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Evangelische Kirche: Pädagoge Rosenstock kritisiert «Milieubezogenheit»

Der Greifswalder Religions- und Medienpädagoge Roland Rosenstock hat die evangelische Kirche in Deutschland als zu «milieubezogen» kritisiert.

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 Dabei handele es sich um ein bürgerliches Milieu, das es im Osten nicht gebe, sagte Rosenstock auf einer Tagung zu «Bilanzen und Visionen einer wiedervereinten Kirche in unserer Gesellschaft» am Freitag in Berlin.

 Der gebürtige Bielefelder sagte, er habe die Kirche im Westen immer verändern wollen. Dabei sei sein Ideal eine staatsferne Minderheitenkirche wie in der DDR gewesen. Allerdings sei die «Westkirche gegen Veränderungen sehr resistent» und von den Hoffnungen auf eine wiedervereinigte gesamtdeutsche Kirche im Sinne des Konziliaren Prozesses mit Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung wenig übrig geblieben.

 Zentrales Thema der Tagung zu Ehren des langjährigen Chefredakteurs des epd-Landesdienstes Ost, Hans-Jürgen Röder, der Ende März in den Ruhestand ging, war die Bewertung der Wiedervereinigung der evangelischen Kirchen in Ost und West im Juni 1991. Der frühere Magdeburger Bischof Axel Noack bezeichnete diesen als «einigermaßen gut gelungen», auch wenn «vieles, was wir uns wünschten, nicht durchsetzbar war». Andererseits sei es auch «viel besser gegangen, als wir befürchtet hatten», sagte Noack, der damals Mitglied in der Konferenz der Kirchenleitungen des DDR-Kirchenbundes war.

 Fremdheit gegenüber der Westkirche spürte auch die Pfarrerin Ruth Misselwitz aus Berlin-Pankow. «Das war ganz anders als bei uns eine staatsnahe Kirche», sagte Misselwitz. Besonderen Widerstand im Osten gab es dabei gegen die Themen Religionsunterricht, Militärseelsorge und staatlichen Kirchensteuereinzug. Für den früheren Leipziger Nikolaikirchen-Pfarrer Christian Führer ging die Wiedervereinigung von Ost- und Westkirchen zu schnell: «Es wurden so schnell wie möglich die wohlgeordneten Verhältnisse des Westens eingeführt.»

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 Der frühere Chefredakteur der epd-Zentralredaktion in Frankfurt am Main, Hans Hafenbrack, sagte, bei der Vereinigung hätten beide Kirchenbünde, die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) auf westlicher und der Kirchenbund auf östlicher Seite, unterschätzt, wie fremd sie sich geworden waren. Die EKD sei geprägt gewesen durch die Nähe zum Staat, der Kirchenbund durch die Distanz zum Staat. Beide hätten in dem Vereinigungsprozess keine kritischen Fragen gestellt über die eigene Rolle im jeweiligen Staat. Hans-Jürgen Röder fasste seine Beobachtungen in dem Satz zusammen: «Es wurde kaum über Inhalte geredet, nur über Formalien.»

(Quelle: epd)

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