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Glaubensheld? Wie Gideon es in die biblische „Hall of Fame“ schaffte

Gideon zweifelt trotz mehrerer Zeichen ständig an Gottes Auftrag – und baut gegen Ende seines Lebens ein Götzenbild. Was macht so einen Mann zu einem Glaubenshelden?

Von Andreas W. Quiring

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Gideon war sein ganzes Leben lang unsicher, verzagt und ängstlich und hat am Ende so großen Mist gebaut, dass man sich wundern muss, warum sein Name auf dieser illustren Liste (konkret: in Hebräer 11,32) erscheint. Schauen wir uns doch einmal das Leben dieses zweifelhaften Mannes an: Wir lernen Gideon kennen, als er ängstlich damit beschäftigt ist, Weizen vor den Feinden des Volkes Israel in Sicherheit zu bringen. Okay, das machten damals alle so. Denn insbesondere die Midianiter waren nicht zimperlich, wenn sie auf ihren regelmäßigen Raubzügen das Land überfielen und es verwüsteten.

Gideon reagiert auch sehr zögerlich, als ein Engel Gottes ihn höchstpersönlich darüber informiert, dass er der Retter Israels sein wird. Er weist abwehrend auf seinen geringen Stand in der Gesellschaft hin. Außerdem möchte er gerne eine Bestätigung, dass es sich wirklich um einen Engel Gottes handelt. Danach spricht Gott direkt zu Gideon und gibt ihm den Auftrag zu einer unpopulären Aktion, die ihm jede Menge Ärger einbringen wird.

Gott lässt sich auf Gideons Forderung ein

Gideon gehorcht, aber weil er sich vor seiner Familie und der Stadtbevölkerung fürchtet, erfüllt er den Auftrag bei Nacht. Und als die Situation wieder einmal äußerst bedrohlich wird, weil sich die Midianiter, die Amalekiter und die Söhne des Ostens gegen das Volk Israel verbündet haben, stellt Gideon zwar ein Heer zusammen, aber er ist sich so unsicher, dass er Gott um ein Zeichen bittet: „Wenn du Israel durch meine Hand retten willst, so wie du geredet hast – siehe, ich lege frisch geschorene Wolle auf die Tenne. Wenn Tau auf der Wolle allein sein wird und auf dem ganzen Boden Trockenheit ist, dann werde ich erkennen, dass du Israel durch meine Hand retten wirst, wie du geredet hast.“

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Gott lässt sich auf Gideons Forderung ein. Am nächsten Morgen ist so viel Wasser in der Wolle, dass man eine ganze Schüssel damit füllen kann, während der Boden rundum staubtrocken ist. Aber das reicht Gideon nicht. Er braucht ein weiteres Zeichen. Diesmal soll die Wolle trocken bleiben und der Boden ringsum vom Tau nass sein.

Tragisch, aber es muss der Vollständigkeit halber hier erwähnt werden: Gegen Ende seines Lebens fertigt Gideon ein goldenes Götzenbild an, das von ganz Israel verehrt und, wie es in der Bibel heißt, „Gideon und seinem Haus zur Falle“ wird. Nach seinem Tod zieht tatsächlich das Chaos wieder ein – sowohl im Volk als auch in seiner Familie.

Authentisch, gehorsam, demütig

Also: Was macht so einen Mann zum Glaubenshelden? Betrachten wir ein paar Eigenschaften von Gideon:

Gideon war authentisch. Er war sich und Gott gegenüber absolut ehrlich. Er kannte seine Schwächen und Fehler und stand dazu. Es zeigt sich: Die Wahrheit macht uns frei, sie ist eine wesentliche Voraussetzung für Vertrauen.

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Gideon war gehorsam. Er hat sich niemals geweigert, Gottes Aufträge auszuführen. Zwar hatte er seine Zweifel und Ängste, aber er gehorchte – manchmal auch sicherheitshalber bei Nacht. 

Gideon war demütig. Ruhm war keine Option. Denn wenn man mit 300 Mann mehr als 120.000 Feinde besiegt, dann kann man darauf nicht wirklich stolz sein. So etwas geht nur mit Gottes Hilfe. Später verzichtet Gideon auch auf die Königswürde, er bleibt demütig.

Diese Eigenschaften sind sicher eine gute Voraussetzung für eine gute Beziehung mit Gott. Aber die Geschichte von Gideon macht deutlich, dass wir es letztlich allein Gott zu verdanken haben, wenn unser Glaube wirksam ist: wenn Umstände verändert und Siege errungen werden; besonders dann, wenn wir unsicher und verzagt sind, wenn wir uns selbst wenig zutrauen, wenn die Umstände bedrohlich und die Gegner übermächtig scheinen. Unser Glaube ist nichts, worauf wir uns irgendetwas einbilden können. Im Gegenteil, die Biografie Gideons zeigt wie kaum eine andere Geschichte in der Bibel, wie geduldig, barmherzig und nachsichtig Gott mit Menschen umgeht, die an sich selbst zweifeln.

„Es kommt nicht darauf an, wie wir uns selbst oder wie andere uns sehen. Was allein zählt, ist, wie Gott uns sieht.“

Schauen wir uns Gottes Handeln konkret an: Gott kannte Gideon gut – mit all seinen Zweifeln und Unsicherheiten. Und doch spricht ihn der Engel Gottes bei der ersten Begegnung so an: „Der Herr ist mit dir, du tapferer Held!“ Gideon selbst hätte sich nie als einen „tapferen Helden“ bezeichnet. Aber es kommt nicht darauf an, wie wir uns selbst oder wie andere uns sehen. Was allein zählt, ist, wie Gott uns sieht.

Gott gibt Gideon mit einer scheinbar unerschöpflichen Geduld immer wieder die Bestätigung, die er braucht. Direkt am Anfang ermutigt er ihn: „Ich werde mit dir sein, und du wirst Midian schlagen wie einen einzelnen Mann.“ Als Gideon von dem Engel ein Zeichen zur Bestätigung fordert, geht dieser auf diesen Wunsch ein und reagiert mit einer ziemlich spektakulären Feuershow.

Gott hat Geduld und Nachsicht mit Zweiflern

Als sich ein riesengroßes Heer gegen Israel versammelt, rüstet Gott Gideon mit seinem Heiligen Geist aus – und damit mit allem, was ein erfolgreicher Heerführer benötigt. Trotzdem hat Gideon Zweifel und braucht eine weitere Bestätigung. Gott lässt sich deshalb netterweise auf die Sache mit der Wolle ein und gibt ihm gleich zweimal das gewünschte Zeichen.

Aber Gott hat nicht nur Geduld und Nachsicht mit unseren Zweifeln, manchmal fordert er uns auch direkt heraus. Gideon war sicher ganz froh, dass es ihm immerhin gelungen ist, wenigstens aus vier der insgesamt zwölf Stämme Israels eine vergleichsweise kleine Streitmacht von 32.000 Mann zusammenzustellen. Aber Gott sagt: „Zu zahlreich ist das Volk, das bei dir ist, als dass ich Midian in ihre Hand geben könnte. Israel soll sich nicht gegen mich rühmen und sagen: Meine Hand hat mich gerettet.“

„Für Gideon war das sicher eine Zumutung! Aber Gott geht liebevoll auch darauf ein.“

Gideon muss alle, die furchtsam und verzagt sind, nach Hause schicken. Wahrscheinlich wäre er selbst gerne mitgegangen. Jedenfalls bleiben nur noch 10.000 Mann übrig. Für Gott sind das immer noch zu viele. Am Schluss kann Gideon lediglich über 300 Männer verfügen. Für Gideon war das sicher eine Zumutung! Aber Gott geht liebevoll auch darauf ein und empfiehlt ihm in der Nacht vor der Schlacht, den Feind zu belauschen.

Weil er weiß, dass unser Held selbst dafür zu ängstlich sein könnte, sagt er: „Und wenn du dich fürchtest, hinabzugehen, dann geh‘ du mit deinem Burschen Pura zum Heerlager hinab! Da wirst du hören, was sie reden und danach werden deine Hände gestärkt werden.“ Gideon erlauscht, wie ein feindlicher Soldat seinem Kameraden von einem Traum erzählt, der den großartigen Sieg Gideons beschreibt.

Die Basis für unseren Glauben

Gideons Glaubensleben beginnt damit, dass Gott ihn als „tapferen Helden“ bezeichnet. Das ist die Basis für unseren Glauben: Dass wir endlich das im Vertrauen annehmen, was Gott in uns sieht, was er über uns denkt und sagt. Und wir können sicher sein, dass Gott Nachsicht mit unseren Schwächen und Fehlern hat. Er gibt uns alle Bestätigungen, Ermutigungen und Zusprüche, die wir brauchen. Und schließlich stellt Gott uns auch vor Herausforderungen, in denen er uns nicht im Stich lässt.

Letztlich ist es also nicht Gideons Verdienst, dass er einen Platz auf der Liste der Glaubenshelden hat, sondern Gottes freundliche Gnade. Auf diese Weise hilft Gott uns, unsere Zweifel zu überwinden und mutige Glaubensschritte zu gehen.

Andreas W. Quiring arbeitet als Fundraiser für die Deutsche Herzstiftung. 

Die Geschichte von Gideon mit allen interessanten Details kann man in der Bibel nachlesen: im Alten Testament im Buch der Richter, Kapitel 6-8.


Ausgabe 1/23

Dieser Artikel ist in der Männerzeitschrift MOVO erschienen. MOVO ist Teil des SCM Bundes-Verlags, zu dem auch Jesus.de gehört.

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