar und ihre Kinder vor dem Verlassen des Hauses. Ältere Kinder können auch schon selbst für ihre Eltern oder Geschwister beten und diese segnen.

Trotz aller Herausforderung bereichern Kinder bei vielen Eltern die Gottesbeziehung. Mütter und Väter erleben, dass Gott durch ihre Kinder zu ihnen spricht und sie dadurch ihn und seine Schöpfung neu aus einer kindlicheren Perspektive wahrnehmen.

„Meine Tochter sagt zu Unbekannten: ‚Gott liebt dich!‘ oder singt draußen lautstark christliche Lieder. Da kann man sich wirklich eine Scheibe von abschneiden.“

Eine Mutter erzählt, sie lerne durch die Gebete ihrer Tochter echten Glauben, Gottvertrauen ohne Zweifel und außerdem, die Liebe Gottes ohne Scham weiterzugeben: „Meine Tochter sagt zu Unbekannten: ‚Gott liebt dich!‘ oder singt draußen lautstark christliche Lieder. Da kann man sich wirklich eine Scheibe von abschneiden. Jesus sagt nicht ohne Grund: ‚Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich hineinkommen‘.“

Außerdem bietet das Familienleben Möglichkeiten, eigene Gottesbilder und Glaubensroutinen zu hinterfragen, neu aufleben zu lassen oder als Familie gemeinsam neue Traditionen zu entwickeln. Gespräche über Erziehungsfragen sind Möglichkeiten, auch als Elternpaar über gemeinsame Glaubensfundamente zu reden. So entwickeln sich mit der Familie auch die eigene Gottesbeziehung und die Gebetsanliegen weiter.

Sonntag ist Gottesdiensttag?

Eine besondere Herausforderung ist für viele Eltern der Besuch des Gottesdienstes. Die Hobbys der Kinder, gemeinsame Familienausflüge, liegengebliebene Aufgaben – vieles konkurriert mit dem Gottesdienst am Sonntag um die Zeit- und Energiereserven der Eltern.

In vielen Gemeinden gibt es spezifische Angebote für verschiedene Altersgruppen. Doch die Entscheidung zwischen der einzelnen Teilnahme daran und dem Wunsch, den Gottesdienst gemeinsam als Familie zu erleben, kann schwierig sein. Und bis die Kleinen alt genug für den Kindergottesdienst sind, müssen sich Eltern oft allein um die Betreuung während der Gottesdienste kümmern. Nur maximal ein Elternteil kann bewusst dem Gottesdienst folgen, während das andere den Nachwuchs betreut.

Einige gehen dennoch auch mit Babys und (Klein-) Kindern fast jeden Sonntag in den Gottesdienst. „Das ist etwas, was uns als Familie mit der Gemeinde verbindet und auch das Kind in die Gemeinde integriert und ihm den Glauben näherbringt. Für unsere Tochter ist es eine gute Übung, sich allein leise zu beschäftigen, und eine Möglichkeit, von klein auf Beziehungen zu anderen Christen aufzubauen und die Gemeindekultur kennenzulernen“, erklärt eine Mutter ihre Beweggründe.

Das birgt die Gefahr, dass Familien der Gemeinde dauerhaft fernbleiben, was die eigene Gottesbeziehung schädigen könnte.

Doch viele Familien mit jüngeren Kindern bleiben den normalen Sonntagsgottesdiensten häufiger fern. Sie nutzen dann eher von zu Hause aus die Möglichkeit von Online-Angeboten und Gottesdienst-Livestreams. Manche Familien gestalten auch allein oder zusammen mit Gästen Hausgottesdienste in den eigenen vier Wänden. So kann besser auf die Bedürfnisse aller eingegangen werden.

Das birgt die Gefahr, dass Familien der Gemeinde dauerhaft fernbleiben, was die eigene Gottesbeziehung schädigen könnte. Damit das nicht passiert, braucht es Beziehungen innerhalb der Gemeinde, die auch außerhalb des Gottesdienstes tragen. Nötig dazu sind gegenseitiges Verständnis, Offenheit, Austausch, Interesse und Entgegenkommen. „Familien sollten sich selbst bemühen, möglichst oft live dabei zu sein. Aber auch die Gemeinde muss toleranter werden gegenüber Kinderlachen oder -weinen. Jesus selbst hat gesagt, dass die Kinder zu ihm kommen sollen. Je mehr eine Gemeinde das Verständnis für Familien hat, desto mehr kann man in der Liebe und der Geduld zueinander wachsen“, fasst eine Mutter zusammen.

Familie und Berufung

Die eigene Gottesbeziehung mit dem Familienleben zu verbinden, erleben Eltern mit Kindern aller Altersstufen als Herausforderung. Bei allen Versuchen ist es wichtig, sich nicht unter Druck zu setzen.

Eine Mutter gesteht, dass es für sie eine Weile gedauert habe, Ehe und Familie als Berufung zu erkennen und nicht als etwas, das ihrer eigentlichen Berufung oder der eigenen Gottesbeziehung im Wege steht. Geholfen habe ihr, ihre Kinder als Geschenke Gottes zu verstehen und sich selbst von geistlichem Leistungsdruck zu verabschieden. „Alles hat seine Zeit, auch das Familienleben und die Erziehung. Heute glaube ich, dass es nicht Gottes Wille ist, dass Familie und Berufung miteinander konkurrieren“, erzählt sie.

Lisa-Maria Mehrkens ist Psychologin und freie Journalistin.


Dieser Artikel stammt aus der Zeitschrift Family. Family und FamilyNEXT gibt es jetzt überarbeitet und im neuen Design für begrenzte Zeit im günstigen Mini-Abo.

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