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Christlicher Glaube und mentale Gesundheit

Macht Christsein das Leben einfacher? Gedanken über Glücksforschung, „Seelenheil“ und „seelisches Heil“.

Von Caroline Quiring

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Seit zwei Jahren gibt es an meiner Schule eine neue Projektgruppe: die Glücks-AG. Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich mit Ergebnissen der modernen „Glücksforschung“. Die sagt nämlich: „Glück kann man lernen.“ Studien weisen darauf hin, dass es bestimmte Faktoren gibt, die das persönliche Glücksempfinden und damit auch die mentale Gesundheit fördern. Und die meisten dieser Faktoren haben wir in unserer Gesellschaft selbst in der Hand: tiefe Beziehungen zum Beispiel, für andere da sein, eine sinnstiftende Aufgabe, eine optimistische Lebenshaltung, und die Überzeugung, das eigene Leben selbstwirksam gestalten zu können. 

So eine AG scheint gerade auch echt nötig zu sein: Besonders in den Generationen „Y“ (geboren zwischen 1980 und 1995) und „Z“ (ab circa 1995) gibt es einen signifikanten Anstieg psychischer Belastungen und Erkrankungen. Die Gründe sind schwer zu bestimmen, aber ein paar Faktoren stechen heraus: 

Die Überflutung mit Krisen-Nachrichten fördern Ängste und das Gefühl, die Kontrolle über das eigene Leben zu verlieren. Die verstärkte Nutzung sozialer Medien führt paradoxerweise zu einer Abnahme an tiefen Beziehungen und zu größerer Einsamkeit. Die Möglichkeiten, sein Leben zu gestalten, potenzieren sich. Damit steigt der Anspruch, was ein „erfülltes“ Leben beinhalten muss; Entscheidungen werden schwieriger. 

Glaube als Ressource? 

Wie ist es jetzt mit dem christlichen Glauben? Werde ich, wenn ich an Jesus glaube, fähiger, auch in diesen aktuellen Herausforderungen mental gesund zu bleiben? 

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Keine einfache Frage … 

Christsein macht – vor allem in anderen Teilen der Welt – das Leben häufig erstmal schwerer als leichter. Es kann Anfeindungen oder praktische Nachteile geben, wenn ich Christ bin. Auch mental kann ich ganz schön herausgefordert werden. Zum Beispiel, wenn ich vor einer schwierigen ethischen Entscheidung stehe. Da kann es große innere Anspannung bewirken, wenn meine christlichen Überzeugungen mit dem in Konflikt geraten, was mein nicht-christliches Umfeld erwartet. Aber auch unabhängig von ihrem Glauben sind Christen von psychischen Erkrankungen und Belastungen nicht ausgenommen. 

Dass ich besser durchs Leben komme, steht auch gar nicht im Zentrum des Glaubens. Glauben greift viel tiefer. Der Psychiater Victor Frankl (1905-1997) unterscheidet zwischen dem „Seelenheil“ und dem „seelischen Heil“ eines Menschen. Glaube hat nicht das „seelische Heil“, also die mentale Gesundheit, zum Ziel, sondern das „Seelenheil“, also die gesunde, geheilte Beziehung zu Gott. Um diese heilvolle Beziehung zu Gott zu haben, kann das „seelische Heil“ zweitrangig werden. 

Jesus selbst formuliert diese Spannung so: „Denn wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s finden.“ (Matthäus 16,25) 

Unser Glaube ist keine Ressource zur Lebensbewältigung. Aber er setzt Ressourcen frei, die zur Lebensbewältigung dienen. 

Caroline Quiring
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Glaube mit Nebenwirkungen 

Und doch sind „Seelenheil“ und „seelisches Heil“ eng verbunden. Wer in einer geheilten Beziehung zu Gott, unserem Schöpfer, lebt, kann Geborgenheit und Halt erfahren, die tiefer gehen als alles andere und die auf alle anderen Lebensbereiche ausstrahlen. Das wirkt sich ganz konkret aus: Vieles, was die „Glücksforschung“ als förderlich für die mentale Gesundheit ansieht, ist ein selbstverständlicher Bestandteil der christlichen Lebensführung. Unser Glaube ist keine Ressource zur Lebensbewältigung. Aber er setzt Ressourcen frei, die zur Lebensbewältigung dienen. 

Ressourcen einer christlichen Lebensführung 

Ein starkes soziales Netz: Christen sind aufgefordert, die Beziehungen in Partnerschaft, Familie, Freundschaften und nicht zuletzt der Gemeinde in Treue und Verlässlichkeit zu leben. Das schafft ein starkes Netz, das in Lebenskrisen Halt gibt. 

Ein gesunder Lebensrhythmus: Christlicher Alltag ist durchzogen von einem regelmäßigen Wechsel zwischen Zeiten der Arbeit und der Ruhe. Mit dem Sonntag starten wir unsere Woche mit einem Tag der Ruhe und der Erholung. Durch das Kirchenjahr wechseln sich Zeiten der Genügsamkeit und Ruhe mit Zeiten der Fülle und des Feierns ab. 

„Abschalten“: Die positive Wirkung von Gebet oder Meditation auf die mentale und körperliche Gesundheit ist mittlerweile gut erforscht. Wer regelmäßig betet, vermindert Stress und verringert das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Als Jesus-Nachfolger sind wir aufgerufen, Gott in der Stille und Einsamkeit zu suchen. Wir erleben heilsame Momente, in denen wir uns von ständigen Impulsen durch Medien und anderen Anforderungen zurückziehen. 

Ein gesundes „Mindset“ 

Noch bedeutsamer als konkrete Gewohnheiten sind innere Einstellungen. 

Sinn: Wer sein eigenes Leben im Allgemeinen und vor allem schwierige Erfahrungen in ein sinnvolles Ganzes einordnen kann, tut sich leichter. Als Christin bin ich überzeugt, dass der souveräne Gott mein Leben und diese Welt in seiner Hand hält. Auch wenn ich vieles nicht verstehe, kann ich darauf vertrauen, dass ich nicht einem willkürlichen Zufall ausgeliefert bin (siehe zum Beispiel Lukas 12,6-7). 

Selbstwirksamkeit: Gottes Souveränität (und manchmal Unverständlichkeit) wird begleitet von einer großen Verantwortung, die er den Menschen zuschreibt. Gott hat den Menschen beauftragt, sein Leben in Verantwortung vor ihm zu gestalten. Gott will mich gebrauchen – das motiviert und entlastet gleichzeitig. 

(Selbst-)Annahme trotz Versagen: Dass wir Gottes Gnade kennen, macht uns fähig, eigene Fehler anerkennen zu können. Ich erlebe, dass ich trotz allem angenommen und geliebt bin. Das kann helfen, zu einem ehrlichen und reifen Bild von sich selbst zu kommen und Beziehungen zu anderen heilen (siehe zum Beispiel 1. Johannes 4,18-19). 

Echte Hoffnung: Eine positive Lebenshaltung beeinflusst das eigene Erleben und sogar meine tatsächlichen Erfolge. Wer, wenn nicht wir Christen, können auf diese Welt mit begründetem Optimismus schauen? Wir wissen, dass Gott diese Welt liebt, so sehr nämlich, dass er durch Jesus Christus schon das Böse in ihr besiegt hat. Wir warten darauf, dass er wiederkommt und diese Welt endgültig neu macht. Schon jetzt können wir Teil dieser neuen Zukunft sein und sie im Kleinen ausleben – so ein Glück! 

Caroline Quiring ist Gymnasiallehrerin und Studienleiterin am Albrecht-Bengel-Haus in Tübingen.



Dieser Artikel erschien zuerst in der Zeitschrift „Theologische Orientierung“ (Ausgabe 218 „Glaube und Gesundheit“). Die Veröffentlichung auf Jesus.de erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Albrecht-Bengel-Haus e. V.

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6 Kommentare

  1. Also ich würde eindeutig sagen, dass jemand, der glaubt, gerade wenn er schon viel darüber erfahren bzw. erlebt hat, psychisch besser dran ist. Mit dieser Hoffnung kann man doch die großen Krisen besser verkraften wie z.B. den Klimawandel. Hätte ich den Glauben nicht, ich glaube, ich würde wegen sehr vieler Entwicklungen in der Welt in totalen Pessimismus verfallen. Ich kann verstehen, dass dies jüngeren Menschen schwer zu schaffen macht. Die Kirchen sollten noch aktiver werden und die Botschaft der Hoffnung und Liebe verbreiten meiner Meinung nach.

  2. (oh mein Handy)…. ich meinte genau so schwer wie vorher.
    Ja und noch etwas… Natürlich habe ich das Gebet.
    1.Petrus 5 Vers 7
    Gebt mir Alle eure Sorgen und ich sorge für euch.
    Amen
    Das habe ich als Christ

    Wann Gott hilft und wie, ist ihm überlassen… von daher… was ist da leichter?

  3. Klare Antwort,
    … nein Christ Sein macht das Leben nicht einfacher! Es ist nur die Gewissheit da, dass Gott da ist-wie auch immer man ihn wahrnimmt.
    Jesus lebt in Einem und der Heilige Geist betet und tröstet in Einem Christen.
    Aber das mein Leben jetzt leichter wäre wie vorher, als ich ohne Gott war… nein teilweise ist ein christliches Leben sogar schwerer.
    Da hat man dann mit Anderen Dingen zu kämpfen.
    Ich leb mein Leben mit Jesus.
    Aber es ist genau soschwerwievorher.
    Nur eben das ich in Ihm bin.
    Ein Kind Gottes… das ist es.
    Meike

    • Manchmal muss ich gegen den Strom schwimmen

      Antwort an Meike: Natürlich hat niemand pures Glück gepachtet, wenn er oder sie Christen sind. Aber eigentlich müsste dann unser Urvertrauen gestärkt sein, weil es Hoffnung gibt, das eigene Leben nicht nur leichter werden kann, sondern Ziele finden. Und natürlich hat dann jeder als eine Christin oder Christ mit anderen Dingen zu kämpfen, denn die 10 Gebote sind zwar ein Geländer nicht herunter zu fallen und die Bergpredigt soll uns eigentlich motivieren menschlicher zu werden. Mein Leben bekommt Aufgaben. Nicht selten gilt es so gegen den Strom zu schwimmen. Aber auch als Gläubiger muss ich immer unterscheiden, ob es in der Kommunikation um Meinung geht, oder Wahrheit. Beispielsweise sind auch unsere Naturgesetze, wie etwa der Klimawandel, sowie der schon immer desolate Zustand unserer Welt Wahrheiten. Die wirklich perfekte Wahrheit über alles, den Lebenssinn, oder eine Formel über alles im Universum, dann letztlich Gott, sehen wir – sagt es ebenfalls die Bibel – nur wie durch einen dunklen Spiegel. Was ich und wir hier tun, und was wir tun sollten, ist Meinungen zu haben, aber es gibt nur weniges was definitiv Wahrheit ist und eine absolute Wahrheit hat nur Gott. Leider wird auch Meinung (für die man gute Gründe hat) oft mit Wahrheit verwechselt. Wenn dann diese Meinung als Wahrheit von mir auch absolut gesetzt wird, und jemand anderer hat eine entgegengesetzte andere absolute Wahrheit, dann muss ein großes Problem entstehen. Dies fängt mit Streit an und hört beim Mord oder Krieg auf. Leider. Aber dieses Problem betrifft alle Menschen und dabei geht es durchaus um Kleinigkeiten. Dazu hat Jesus allen vorgeschlagen, niemand zu richten, denn mit dem gleichen Maß mit dem wir hier messen, werden wir dann auch (von Gott) gemessen. Ich jedenfalls lasse mich wirklich immer wieder von Vorurteilen gegen andere leiten und bin wenig tolerant. Wenn meist andere Menschen auch anders denken, ist dies absolut logisch. Wir würden es auf Dauer nicht aushalten, wenn wir alle gleich denken würden und nichts wäre öder und langweiliger als ein solches Leben. Jedenfalls so wie ich Gott erlebe, lässt er mir die Freiheit eine eigene Meinung zu haben, es gibt Dinge die ich nicht glauben kann und jeder darf auch über den Glauben eigene Auffassungen vertreten. Nur in Sekten muss man alles glauben, bis auf den Punkt und das Komma. Die Freiheit eines Christenmenschen, hat Luther ähnlich gesagt, sehr groß. Aber wir haben dann auch eine große Verantwortung. Ich glaube auch, daß der Heilige Geist nur bei mir und uns allen weht, wenn wir ihn lassen. Als Kinder Gottes sind wir wirklich (wie) Kinder und keine Sklaven der Unfreiheit.

    • Dem muss ich entschieden widersprechen. Selbstverständlich macht mich der rechte Glaube gegenüber den Zumutungen der Welt immer widerstandsfähiger und damit nicht nur seelisch, sondern (im Nachgang) auch körperlich gesünder. Wobei Letzteres (zwecks Erziehung ) auch erst einmal ausbleiben kann. Ich habe ALLEIN durch den rechten Glauben mich von starken Depressionen und sonstigen seelischen Konflikten befreit.
      Mehr darüber erfährst du auf meiner gleichnamigen website bei wordpress und auf independend academia unter meinem Namen.

  4. Christlicher Glaube, Zuversicht und Urvertrauen

    Unser Glaube ist keine Ressource zur Lebensbewältigung. Aber er setzt Ressourcen frei, die zur Lebensbewältigung dienen. Der Christliche Glaube und mentale Gesundheit hängen also (eng?) zusammen. Wobei es darauf ankommt, welcher Stellenwert mein Glaube im Leben besitzt. Allerdings bin ich schon davon überzeugt, daß mein Gottesbild – so falsch oder richtig es auch sein könnte – so das Maß der Hoffnung und allen Optimismus bestimmt. Wer etwa mit seinen Eltern, aus welchen Gründen auch immer, sehr schlechte Erfahrungen machte, vermag möglicherweise Gott als Vater und Mutter gleichzeitig eher vorsichtig gegenüber stehen. Oder wenn mein Gottesbild den strafenden Gott des zweiten Schöpfungsberichtes im Auge hat, Gott der Herr der uns aus Lehn (aus Materie) fertigte und und wenn von mir nur Asche übrigbleibt, der mich als Eigentum betrachtet mit dem er macht was er will: Vor dem werde ich im Zweifel Angst haben und wenn ich ihm gehorsam bin, dann nie freiwillig, nur fremdbestimmt. Wer glaubt, daß Gott selbst das unendliche Weltall, unseren kleinen Planeten und mich selbst als winziges Geschöpf schon vor seinem Entstehen und vor der Geburt liebte, der muss zwangsläufig eine hoffnungsvolle Perspekte haben. Wir machen uns nicht Gott, der ist der er sein wird, aber öfters besteht das Gottesbild aus Projektionen unseres Lebens. Zumal Urvertrauen kann optimal nur haben, wer daran fest glaubt, daß er niemals ins Bodenlose fallen kann, auch nicht beim Sterben, weil er immer in der Hand eines gütigen Gottes landet. Der uns möglicherweise zurecht die Leviten liest beim himmlischen Kehraus, der aber am Kreuz von Golgatha längst alle Schuld auf Null stellte. Wir sind unverdient so freigesprochen, haben aber hier im Leben zumindest dann ein Problem wenn wir glauben, wir seien doch einfach so wie wir sind schon in Ordnung. Eben nicht wenn ich die Nachrichten sehe oder die vor 10 Jahren, sie zeigen daß die alte Schöpfung unter der Sünde seufzt, aber daß unsere Erlösung naht.

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