Glück, das ist dieses Ding, das nur kurz vorbeischaut. Das sich anfühlt, als könnte es jeden Augenblick zerspringen. Das sich niemals einfangen oder festhalten lässt. Glück, das ist immer wieder neu und nur für einen kurzen Moment.
100 Chancen, um den Mitmenschen solch einen Glücksmoment zu schenken, haben drei Autorinnen aus den USA, Julie Fisk, Kristin Demery und Kendra Roehl in einem hübsch aufgemachten Buch gesammelt: „Glücksmomente zu verschenken“.
Viele Situationen sind es, in denen eine der Autorinnen oder ihre Familie für jemanden überraschend eine Bezahlung übernimmt, etwa im Supermarkt oder im Restaurant. Das erinnert beim Lesen mitunter an den „American Way of Life“. Ein Lebensstil, der geprägt ist von Selbstverwirklichung, großer Sehnsucht nach Freiheit und dem Streben nach Wohlstand.
Ob es deutsche Leser glücklich macht, an der Tanke für den Fremden hinter sich auch zu bezahlen? Vielleicht. Das Buch regt dazu an, an 100 Tagen ungewöhnliche Dinge auszuprobieren.
Die Autorinnen wollen das Vertrauen wecken, dass unscheinbare Nettigkeiten, wie eine Postkarte oder ein unverhofft freundliches Wort beim Gegenüber, nachhaltig über Jahre wirken können. Freundlicher Beifall für jedermann und fortdauernde Anerkennung und Wertschätzung haben sich die Amerikanerinnen zur Lebensaufgabe gemacht.
Das stärkste Moment in der Lektüre ist der Bericht über einen Kleiderbasar für Schülerinnen mit Behinderung, die auf einen Abschlussball gehen. Nicht nur die Kleider sind es, die den Mädchen das Gefühl geben, etwas Besonderes zu sein. Es sind auch die Menschen in der eigens vorbereiteten Boutique, die sich behutsam verhalten. Auch dann, wenn sich nicht alle Ideen aus dem Buch eins zu eins umsetzen lassen, macht trotzdem jedes Lächeln, jede gut gemeinte Nachricht und jede Aufmerksamkeit die Welt ein kleines bisschen besser.
Von Silke Meier